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MELDUNG/037: Hormonbildende Organe richtig behandeln (DGE)


Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) - Mittwoch, 30. März 2011

Hormonbildende Organe richtig behandeln

Schilddrüsenknoten kontrollieren, medikamentös therapieren oder operieren?


Hamburg - Die Entscheidung für jede Therapie muss neben dem Nutzen auch die Belastungen für den Patienten und nicht zuletzt die Kosten berücksichtigen. Bei Erkrankungen an endokrinen Organen wie Schilddrüse, Nebenschilddüse und Bauchspeicheldrüse geht es daher oft um die Frage, ob beobachtet, medikamentös behandelt oder operiert wird. Was sinnvoll ist und warum diese Frage interdisziplinär geklärt werden muss, diskutieren Endokrinologen heute gemeinsam mit Endokrinen Chirurgen auf dem 54. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Die Hormonexperten tagen vom 30. März bis 2. April 2011 im CCH in Hamburg.

Fast jeder zweite Bundesbürger über 50 Jahre hat knotige Veränderungen in der Schilddrüse. Der Arzt muss an dieser Stelle entscheiden, ob er Knoten lediglich beobachtet, eine medikamentöse Therapie oder auch eine Radio-Jod Therapie verordnet oder ob eine Operation notwendig ist. "Eine konsequent interdisziplinäre Entscheidungsfindung im Sinne einer qualitätsgesicherten Diagnose und Therapie ist noch Zukunftsmusik", erklärt Professor Dr. med. Jochen Kußmann, Tagungspräsident des DGE-Symposions in Hamburg.

Ärzte operieren in den vergangenen Jahren hormonbildende Organe wie Schilddrüse, Nebenschilddüse und Bauchspeicheldrüse immer häufiger minimal-invasiv, also über sehr kleine Zugänge: Diese Schlüsselloch-Chirurgie verspricht weniger Schmerzen und Komplikationen und ein besseres kosmetisches Ergebnis mit kaum sichtbaren Narben. Medizinische Vorteile dieses Verfahrens sind jedoch bislang wenig belegt. Die Studienlage in der Nebennierenchirurgie ist ebenfalls schwach, aber: "Hier scheinen die Vorteile für den Patienten so augenfällig, dass es wohl auch in Zukunft keine vergleichenden Studien zwischen neuen und alten Methoden geben wird", sagt Professor Kußmann.

Für die Markteinführung neuer Medikamente gelten klare Regeln: Laborversuche, Tierversuche, Untersuchungen am Menschen unter Kontrolle einer Ethik-Kommission. Für die Erprobung und Einführung neuer Operationsmethoden hingegen gelten solche Regeln bisher nicht. "Größe und Länge des Hautschnittes sollten sich - nicht nur in der Schilddrüsenchirurgie - in erster Linie an der Größe des zu operierenden Befundes orientieren", fordert Kußmann. Das Augenmerk sollte eher auf sorgfältig gewählten Zugängen liegen, deren Narben nach einem Jahr kaum mehr zu sehen sind. Dazu brauche es ein neues Denken anstelle neuer, teurer Einmalinstrumente, so Kußmann.


Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen und dem Stoffwechsel sowie den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von den endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, "endokrin" sezerniert, das heißt nach "innen" in das strömende Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben die "exokrinen" Drüsen, wie beispielsweise die Speicheldrüsen oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach "außen" ab.


Terminhinweis:
54. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
30. März bis 2. April 2011, Congress Center Hamburg


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Pressemitteilung vom 30. März 2011
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-442, Telefax: 0711 8931-167
E-Mail: seddig@medizinkommunikation.org
Internet: www.dge2011.de, www.endokrinologie.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2011