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HERZ/413: 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung - 17. und 18.04.2008

Pressemitteilungen von der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 16. bis 18. April 2009, Mannheim


→  Patienten mit Herzerkrankungen profitieren von internationaler Vernetzung und Auswertung von Bilddaten
→  Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland international Spitze
→  Koronare Herzerkrankung -
      In bestimmten Fällen sind Medikamente mindestens so gut wie Interventionen
→  Koronare Herzkrankheit - Bypass-Operation und Katheter-Intervention mit Stents gleichwertig
→  Neuartige Behandlungsmöglichkeit von Gefäßverschlüssen mit beschichtetem Ballon
→  Risikofaktor Koronarkalk -
      Bestimmung mittels Elektronenstrahl-Tomografie verbessert Vorhersage des Herz-Risikos
→  Deutsche Studie: Der klare Blick ins kranke Herz - schonend und präzise durch MRT
→  Nur jeder zweite mit Cholesterinsenkern Behandelte erreicht LDL-Zielwerte
→  Prof. Böhm neuer DGK-Präsident

Raute

Patienten mit Herzerkrankungen profitieren von internationaler Vernetzung und Auswertung von Bilddaten

Mannheim, Donnerstag, 16. April 2009 - Internationale wissenschaftliche Studien mit mehreren beteiligten Zentren erfordern innovative IT-Lösungen. Bisher wurden häufig für den Versand großvolumiger Bilddaten sensible Patienteninformationen auf CD/DVD gebrannt und dann per Post versendet. "Das ist zeitaufwändig, verhältnismäßig teuer und potenziell unsicher, weil Datenfehlleitung oder Datenverlust nicht ausgeschlossen werden können", so Prof. Dr. Titus Kühne (Berlin; Kompetenznetz Angeborene Herzfehler). "Unser technischer Ansatz ermöglicht es, durch Magnetresonanz-Tomografie, Computer-Tomografie oder Echokardiografie gewonnene große Bilddatenmengen in einen Computer hochzuladen und über das Internet zu versenden. Die versendeten Daten werden in einem zentralen Labor ausgewertet, speziell geschultes Personal bringt eine hohe Auswertequalität mit sich."

Letztlich werden die Bilddaten in einem zentralem PACS System archiviert. Jeder Nutzer hat per Internet Zugriff auf das Archiv. "Das System ist datenschutzkonform. Alle persönlichen Patientendaten werden für den Internetversand vom Bildmaterial entfernt, die Datensicherheit des Archivs ist ebenfalls streng reguliert", erklärt Prof. Kühne auf der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), auf der in Mannheim zwischen 16. Und 18. April 2009 mehr als 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet werden.

Technisch einfach, keine Investitionskosten erforderlich

Die Prozedur ist für den Anwender technisch einfach: Man benötigt bloß einen Internet-PC und ein Passwort, um sich auf einer Webseite anzumelden. Die Anschaffung spezieller Hard- oder Software ist nicht nötig, neue Teilnehmer können das System ohne Investitionskosten nutzen.

Im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler wurde eine teleradiologische Plattform entwickelt und die Funktionsfähigkeit an mehr als 1.500 Patienten erprobt. Daten von über 16 Zentren können derzeit mit dem System im Rahmen von sechs großen multizentrischen Studien an ein zentrales Labor (MRT Core Lab) versendet werden.

Praktische Vorteile bei Informationsaustausch für Studien oder Befunde

Einige Vorteile des neuartigen Bild-Transfers: In der universitären Forschung wird die Kommunikation bei klinischen Multicenter-Studien erleichtert; Führt die Pharmaindustrie klinische Studien an mehreren Standorten durch, wird der häufig interkontinentale Versand von Studienmaterial vereinfacht; Niedergelassene Ärzte und periphere Krankenhäuser können die Bilddaten sehr einfach an spezialisierte Experten zur Befundung schicken.

Prof. Kühne: "Derzeit bestehen nationale Kooperationen mit 16 Zentren für Angeborene Herzfehler. Gegenwärtig werden internationale Kooperationen mit Zentren in den Golfstaaten und Süd-Ost Asien aufgebaut, und eine große multizentrische Studie mit Teilnehmern aus der EU und den USA ist in Vorbereitung."


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Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland international Spitze

Mannheim, Donnerstag, 16. April 2009 - Die Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern wird in Deutschland immer besser. "Die meisten Patienten werden in Deutschland gut, im internationalen Vergleich sogar sehr gut behandelt", fasst Prof. Dr. Paulus Kirchhof (Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET), Universitätsklinikum Münster) die aktuellen Auswertungen eines bundesweiten Patientenregisters mit rund 10.000 Patienten durch das Kompetenznetz Vorhofflimmern zusammen. Einige Ergebnisse: "Im Register bekommen mehr als zwei Drittel der Patienten, die dies benötigen, eine kontinuierliche Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten ("Antikoagulation"), die Schlaganfälle bei Vorhofflimmern verhindern kann. Das ist eine erfreulich hohe Rate", berichtet Prof. Kirchhof auf der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), auf der in Mannheim zwischen dem 16. und 18. April 2009 mehr als 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet werden. "Medikamente, die Vorhofflimmern verhindern sollen ("Antiarrhythmika"), werden vor allem bei Patienten mit Beschwerden bei Vorhofflimmern gegeben. Moderne Verfahren, um Vorhofflimmern zu verhindern, etwa die Katheterablation, werden ebenfalls relativ häufig eingesetzt."

Bis zu zwei Millionen mit Vorhofflimmern
Für jeden 4. Schlaganfall verantwortlich

Vorhofflimmern ist die bei weitem häufigste anhaltende Rhythmusstörung. Es betrifft mindestens eine, eventuell sogar zwei Millionen Menschen in Deutschland. Neben eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Beschwerden wie Herzrasen, Brustschmerz oder Atemnot hat Vorhofflimmern weitere schwerwiegende Folgen. Etwa jeder vierte Schlaganfall entsteht aufgrund von Vorhofflimmern, und es verdoppelt die Sterblichkeit.

Versorgung weiter optimieren

Bei detaillierteren Untersuchungen der Register-Daten fand sich eine hohe Versorgungsqualität in allen Bereichen, auch und gerade im internationalen Vergleich. Prof. Kirchhof: "Es gibt aber auch kleine Unterschiede, die Rückschlüsse erlauben, wie die Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern weiter verbessert werden kann. Durch die Nachbeobachtung im Register wird es möglich sein, nachzuprüfen, wie sich diese Unterschiede in der Versorgung auch auf die Folgen von Vorhofflimmern für unsere Patienten auswirken werden."

Kompetenznetz Vorhofflimmern

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) ist ein interdisziplinäres bundesweites Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen zusammenarbeiten mit dem Ziel, die Behandlung und Versorgung von Vorhofflimmer-Patienten zu verbessern. Das Netzwerk besteht seit 2003 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Wissenschaftlicher Leiter des Registers ist Prof. Dr. Gerhard Steinbeck (Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinikum der Universität München).


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Koronare Herzerkrankung: In bestimmten Fällen sind Medikamente mindestens so gut wie Interventionen

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Lebensstiländerungen und medikamentöse Therapie bilden auch weiterhin die entscheidenden Säulen der Behandlung von Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit, betonte heute bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Prof. Dr. Karl Werdan (Universitätsklinikum Halle/Saale). "Ein verbesserter Lebensstil und entsprechende Medikamente steigern nicht nur die krankheitsbedingt eingeschränkte Lebensqualität, sondern verbessern auch die Prognose der Patienten, und dies mit einem Minimum an Komplikationen." Katheterinterventionen (PCI) und Bypass-Operationen (ACB) seien keine Konkurrenz dazu, sondern sinnvoll einzusetzende gleichberechtige Partner im Rahmen eines effektiven Gesamttherapie-Konzepts bei der Koronaren Herzkrankheit.

Lebensstiländerungen und medikamentöse Behandlungsoptionen hätten aber auch ihre Grenzen, betonte Prof. Werdan. Das Risiko eines Patienten mit chronischer Koronarerkrankung, einen Herzinfarkt oder einen Herztod zu erleiden, nehme mit dem Ausmaß des schlecht durchbluteten Herzmuskelareals (Myokardischämie) zu. "Die medikamentöse Behandlung ist bei der Beseitigung einer Myokardischämie der Katheterintervention oder Bypass-Operation vor allem dann gleichwertig oder sogar überlegen, wenn der Anteil des betroffenen Areals unter zehn Prozent liegt. Liegt der Anteil aufgrund hochgradiger Verengungen wichtiger Gefäße hingegen über zehn Prozent, so sind PCI und ACB der alleinigen medikamentösen Therapie eindeutig überlegen."

Die Myokard-Ischämie wird üblicher Weise mittels Belastungs-EKG oder alternativ durch ein bildgebendes Verfahren unter körperlicher oder pharmakologischer Belastung nachgewiesen. "Vor allem Echokardiographie, Szintigraphie oder Kernspintomographie erlauben eine ausreichende quantitative Abschätzung des ischämischen Myokardareals der linken Herzkammer", so Prof. Werdan.


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Koronare Herzkrankheit: Bypass-Operation und Katheter-Intervention mit Stents gleichwertig

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Zur anhaltenden Diskussion darüber, ob bei einer Koronaren Herzkrankheit eine Katheterintervention samt Stent-Implantation oder eine Bypass-Operation sicherer und effektiver sind, habe auch die viel debattierte SYNTAX-Studie keine klare Präferenz für die eine oder andere Methode hervorgebracht. Es sei immer eine individuelle Entscheidung für die spezielle Konstellation eines Patienten zu treffen, so Experten heute auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

In der "Synergy between PCI with Taxus and Cardiac Surgery" oder SYNTAX-Studie wurde in 85 Zentren in Europa (62) und den USA (23) an insgesamt mehr als 3000 Patienten mit Koronarer Herzkrankheit untersucht, ob ein Katheter-Eingriff, bei dem Stents eingesetzt werden (PCI), bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen (Koronare Herzkrankheit, KHK) bessere Gesamtergebnisse liefert als eine Bypass-Operation.

Differenzierte Patientenberatung

"In der Interpretation der Ergebnisse sollte nicht eine pauschale Überlegenheit oder Unterlegenheit einer der beiden Verfahren festgestellt werden", betonte bei der DGK-Jahrestagung Prof. Dr. Albert Schömig (Deutsches Herzzentrum München). "Vielmehr muss man in der Beratung von Patienten, die eine Koronare Herzerkrankungen haben, bei der alle drei großen Gefäße betroffen sind, oder Patienten mit einer Verengung des Abgangs der linken Koronararterie (Hauptstammstenose) das Ergebnis der SYNTAX-Studie differenziert darstellen." Bei beiden Verfahren sei das Risiko, innerhalb von zwölf Monaten einen Myokardinfarkt zu erleiden oder zu versterben, gleich hoch, so Prof. Schömig. "Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei einer Bypass-Operation signifikant erhöht. Falls sich der Patient für eine Katheterintervention mit Stent-Implantation entscheidet, muss er mit einer höheren Rate eines Zweiteingriffs rechnen, da die Rate an neuerlichen Gefäßverschlüssen bei der PCI signifikant erhöht ist. Unsere Patienten haben die Wahl."

Stents jetzt auch bei Hauptstammstenose

Ein wichtiges Ergebnis aus der SYNTAX-Studie für die interventionelle Kardiologie betreffe die Hauptstammstenose, betonte in Mannheim Prof. Dr. Christian W. Hamm (Herz- und Thoraxzentrum, Kerckhoff Klinik, Bad Nauheim). Bei dieser besonders lebensbedrohlichen Form der Erkrankung galt bisher die PCI als im Vergleich zur Bypass-Operation weniger geeignet. Das habe sich durch SYNTAX deutlich verändert, so Prof. Hamm: "Bei isolierten Hauptstammstenosen und Hauptstammstenosen mit Eingefäß-Erkrankungen hat tendenziell sogar die Katheterintervention mit Stents besser abgeschnitten. Dieser Befund steht in Übereinstimmung mit der generellen Erkenntnis aus der Studie, dass je ausgedehnter die Erkrankung ist, desto besser die Bypass-Ergebnisse und umgekehrt." Eine individuelle Therapieentscheidung sei auf jeden Fall für Patienten das Beste.


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Neuartige Behandlungsmöglichkeit von Gefäßverschlüssen mit beschichtetem Ballon

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Eine neuartige Behandlungsmethode ermöglicht künftig eine noch wirksamere Therapie von verengten Herzkranzgefäßen. In einer Forschungskooperation von Prof. Dr. Ulrich Speck (Charité, Berlin) und Prof. Dr. Bruno Scheller (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) wurde ein Medikament-freisetzender Ballonkatheter (Drug-Eluting Balloon - DEB) entwickelt. Das berichteten die Wissenschaftler heute bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Die Entwicklung von DEB beruht auf der überraschenden Entdeckung, dass keine lang anhaltende Arzneimittelfreisetzung nötig ist, um eine Wiederverengung eines Gefäßes (Restenose) langfristig zu verhindern. Im Rahmen der Forschungsarbeiten wurde ein Verfahren entwickelt, um einen Ballonkatheter mit dem Wirkstoff Paclitaxel in einer speziellen Matrix zu beschichten. "Die Wirksamkeit solcher Ballons wurde in mehreren klinischen Studien gezeigt", sagte Prof. Scheller bei einer DGK-Pressekonferenz in Mannheim. "Eine Weiterentwicklung hat nun die europäische Zulassung zur Behandlung von Verengungen der Herzkranzgefäße erhalten."

Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern. Angina Pectoris oder der Herzinfarkt sind die typischen Symptome von Verengungen der Herzkranzgefäße, der koronaren Herzkrankheit. Zur Behandlung werden die Gefäße mit Ballonkathetern erweitert und Stents, flexible Metallgeflechte, in die Gefäße eingesetzt. Damit sie sich nach dem Eingriff nicht wieder verengen, können Stents mit Medikamenten beschichtet sein. Ein Nachteil der beschichteten Stents (Drug Eluting Stent, DES) ist, dass auch nach mehreren Monaten auf Grund der Wirkstofffreisetzung keine vollständige Einheilung in das Gefäß erfolgt.

"Das neue Verfahren mit Medikamenten-beschichteten Ballons verhindert nachweislich die unerwünschte Wiederverengung, auch in bereits vorhandenen Koronarstents. Die Ergebnisse der PEPCAD-Studien bestätigen die Sicherheit und Wirksamkeit des beschichteten Ballonkatheters bei der Behandlung sowohl von erstmals als auch von erneut verengten Gefäßen", so Prof. Scheller. "Trotz der kurzen Einwirkzeit konnte eine im Vergleich zum DES bessere Hemmung der erneuten Wiederverengung gezeigt werden."


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Risikofaktor Koronarkalk
Bestimmung mittels Elektronenstrahl-Tomografie verbessert Vorhersage des Herz-Risikos

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Die Bestimmung der Herzkranzgefäß-Verkalkung bei sonst gesunden Personen mittels ultraschneller CT-Untersuchung (Elektronenstrahl-Tomografie) ermöglicht eine bessere Vorhersage akuter Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod. Die Risikobewertung fällt mit Hilfe der gemessenen Koronargefäß-Verkalkung präziser aus, als wenn nur traditionelle Risikofaktoren wie Rauchen, Blutfett- und Blutdruckwerte, Diabetes oder Übergewicht berücksichtigt werden. Diese Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie mit 4137 Probanden präsentierte Prof. Dr. Raimund Erbel (Essen) auf der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim. Dort werden von 16. bis 18. April 2009 mehr als 7.000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen.

Die Bestimmung der Koronargefäß-Verkalkung, so Prof. Erbel, kann auch zur Neubeurteilung ("Reklassifizierung") des individuellen Infarktrisikos einer Person genutzt werden. Hat zum Beispiel ein Patient mit durchschnittlichen herkömmlichen Risikofaktoren eine erhöhte Koronargefäß-Verkalkung, so entspricht sein Risiko jenem eines Menschen mit hohen herkömmlichen Risikofaktoren - in der Folge kann die Behandlung entsprechend angepasst werden.

Insbesondere trifft das auf Personen mit mittlerem Infarktrisiko von zehn bis 20 Prozent innerhalb von zehn Jahren zu. Es scheint sich herauszustellen, so Prof. Erbel, dass auch bei Personen mit hohem Risiko eine Neu-Klassifizierung hilfreich sein könnte. Personen, die primär als Mitglieder einer Niedrigrisiko-Gruppe mit einem Zehn-Jahres-Risiko von weniger als zehn Prozent betrachtet werden können, profitieren von der Koronarkalk-Untersuchung nicht. Die Risikobewertung ist bei Männern deutlich besser als bei Frauen.

Seit 20 Jahren steht mit der Elektronenstrahltomografie ein Verfahren zur Verfügung, mit dem in kürzester Zeit eine vollständige Darstellung des Herzens mit Nachweis von Koronargefäß-Verkalkungen gelingt. Prof. Erbel: "Nach einer ausreichenden Validierung der Methode mit standardisierter Aufnahmetechnik und Auswertung konnte die Methode zur Aufdeckung der subklinischen Koronarsklerose eingesetzt werden."


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Deutsche Studie: Der klare Blick ins kranke Herz - schonend und präzise durch MRT

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Die kardiovaskuläre Magnetresonanz-Tomografie (Cardiovascular Magnetic Resonance, CMR) ermöglicht präzise diagnostische Blicke in kranke Herzen, greift nicht in den Körper ein, kommt ohne ionisierender Strahlung aus und bietet gute Bildqualität auch bei Übergewichtigen. Mit einer einzigen Untersuchung können Herzfunktion, Herzdurchblutung und potentielle Infarktnarben beurteilt werden.

Eine deutsche Untersuchung belegt jetzt auch mit harten Zahlen die hohe Qualität und Sicherheit der Methode bei mehr als 11.000 Patienten. "Relevante Komplikationen traten bei weniger als 0,05 Prozent der Patienten auf, bei einer in mehr als 98 Prozent der Fälle ausreichend guten diagnostischen Bildqualität. Zwei Drittel der CMR-Untersuchung führten zu einer veränderten Behandlungsstrategie des Patienten, und bei fast 50 Prozent der CMR-Untersuchungen unter pharmakologischer Belastung (Stress-MRT) konnte aufgrund der Ergebnisse auf eine invasive Herzkatheter-Untersuchung verzichtet werden", berichten Dr. Heiko Mahrholdt (Stuttgart) und Dr. Oliver Bruder (Essen). Die Studienautoren wollen mit der Untersuchung eine Wissenslücke schließen. "Trotz überzeugender Studienlage zu speziellen Fragestellung liegen bislang keine Daten über die allgemeine Anwendung der CMR in der klinischen Routine und ihren Einfluss auf das Patienten-Management vor."

Vom 16. bis 18. April 2009 findet in Mannheim die 75. DGK-Jahrestagung statt, zu der mehr als 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen. In Mannheim werden die Ergebnisse der deutschen Pilotphase des EuroCMR Registers vorgestellt, während zugleich der Startschuss zur europaweiten Datenerfassung erfolgt.

Das EuroCMR Registry ist eine Initiative der Working Group Cardiovascular Magnetic Resonance der ESC (European Society of Cardiology). Ziel ist es, auf der Basis hoher Patientenzahlen europaweit die klinische Praxis der kardiovaskulären MRT, Qualität und Sicherheit der Untersuchungen, sowie deren Bedeutung für das individuelle Patienten-Management zu evaluieren. Zusätzlich sind drei weiterführende Protokolle des Registers auf die Schwerpunkte koronare Herzerkrankung, Kardiomyopathie und Herzinsuffizienz ausgerichtet.


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Herz-Spezialisten alarmiert
Nur jeder zweite mit Cholesterinsenkern Behandelte erreicht LDL-Zielwerte

Mannheim, Freitag, 17. April 2009 - Nahezu die Hälfte aller Patienten, die mit einem Cholesterinsenker (Statin) behandelt werden, erreichen die medizinisch empfohlenen Zielwerte für das LDL-Cholesterin nicht. Von diesen Patienten haben zwei Drittel zusätzlich abnormale HDL-Cholesterin- oder Triglycerid-Werte. Das sind die alarmierenden Ergebnisse der Dyslipidemia International Study (DYSIS). Untersucht wurden von April 2008 bis Februar 2009 insgesamt 22 063 Patienten mit bereits laufender Statin-Therapie aus elf europäischen Ländern und Kanada.

"Diese Ergebnisse von DYSIS demonstrieren die Kluft zwischen den Empfehlungen der Fachgesellschaften und dem klinischen Alltag in der Therapie der Fettstoffwechsel-Störung, aber auch das Potential für Verbesserungen in der Therapie dieser Risikogruppen", sagt Dr. Anselm Gitt (Institut für Herzinfarktforschung, Ludwigshafen) im Mannheim. Von 16. Bis 18. April 2009 findet in Mannheim die 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie DGK-Jahrestagung statt, auf der mehr als 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen.

Kardiovaskuläre Erkrankungen führen die Todesursachen-Statistiken der westlichen Welt an und verursachten allein im Jahr 2003 in der Europäischen Union Kosten in Höhe von 169 Milliarden Euro, so Dr. Gitt. Wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung und das Fortschreiten der Erkrankung sind neben Lebensstil, Adipositas, Rauchen, Hypertonie und Diabetes eben die Fettstoffwechsel-Störungen. Große randomisierte Studien haben in der Vergangenheit die Effektivität der Lipidsenkung durch Statine belegen können. Statine gehören seitdem zur Standardtherapie in der Sekundär- und Primär-Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen.

LDL-Zielwerte bei Personen ohne manifeste koronare Herzkrankheit sind unter 160 mg/dl, bei zusätzlichen Risikofaktoren gilt LDL unter 130 mg/dl. Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit ist das primäre Ziel der Sekundärprävention ein LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl.


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Prof. Böhm neuer DGK-Präsident
Größte deutsche Medizin-Fachgesellschaft hat erstmals mehr als 7000 Mitglieder

Mannheim, Samstag, 18. April 2009 - Amtsübergabe an der Spitze der größten medizinischen Fachgesellschaft Deutschlands: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar; Universitätsklinikum des Saarlandes, Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie) wurde zum neuen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) gewählt. Er löst den bisherigen Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Gerd Heusch (Universitätsklinikum Essen, Zentrum Innere Medizin/Institut für Pathophysiologie) nach dessen zweijähriger Amtsperiode ab.

In Mannheim kamen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie von 16. bis 18. April 2009 rund 7500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammen, um die neuesten Entwicklungen in der Herzmedizin zu diskutieren. Es wurden 1688 Vorträge gehalten und 1408 Poster präsentiert.

Die DGK kann 2009 sowohl ein Jubiläum als auch einen Durchbruch verkünden: Ihre Jahrestagung fand in diesem Jahr zum 75. Mal statt, wie seit vielen Jahren in Mannheim. Darüber hinaus organisiert die DGK alljährlich eine Herbsttagung, 2009 wird diese in Dresden (8. bis 10. Oktober) stattfinden. Und erstmals wurde bei den DGK-Mitgliedern die Zahl 7000 überschritten.

"Das alles ist das Ergebnis der konsequenten Entwicklung eines erfolgreichen Konzeptes. Diesen Erfolgsweg gilt es weiterzugehen", so der neue DGK-Präsident Prof. Böhm. "Schwerpunkte der DGK-Aktivitäten sind auch weiterhin die Fort- und Weiterbildung der Kardiologen, die Förderung der Wissenschaft und Forschung, und die breite Information der Bevölkerung über wichtige Fragen der Herz-Medizin. Herz-Kreislauf-Krankheiten sind in Deutschland noch immer die häufigste Todesursache, weshalb sich die DGK auch als "Anwalt der Patienten" versteht."

Raute

Vom 16. bis 18. April 2009 fand in Mannheim die DGK-Jahrestagung statt, zu der mehr als 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentrafen.

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Pressestelle
Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK)
Achenbachstr. 43, 40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/600 692 - 61; Fax: 0211/600 692 - 67
E-Mail: limberg@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 7000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.dgk.org


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg, 17.04.2008 und 18.04.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2009