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KASSEN/784: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 09.02.2011 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 9. Februar 2011


→  SPD-Gesetzentwurf zur Verkürzung von Wartezeiten in Facharztpraxen stößt auf Kritik
→  Liebsch bleibt Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Bremen
→  KVWL und KVHH kritisieren neue Vergütungsregeln bei Hausbesuchen
→  KV Bremen richtet Koordinierungsstelle für Weiterbildung von Allgemeinmedizinern ein
→  BPtK will höchstens drei Wochen Wartezeit für psychisch Kranke
→  Experten fordern bessere Behandlung seltener Erkrankungen
→  AkdÄ befürwortet unabhängige Arzneimittelstudien

Raute

___Aus Berlin___

SPD-Gesetzentwurf zur Verkürzung von Wartezeiten in Facharztpraxen stößt auf Kritik

Für heftige Kritik hat ein Gesetzentwurf der SPD-Bundestagsfraktion gesorgt, der darauf zielt, die Wartezeiten in Facharztpraxen zu verkürzen. Der Entwurf sieht Geldbußen und einen zeitweiligen Entzug der Zulassung für Mediziner vor, die gesetzlich Versicherte zu lange auf einen Behandlungstermin warten lassen. Zudem sollten Krankenkassen mit fingierten Testanrufen in Praxen überprüfen, ob Privatpatienten schneller einen Termin erhalten als Kassenpatienten.

Ärzte, Krankenkassen und Politiker zeigten sich empört. "Dieser Vorstoß trägt planwirtschaftliche Züge einer überbordenden Kontrollwut", sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler. Die Testanrufe bedeuteten einen "Rückfall in die alte Misstrauenskultur" der früheren Bundesregierung, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn kritisierte die SPD wegen ihrer "drakonischen Strafen" und ihres "Pauschalverdachts". Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen sprach sich gegen ein System von neuen Strafen aus.

Als Reaktion auf die Proteste ist die SPD zurückgerudert. Demnach hätte die Ärzteschaft in den ersten zwei Jahren die Gelegenheit, eigenständig für eine rasche Terminvergabe zu sorgen. "Erst wenn das nichts gebracht hat, soll der Gesetzgeber die Strafen selbst bestimmen", so Lauterbach.

(Pressemitteilung der KBV, 7. Februar; Süddeutsche Zeitung, 7. Februar; Ärzte Zeitung, 8. Februar)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Liebsch bleibt Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Bremen

Als Vorsitzender der Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen ist der Allgemeinmediziner Dr. Thomas Liebsch für eine neue Amtszeit bestätigt worden. Sein neuer Stellvertreter ist der Gynäkologe Dr. Andreas Umlandt. Die VV besteht aus 20 Ärzten und Psychotherapeuten aus Bremen und Bremerhaven. Die Legislaturperiode endet am 31. Dezember 2016.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 9. Februar)


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KVWL und KVHH kritisieren neue Vergütungsregeln bei Hausbesuchen

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe und die KV Hamburg haben den Beschluss des Bewertungsausschusses zur Erhöhung des Honorars für Vertragsärzte bei Haus- und Heimbesuchen kritisiert. Grund dafür ist die Herausrechnung der Besuche aus den Regelleistungsvolumen (RLV), um sie höher als bisher vergüten zu können. Das zusätzliche Geld soll aus der allgemeinen Behandlungspauschale entnommen werden. Dies habe ein Absinken der RLV zur Folge. "Für KVen, in denen schon jetzt das Finanzvolumen nicht ausreicht, um die Kernleistungen im RLV zu vergüten, ist das negativ", so Dr. Wolfgang-Axel Dryden, Vorstand der KV Westfalen-Lippe. Dieter Bollmann, Vorsitzender der KV Hamburg, resümiert: "So können wir den Beschluss nicht umsetzen, denn dann hätten wir noch nicht einmal mehr ausreichend Geld, um die Grundversorgung zu finanzieren."

(Ärzte Zeitung, 7. Februar; Pressemitteilung der KV Hamburg, 9. Februar)


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KV Bremen richtet Koordinierungsstelle für Weiterbildung von Allgemeinmedizinern ein

Um dem drohenden Hausärztemangel zu begegnen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen in Zusammenarbeit mit der zuständigen Ärztekammer und der Bremer Krankenhausgesellschaft eine Koordinierungsstelle für die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin eingerichtet. Diese informiert über spezielle Angebote und Veranstaltungen, hilft bei der Suche nach freien Stellen in Praxen und Kliniken, vermittelt Tutoren und unterstützt bei Anträgen auf Fördergeld.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 8. Februar)

Raute

___Aus den Verbänden___

BPtK will höchstens drei Wochen Wartezeit für psychisch Kranke

Die Wartezeiten für psychisch kranke Menschen sollten drei Wochen nicht überschreiten. Das fordert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in ihrer Stellungnahme zum geplanten Versorgungsgesetz. "Wer in einer psychischen Krise steckt, findet meist keinen Psychotherapeuten, sondern landet nur auf einer Warteliste. Selbst in relativ gut versorgten Großstädten erhält ein Patient häufig erst nach Wochen einen ersten Gesprächstermin", kritisierte BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter. Der Vorschlag der CDU/CSU, die Wartezeiten auf einen Facharzttermin durch ein Terminmanagement der Krankenkassen zu verkürzen, reiche seiner Ansicht nach nicht aus. "In der Versorgung von psychisch kranken Menschen stoßen wir seit Langem an Kapazitätsgrenzen, die sich nur durch ein größeres Angebot von Behandlungsplätzen lösen lassen", sagte Richter. Die aktuelle ambulante Bedarfsplanung unterschätze den Bedarf an psychotherapeutischen Behandlungsplätzen "erheblich".

(Pressemitteilung der BPtK, 8. Februar)


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Experten fordern bessere Behandlung seltener Erkrankungen

Mehr Spezialisten und spezialisierte Einrichtungen für die Behandlung von Patienten mit seltenen Erkrankungen sind auf dem 35. Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer gefordert worden. Zudem müsse die Diagnose seltener Erkrankungen stärker Eingang in die Weiter- und Fortbildung von Hausärzten finden, appellierten Experten. "Das Problem bei seltenen Erkrankungen ist die oftmals schwierige und langwierige Suche nach einer Diagnose", erklärte Dr. Christine Mundlos von der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen e. V. Häufig müssten die Patienten mit ihren komplexen körperlichen Beschwerden erst jahrelang von Arzt zu Arzt laufen, bis eine seltene Erkrankung erkannt werde. Vielen Ärzten fehle das Bewusstsein, dass der Patient an einer seltenen Erkrankung leiden könnte - dabei leben etwa vier Millionen Menschen in Deutschland mit einer der 5.000 bis 7.000 weltweit bekannten seltenen Erkrankungen. Eine Krankheit gilt als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen von dieser betroffen sind. Die meisten dieser Krankheiten sind genetischen Ursprungs und gelten als nicht heilbar.

(Pressemitteilung der BÄK, 4. Februar)


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AkdÄ befürwortet unabhängige Arzneimittelstudien

Öffentliche Gelder für nichtkommerzielle, herstellerunabhängige Arzneimittelstudien hat der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Prof. Wolf-Dieter Ludwig, gefordert. Auf einem Symposium der AkdÄ im Rahmen des 35. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer verwies Ludwig auf die Neuregelungen des am 1. Januar in Kraft getretenen Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes. Dieses verpflichtet die Hersteller, für Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen unmittelbar bei der Markteinführung Nachweise über den Zusatznutzen vorzulegen. Ludwig warnte davor, dass die Pharmaunternehmen negative Ergebnisse zur Wirksamkeit und zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen nicht oder erst verzögert lieferten. Der Gemeinsame Bundesausschuss solle deshalb die Möglichkeit erhalten, weitere unabhängige klinische Studien zu fordern, um eine fundierte Bewertung abgeben zu können.

Nach Ansicht des Leiters des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Prof. Jürgen Windeler, seien industriefinanzierte Studien methodisch nicht schlechter als andere. Allerdings seien unabhängig finanzierte Studien nötig, um Fragen zu bearbeiten, die in Herstellerarbeiten nicht thematisiert würden.

(Pressemitteilung der AkdÄ, 7. Februar)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 9. Februar 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2011