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DIABETES/1526: Fragen und Antworten - "Gesund bleiben mit Diabetes - Was ist neu?" (diabetesDE)


diabetesDE - 25.11.2011

Chat-Protokoll zum Thema
"Gesund bleiben mit Diabetes - Was ist neu?"

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 24. November 2011
mit dem Experten: PD Dr. med. Martin Füchtenbusch


Protokoll der Sprechstunde

Dieter H. fragt:

Gibt es neue Möglichkeiten in der Kombinationen in der Tabletten- und Insulinbehandlung des Diabetes?

Vielen Dank und Gruß
Dieter H.


PD Füchtenbusch:

Sehr geehrter Herr H.,

Vielen Dank für Ihre Frage; bei Typ 2 Diabetes, gibt es nun, als wirkliche Neuerung, die Möglichkeit Sitagliptin, aus der Gruppe der sog. DPPIV-Hemmer mit Insulin zu kombinieren; Ebenso ist es nun möglich seit etwas 4 Wochen Insulin auch mit einem GlP-1-Analogon, z.b. Byetta oder Victoza zu kombinieren; man erhofft sich hierdurch; die notwendige Insulindosis reduzieren zu können sowie damit auch die häufig erforderliche Gewichtsabnahme besser unterstützen zu können; Bei Typ 1 Diabetes gilt es ausschliesslich Inuslin zu geben. Ziel der neuen Kombinationen ist es, die Gefahr von Hypoglykämien weiter zu reduzieren und, anders herum formuliert, eine weitere Gewiochtzunahme zu vehindern; Man muss jetzt bei den neuen Präparaten aus der Gruppe der Inskretine aber die sog. Endpunktstudien abwarten die uns ab 2014 erste Ergebnisse liedern werden; Endpunktsrudie heisst in diesem Zusammenhang, dass man zeigen will, dass man mitden neuen Substanzen einen Vorteil bezgl. des Risikos für Herzinfarkte oder andere Gefäßereignisse hat, bzw. einen Überlebensvorteil hat.

Mit freundlichen Grüssen, Ihr Martin Füchtenbusch


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Katrin T. fragt:

Betreff: Inseltransplantation

Hallo, ich gehen in die 11. Klasse eines Gymnasiums und muss eine Seminarfacharbeit schreiben. Da mein Bruder Diabetiker ist und durch Recherchen im Internet bin ich auf die Seite der DZD gestoßen und habe so mein Thema gefunden: Transplantation der Langerhans-Inseln. Hat jemand Informationen dazu?

Liebe Grüße Katrin


PD Füchtenbusch:

Sehr geehrte Frau T.,

Es gibt zu diesem Thema sehr viele wissenschafltiche Informationen. Ich würde mich an Ihrer Stelle mal an das Deutsche Diabetes Zentrum wenden (e-mail oder anrufen), die helfen Ihnen sicher gerne weiter.

Viele Grüsse, M. Füchtenbusch


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Rebekka E. fragt:

Betreff: SGLT-2-Hemmer
Auf Wikipedia habe ich von einer neuen Therapie bei Typ 2 gelesen, bei der Zucker über den Urin ausgeschieden wird und somit gesenkt.
de.wikipedia.org/wiki/SGLT-2-Hemmer
Kann man schon absehen, wann diese Medikamente verschrieben werden können? Oder ist es noch fraglich, ob das überhaupt passieren wird?


PD Füchtenbusch:

Sehr geehrte Frau E.,

vielen Dank für Ihre Frage; die SGLT2-Hemmer stellen eine interessante Neuentwicklung in der Therapie des T2D dar; sie sind effektiv und bringen eine Absenkung des HbA1c im Bereich von 0.6-0.9%; die Nebenwirkungen liegen insbeosndere im Bereich der genitalen Infektionen, hier im Bereich von etwa 10%, bei Frauen etwas höher mit 12-15% (Harnwegsinfekte sowie Pilzinfektionen zusammengenommen). In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass die Rate an genitalen Infektionen bei Menschen mit Diabetes ohnehin höher liegt als bei Menschen ohne Diabetes. Man muss nun sehen, dass man - sollte dieses Medikamentengruppe auf den Markt kommen - parallel auf eine ausreichend gute Genitalhygiene achtet damit man die Rate an den genannten Infektionen möglichst niedrig halten kann. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann die SGLT-2-Inhibitoren zugelassen werden, die Zulassung eines der Präparate ist aber bei der europäischen Zulassungsbehörde (EMEA) eingereicht bzw. beantragt. Natürlich müssen diese Medikamente, sollten sie zugelassen werden, in grossen prospektiven Studien den Nachweis erbringen, dass sie sicher sind und den Patienten einen Überlebensvorteil bringen. Im klinischen Alltag muss man dann in der täglichen Routine sehen, ob das Problem mit den Infektionen gut beherschbar und akzeptabel ist. Für jedes Medikament gilt die Forderung dass sein Nutzen grösser sein muss als das Risiko, z.b. Nebenwirkungen wie die oben geschilderten. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Viele Grüsse, Ihr M. Füchtenbusch


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Petra L. fragt:

Betreff: Kongress

Hallo Herr Dr. Füchtenbusch,

bin eine der typischen übergewichtigen Typ 2 Diabetikerinnen, die große Probleme hat abzunehmen. Ich würde gerne bei einer Studie teilnehmen, um etwas neues auszuprobieren. So eine Magen-OP ist mir zu riskant - damit habe ich mich auseinandergesetzt. Habe einen BMI von über 30. Nehme Tabletten und spritze 3 bis 5 mal am Tag Insulin. Der Bz schwankt aber und mein Hba1c ist auch zu hoch (meist um die 9).

Ich freue mich auf ihre Antwort.
Petra L., Köln


PD Füchtenbusch:

Sehr geehrte Frau L.,

vielen Dank für Ihre Frage. Die von Ihnen geschilderte Konstellation ist eine sehr häufig anzutreffende Problematik. Ohne Ihnen einen konkreten Vorschlag machen zu wollen, was nicht geht, da ich Ihren medizinischen Hintergrund nicht ausreichend kenne und "Ferndiagnosen" nie verlässlich sein können, kann ich allgemein sagen, dass Medikamente, die mit keiner Gewichtszunahme verbunden sind, wenn möglich immer verwendet werden sollten, also Metformin wenn möglich in der Maximaldosierung sowie eine Inkretin-basierte Therapie, die nun auch in Kombination mit Insulin möglich ist. Insulin sollte immer nur in der Dosierung verwendet werden, die für eine optimale Stoffwechseleinstellung notwendig ist. Häufig übersehen werden auch Ko-Medikationen mit Medikamenten die zu einer Gewichtszunahme führen wie bestimmte Anti-Depressiva oder ß-Blocker. Den grössten Erfolg versprechen konservative Maßnahmen wie eine Umstellung der Ernährung und parallel dazu eine ausreichende körperliche Aktivität. Selbst wenn man kaum laufen kann, gibt es die Möglichkeit, isometrischen Sport im Sitzen oder Oberkörpertraining zu machen. Bislang bleibt die Frage noch unbeantwortet warum es manchen Menschen gut gelingt, Gewicht abzunehmen und dann das erreichte Gewicht zu halten und andere Menschen grosse Schwierigkeiten haben, Gewicht zu verlieren. Ebenso git es Menschen, die z.B. auf eine Therapie mit einem Glp-1-Analogon gut ansprechen mit erfolgreicher Gewichtsabnahme und andere kaum. Bislang gelingt es noch nicht im Vorfeld zu wissen, wer gut auf eine solche Therapie reagiert und wer nicht. Bis auf weiteres bleibt nur die Möglichkeit, im Bereich der Lebensstiländerung Erfolg zu haben.

Viele Grüsse, Ihr M. Füchtenbusch




zum kompletten Chat-Protokoll:
http://ow.ly/7EI6M

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).


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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 25. November 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2011