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MELDUNG/123: Welt-Sepsis-Tag - Das macht die Blutvergiftung so gefährlich (idw)


Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. - 11.09.2013

Die DIVI zum Welt-Sepsis-Tag am 13.09.2013 - Das macht die Blutvergiftung so gefährlich



Am 13. September findet zum zweiten Mal der Welt-Sepsis-Tag statt. Mit vielen Projekten und Aktivitäten soll die Bevölkerung an diesem Tag für die Krankheit sensibilisiert werden. Denn obwohl einer der schlimmster Killer der Menschheit, spielt die Blutvergiftung im Bewusstsein der Bevölkerung nach wie vor kaum eine Rolle. Dabei kann allein schon das Wissen über die dramatischen Vorgänge im Körper bei einer Sepsis viele Menschenleben retten. Auch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung über die Gefahr dieser potentiell lebensbedrohlichen Krankheit aufzuklären.

Ein eiternder Zahn, eine Schnittwunde, ein Harnwegsinfekt: nichts Besorgnis erregendes mögen die meisten Menschen glauben und irren dabei gewaltig. "Denn jede offene Wunde ist ein Eintrittstor für Bakterien, Viren und manchmal auch Pilze", sagt Professor Gernot Marx, Sektionssprecher der DIVI im Bereich Systemische Inflammation und Sepsis. "Sie fluten den Körper, überlisten das Immunsystem und entwickeln sich binnen Stunden zu tödlichen Gefahr." Weltweit stirbt alle vier Sekunden ein Mensch an einer Sepsis, in Deutschland sind es 60.000 Menschen jährlich. "Höchste Zeit, die Bevölkerung noch besser aufzuklären", sagt der Experte, der als Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum der RWTH Aachen tätig ist.

Bei jeder Infektion mit einem Erreger aktiviert der Körper sein Immunsystem und es kommt zu einer Entzündungsreaktion. Die Blutgefäße rund um den Infektionsherd erweitern sich, weiße Blutkörperchen eilen herbei und es werden Zytokine freigesetzt. Dabei handelt es sich um Botenstoffe, die den gesamten Prozess steuern und weitere Abwehrzellen aktivieren. Bei diesen an sich sinnvollen Abwehrmaßnahmen kann es allerdings zu Kollateralschäden kommen. Zwar werden die Erreger zerstört, leider aber auch das umliegende Gewebe. Bakterien und deren Gifte können so mit fatalen Folgen ins Blut gelangen, die Entzündungsreaktion breitet sich wie Flächenbrand über den ganzen Körper aus: Zellen gehen zugrunde, die Blutzirkulation wird gestört. Das Blut sackt förmlich weg, der Sauerstoff wird knapp, das Herz rast. Es bilden sich Blutklümpchen, die die Gefäße verstopfen. Das verhindert eine ausreichende Durchblutung der anderen Organe. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Prinzipiell kann jede Entzündung im Körper außer Kontrolle geraten - aber Menschen, die bereits krank sind, trifft es am häufigsten. Die größte Gefahr einer Sepsis lauert bei einer Lungenentzündung, gefolgt von Infektionen im Bauchraum und im Harnwegsbereich. Aber auch bei Verbrennungen, nach Autounfällen oder jeder anderen offenen Verletzung kann die Krankheit ausbrechen. "Die typischen Symptome sind Fieber, meist mit Schüttelfrost, schnellerer Herzschlag, Hitzewallungen, allgemeine Schwäche und Verwirrung", sagt der DIVI-Experte. "Einen grundsätzlichen Schutz haben wir leider nicht, wer aber unter diesen Symptomen leidet, sollte schnellstens einen Arzt aufsuchen."

Mit dem Einsatz von Antibiotika wird dann versucht, die Infektion einzudämmen und zu bekämpfen. Da der Körper viel Flüssigkeit verliert, muss diese durch Infusionen ersetzt werden. Zur Stabilisierung des Kreislaufs kommen dem Adrenalin verwandte Medikamente zum Einsatz. "Wir wissen mittlerweile ziemlich genau, was bei einer Sepsis passiert - warum es aber überhaupt dazu kommt, ist noch nicht hinreichend geklärt", sagt der DIVI-Experte. "Deshalb ist die Behandlung nach wie vor ein Wettlauf gegen die Zeit, den wir nur gewinnen können, wenn die Betroffenen die Symptome kennen und sich sofort in Therapie begeben."

DIVI weltweit einzigartig

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.

Die Experten der DIVI:
Professor Gernot Marx, Gründungsmitglied der Sektion Systemische Inflammation und Sepsis bei der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Er arbeitet als Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum der RWTH Aachen.

Gerne vermitteln wir Ihnen unsere Experten für Ihre Anfragen und Interviews sowie Bildmaterial. Um Belegsendung wird im Veröffentlichungsfall gebeten.

Ihre Ansprechpartnerin:
Larissa Vogt
Pressesprecherin
Luisenstraße 45
10117 Berlin
E-Mail: pressestelle@divi-org.de


Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.divi.de
Website der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

http://www.divi2013.de
Webauftritt des 13. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment29417
PDF Pressemitteilung DIVI 11092013

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1527

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.
Larissa Vogt, 11.09.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2013