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DEMENZ/294: Tipps vom Alzheimer-Telefon - Besuchsverbot nach dem Einzug ins Heim? (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 4/16
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Besuchsverbot nach dem Einzug ins Heim?
Tipps vom Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14

Von Laura Mey, DAlzG


Frau Braun schildert am Alzheimer-Telefon:
"Meine Mutter hat seit drei Jahren die Diagnose Alzheimer. Bis vor kurzem hat sie noch alleine in ihrer Wohnung gelebt. Doch auch mit Unterstützung kam sie immer schlechter zurecht. Da ich sie nicht so intensiv betreuen konnte, wie es notwendig gewesen wäre, war ich in ständiger Sorge, dass etwas passieren könne. Schließlich fanden wir einen Platz im Pflegeheim. Gestern hat der Umzug stattgefunden. Das Personal hat mir geraten, dass ich meine Mutter in den nächsten 14 Tagen nicht besuchen solle. Sie gerate dann nicht durcheinander und gewöhne sich schneller und besser ein. Mir fällt es sehr schwer mich an diesen Rat zu halten. Wie sehen Sie das?"

Ich erkläre Frau Braun, dass der Umzug in ein Heim für alle Beteiligten immer ein großer Einschnitt ist. "Ihre Mutter muss sich jetzt in einer neuen Umgebung mit neuen Abläufen zurechtfinden und ist mit vielen neuen Gesichtern konfrontiert. Das fällt selbst Menschen ohne Demenz nicht leicht. Und für Sie als Tochter ist es natürlich auch schwierig. Als Angehörige leidet man mit, hat unter Umständen Schuldgefühle, aber auch Hoffnung, dass sich die Mutter gut einleben und sich dort wohl fühlen wird. Immer wieder berichten Angehörige, dass sie nach dem Einzug ins Heim gebeten werden, die erste Zeit fern zu bleiben. Dies sei am besten, um die demenzkranke Person nicht zusätzlich zu verwirren und ihr die Eingewöhnung zu erleichtern.

Aus unserer Erfahrung ist es aber anders besser: Wenn möglich sollte man die erste Zeit des Einzugs eng begleiten und Familienmitglieder und Freunde einbeziehen. Sie können mit Ihrer Mutter gemeinsam die neue Umgebung erkunden und ihr dabei helfen, Kontakte zu anderen Bewohnern zu knüpfen. Vielleicht erkennen Sie auch, was sie noch braucht, um sich zuhause fühlen zu können. Wenn Sie dem Personal vermitteln, welche Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen und Interessen Ihre Mutter hat, hilft das auch den Mitarbeitenden, Ihre Mutter zu verstehen und auf sie eingehen zu können. Daher lohnt es sich mit dem Personal nochmals zu sprechen und zu erklären, warum für Sie die Besuche bei Ihrer Mutter wichtig sind und Sie Ihre Mutter gerade jetzt nicht allein lassen möchten.

Versuchen Sie bei Ihren Besuchen aufkommende Gefühle von Zweifel, Unsicherheiten oder Trauer 'draußen' zu lassen. Denn diese Gefühle wird Ihre Mutter sicherlich wahrnehmen, und das kann ihr das Einleben erschweren. Die innere Haltung während Ihrer Besuche sollte möglichst positiv und zuversichtlich sein. Mit dieser Ausstrahlung und dem Zutrauen, dass Sie beide - jede auf ihre Weise - es schaffen werden die Veränderungen zu meistern, wird dies so gut wie möglich gelingen."

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 4/16, S. 22
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2017

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