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KASSEN/713: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 17.03.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 17. März 2010


→  Ärztliche Selbstverwaltung befürwortet Röslers Ambitionen in der Arzneimittelpolitik
→  Dr. Till Spiro als Vorstandsvorsitzender der KV Bremen zurückgetreten
→  KV Rheinland-Pfalz: VV musste Beschluss zum Solidaritätsfonds aufheben
→  Konzept "Aktiver Rücken" in Berlin erfolgreich
→  KV Baden-Württemberg fürchtet um ärztliche Versorgung
→  IQWiG veröffentlicht Handbuch zur Adaptierung von Leitlinien zur Krebsbehandlung
→  BPtK: Bei Rückenschmerzen kann Psychotherapie helfen
→  Versorgungsinnovation 2010

Raute

___Aus KBV und KVen___

Ärztliche Selbstverwaltung befürwortet Röslers Ambitionen in der Arzneimittelpolitik

Der Vorstand der KBV, Dr. Carl-Heinz Müller, hat die Pläne des Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler (FDP) begrüßt, die Preisbestimmungen von Arzneimitteln umzubauen beziehungsweise Pharmafirmen dazu zu zwingen, mit den Krankenkassen in Preisverhandlung zu treten. "Es ist gut, dass die Selbstverwaltung in dem Konzept des Ministers eine wichtige Rolle bei der Preisbestimmung von Arzneimitteln einnimmt. Doch wir sind auf die Details seiner Pläne gespannt", sagte Müller. "Unser Ziel ist es weiterhin, die niedergelassenen Ärzte von der Preisverantwortung bei Arzneimitteln zu befreien und diese auf die Krankenkassen und die Pharmaindustrie zu übertragen", betonte der KBV-Vorstand.

Der Vize-Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, befürwortete ebenfalls Röslers Vorhaben zu Einsparungen im Arzneimittelsektor. Bislang habe Sparpolitik bei den Ärzten und Krankenhäusern und nicht bei der Pharmaindustrie angesetzt, argumentierte er. Sein Vorstandskollege Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der BÄK, forderte eine gerechtere Ausgestaltung der Arzneimittelpreise. In Deutschland etwa kosten sie viel mehr als andernorts. In dem Zusammenhang forderte er erneut, die Mehrwertsteuer für Medikamente zu reduzieren.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Dr. Bernd Wegener, kritisierte die Unsachlichkeit der Debatte. Er mahnte dazu, eine tragfähige Balance zwischen notwendigen Innovationen, Wettbewerbsregeln im generischen Markt und den Arzneimittelausgaben zu finden.

(KBV-Pressemitteilung, 11. März, Pressemitteilung der BÄK, 11. März, Pressemitteilung der BÄK, 15. März, Pressemitteilung des BPI, 16. März)


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Dr. Till Spiro als Vorstandsvorsitzender der KV Bremen zurückgetreten

Dr. Till Spiro ist mit sofortiger Wirkung als Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen sowie von allen weiteren Ämtern zurückgetreten. Spiro gab für seine Entscheidung persönliche Gründe an. Der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Thomas Liebsch, erklärte: "Mit Till Spiro geht ein Mann mit klaren und gradlinigen Positionen, der in den vergangenen acht Jahren unter Einsatz aller Kräfte die KV Bremen vorangebracht und die Interessen ihrer Mitglieder verteidigt hat. Das Verhältnis zwischen dem Vorstand und der Vertreterversammlung war stets offen und vertrauensvoll. Der Rücktritt bedeutet einen herben Verlust."

Spiro wurde im April 2002 zum Vorsitzenden der KV gewählt, zunächst im Ehrenamt, nach der Wiederwahl ab dem 1. Januar 2005 als hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender. Seit 2004 war der Radiologe Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Bremen. Daneben setzte er sich für die Interessen der Bremer und Bremerhavener Ärzte und Psychotherapeuten in zahlreichen bundesweiten Gremien ein. Er war unter anderem Kuratoriumsvorsitzender des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI). In einer Sondersitzung am 27. April will sich die Vertreterversammlung über das weitere Vorgehen verständigen.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 17. März)


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KV Rheinland-Pfalz: VV musste Beschluss zum Solidaritätsfonds aufheben

Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz musste in ihrer Sitzung am 10. März den Beschluss zum Sicherstellungsfonds aufheben. "Weder die Politik noch die beteiligten Krankenkassen haben sich dieser solidarischen Lösung zum Erhalt der ambulanten medizinischen Versorgung angeschlossen", kommentierte der Vorsitzende der KV, Sanitätsrat Dr. Günter Gerhardt, die Entscheidung. Diese Feststellung sowie die Erkenntnis, dass bei alleiniger Verantwortlichkeit der KV eine Umverteilung auf betroffene Kollegen rechtlich nicht durchführbar sei, habe die VV zu diesem Entschluss gezwungen.

Die Delegierten der VV wollten sich im November vergangenen Jahres mit den Verlierern der Honorarreform solidarisieren und hatten beschlossen, dass für zwei Quartale ein zusätzlicher Verwaltungskostensatz von 0,5 Prozent des Honorars erhoben werden soll. Geplant war, Praxen zu helfen, die aufgrund der Honorarumstellung im Jahr 2009 in ihrer Existenz bedroht sind und deren Ausfall die Sicherstellung der ambulanten Versorgung gefährden könnte.

(Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 15. März)


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Konzept "Aktiver Rücken" in Berlin erfolgreich

Rechtzeitig zum Tag der Rückengesundheit am 15. März haben die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin und die KKH-Allianz auf das einjährige Jubiläum ihre Projektes "Aktiver Rücken" hingewiesen. Ziel des Versorgungskonzeptes ist, Patienten mit Rückenschmerzen, der Volkskrankheit Nummer eins, optimal zu behandeln. "Wir sind stolz, dass dieses Projekt nach so kurzer Zeit so gut läuft, denn die meisten deutschen Rückenschmerzkonzepte richten sich ausschließlich an Patienten, die bereits unter starken Rückenschmerzen leiden. Das Behandlungsprogramm Aktiver Rücken setzt einen Schritt früher an. Wir wollen, dass es erst gar nicht zu den chronischen Rückenbeschwerden kommt", erklärte Dr. Angelika Prehn, Vorstandsvorsitzende der KV Berlin.

Um dieses Ziel umzusetzen wurde ein Netzwerk aus Vertragsärzten, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen aufgebaut, die sich um jeden einzelnen Patienten kümmern. "Durch eine enge Vernetzung und Absprachen der jeweiligen Spezialisten werden seit einem Jahr Schnittstellenprobleme vermieden. Notwendige Behandlungsmaßnahmen können so schnell und effizient eingeleitet werden. Dadurch können die Krankheitsursachen der Patienten wesentlich schneller erkannt, Langzeitfolgen vermieden und somit unnötige Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden", so Klaus Böttcher, Hauptabteilungsleiter der KKH-Allianz.

(Pressemitteilung der KV Berlin, 15. März)


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KV Baden-Württemberg fürchtet um ärztliche Versorgung

Trotz des derzeit hohen Versorgungsstandards in Baden-Württemberg befürchtet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg in den kommenden Jahren massive Einschnitte. Anlässlich der Vorstellung des Versorgungsberichtes 2009 warnte Vorstandsmitglied Gisela Dahl davor, dass in Zukunft für zahlreiche Praxen auf dem Land keine Nachfolger mehr gefunden werden könnten. Auch der demografische Wandel sei eine Herausforderung für die ärztliche Versorgung im Land. In fünf Jahren könnte es deshalb massive Einschnitte bei der wohnortnahen ärztlichen Versorgung geben. Dahl forderte die Kommunen auf, sich noch stärker um die Ärzte zu bemühen. Zudem schlug sie eine Reform des Medizinstudiums vor. Viele Studenten strebten ausschließlich in die Spitzenmedizin und würden eine Niederlassung als Hausarzt gar nicht mehr in Erwägung ziehen, so Dahl.

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 17. März)

Raute

___Aus den Verbänden___

IQWiG veröffentlicht Handbuch zur Adaptierung von Leitlinien zur Krebsbehandlung

Im Zusammenhang mit medizinischen Leitlinien zur Behandlung von Krebs hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ein Handbuch zur sogenannten Adaptierung von Leitlinien erarbeitet. Dieses soll Ländern dabei helfen, internationale Krebsleitlinien an ihren nationalen Versorgungskontext anzupassen. Das Handbuch richtet sich an alle, die Krebsleitlinien entwickeln, solche in die Versorgung einführen und an Ärzte, die Krebspatienten behandeln. Es war Teil eines inzwischen abgeschlossenen Projekts des Netzwerks Coordination of Cancer Clinical Practise Guidelines (CoCanCPG), in dem sich das IQWiG mit 15 anderen, internationalen Organisationen zusammengeschlossen hat. Hintergrund des Zusammenschlusses war der Umstand, dass medizinische Leitlinien zur Behandlung von Krebs international stark voneinander abweichen und sich teilweise sogar widersprechen. Außerdem sind manche Leitlinien zu bestimmten Indikationen gleich mehrfach vorhanden, während andere unvollständig oder nur lückenhaft wissenschaftlich belegt sind. Diese Probleme will CoCanCPG beseitigen.

(Pressemitteilung des IQWiG, 17. März)


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BPtK: Bei Rückenschmerzen kann Psychotherapie helfen

Die meisten Rückenschmerzen sind nicht durch Schäden an den Bandscheiben verursacht. Vielmehr sind psychosoziale Faktoren dafür entscheidend, ob Rückenschmerzen nach ein paar Tagen wieder von selbst verschwinden oder sich aber verfestigen. Darauf hat Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), anlässlich des diesjährigen Tages der Rückengesundheit am 15. März hingewiesen. Dabei würden sechs Stunden Psychotherapie bereits reichen, um akute und chronische Rückenschmerzen nachhaltig zu lindern, so Richter. Dabei verwies er auf eine Studie aus England, in der sich 600 Patienten wegen ihrer Rückenschmerzen an einer Psychotherapie beteiligt haben. Diese half den Teilnehmern dabei, die +Bedeutung negativer Gedanken und Einstellungen zu verstehen und möglichst schnell wieder körperliche Aktivitäten aufzunehmen. So waren bei 60 Prozent der Patienten aus der Therapiegruppe auch ein Jahr nach der Behandlung die Rückenschmerzen verringert. In der Kontrollgruppe ohne eine psychotherapeutische Behandlung lag die Erfolgsquote hingegen nur bei 31 Prozent.

(Pressemitteilung der BPtK, 15. März)

Raute

___KBV Messe___

Versorgungsinnovation 2010

29. bis 31. März 2010 in Berlin

Medizinischer Fortschritt
... wird in der Öffentlichkeit oft mit technischen oder pharmazeutischen Innovationen gleichgestellt. Innovative Weiterentwicklungen von Versorgungsstrukturen und -prozessen rücken dabei in den Hintergrund. Doch auch sie sind für den Fortschritt von grundlegender Bedeutung, wenn nicht sogar die Voraussetzung und Rahmenbedingung für eine nachhaltige Versorgung. Viele solcher KBV-Modelle haben die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kooperation über die Versorgungsbereiche hinweg gefördert: Mittlerweile existieren Angebote für bestimmte Krankheitsbilder, für ausgewählte Zielgruppen oder mit spezifischen Strukturen.

Um solche Modelle vorzustellen, veranstalten wir vom 29. bis 31. März 2010 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin die erste KBVMesse / Versorgungsinnovation 2010. Wir laden Sie herzlich zum direkten Austausch mit den Akteuren vor Ort ein: Diskutieren Sie an den Messeständen und in den Foren über Inhalte, Ziele und Konditionen konkreter Verträge.

Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
Dr. Andreas Köhler, Dr. Carl-Heinz Müller



Die KBV Messe ist ein Marktplatz für Projekte, die

in der Praxis laufen und einen Innovationsgehalt aufweisen, der auf andere Strukturen oder Regionen übertragbar ist.
praxisbereit sind und Partner für die Umsetzung suchen.

Kernziele der KBV Messe sind
- das Spektrum patientenorientierter ambulanter Versorgung abzubilden
- Kompetenzen herauszustellen
- Versorgungsinnovationen allen Versicherten zugänglich zu machen

Aktuelle Programmübersicht
- Programm-Gesamtüberblick (PDF, 2 MB) [1]
- 29. März 2010: Perspektiven der Versorgungsplanung
  Einsatz geocodierter Daten
- 30. März 2010: Versorgungsmesse und Fachforen
- 31. März 2010: Industrieausstellung und Seminare

Anmeldung und Anfahrt
- Anmeldung
- Veranstaltungsort und Anfahrtsbeschreibung

Aussteller und Partner
- Aussteller der Versorgungsmesse
- Industrie-Ausstellung
- Partner der Messe



[1] http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003760381

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 17. März 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2010