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THERAPIE/218: Einfachere Medikamentengabe von Artesunat zeigt gleiche Effektivität bei schwerer Malaria (idw)


Universitätsklinikum Tübingen - 12.01.2016

Einfachere Medikamentengabe von Artesunat zeigt gleiche Effektivität bei schwerer Malaria

Aktuell veröffentlicht in PLOS Medicine


Die heute in PLOS Medicine veröffentliche klinische Studie "Intramuscular Artesunate for Severe Malaria in African Children: A Multicenter Randomized Controlled Trial" zeigt, dass eine vereinfachte intramuskuläre Malariatherapie mit derselben Effektivität schwer erkrankte Kinder heilen kann wie die derzeitig etablierte aufwendige Standardmethode. Dies konnten Wissenschaftler und Ärzte unter Federführung des Instituts für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen nachweisen. Studienleiter Prof. Peter Kremsner: "Unsere Studie zeigt, dass wir die Therapie der schweren Malaria weiter deutlich verbessern können. Das wird eine starke Auswirkung auf die Behandlung von Kindern mit schwerer Malaria gerade in ländlichen Gebieten Afrikas haben."

Vereinfachung durch intramuskuläre Arzneimittelgabe

Die WHO empfiehlt bei schwerer Malaria eine fünfmalige intravenöse oder intramuskuläre Gabe von Artesunat, 0, 12, 24 , 48 und 72 Stunden nach Ausbruch der Erkrankung, da diese Patienten nicht mit Tabletten behandelt werden können. Jede Vereinfachung des bisherigen Behandlungsablaufs würde die Umsetzung vor Ort in Afrika verbessern.

In der jetzt publizierten Studie wurde daher die Wirksamkeit einer vereinfachten intramuskulären Medikamentengabe (3 x) verglichen mit der etablierten intramuskulären Medikamentengabe (5 x) und der intravenösen Medikamentengabe (3 x). Bei einer intravenösen Injektion muss das Medikament mittels Punktion in eine der mittelgroßen oder größeren Körpervenen gespritzt werden. Wesentlich einfacher ist jedoch die Arzneimittelgabe als intramuskuläre Injektion, also als Injektion in einen Muskel.

Dreimalige Applikation ausreichend

Mit der vereinfachten intramuskulären Malariatherapie ist es möglich, dass zukünftig mehr an schwerer Malaria erkrankter Kinder ihre Behandlung erfolgreich abschließen und somit potenziell Leben gerettet werden kann. Die Forscher konnten darstellen, dass die intramuskuläre Verabreichung von drei Dosen des Medikaments Artesunat den Malaria-Parasiten mit vergleichbarer Effizienz im Körper abtötet wie die Gabe von fünf Dosen. Die Studie wurde unter Leitung von Professor Dr. Peter Kremsner, Ärztlicher Direktor des Institutes für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen in sieben klinischen Zentren in fünf afrikanischen Ländern durchgeführt. Die Studienergebnisse wurden heute in der Fachzeitschrift PLOS vorgestellt.

Untersucht wurden 1047 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zehn Jahren, die an schwerer Malaria erkrankt waren. Die Kinder wurden in drei Gruppen aufgeteilt und intramuskulär und intravenös mit Artesunat behandelt. Eine Kohorte erhielt die derzeit von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen fünf Dosen Artesunat innerhalb von 72 Stunden intramuskulär. Den anderen beiden Patientengruppen wurden dreimal etwas höhere Einzeldosen über 48 Stunden intramuskulär oder intravenös verteilt verabreicht. Dabei erhielten alle Kinder die gleiche Gesamtmenge des Medikaments.

Die Parasitenelimination bei Patienten, die 3 Dosen intramuskulär erhielten war vergleichbar wie bei Patienten, die 5 Dosen erhielten.


Titel der Originalpublikation
Intramuscular Artesunate for Severe Malaria in African Children: A Multicenter Randomized Controlled Trial
PLOS Medicine, January 12, 2016, DOI:10.1371/journal.pmed.1001938

Peter G. Kremsner 1,2*; Akim A. Adegnika 1,2; Aurore B. Hounkpatin 1,2; Jeannot F. Zinsou 1,2; Terrie E. Taylor 3, Yamikani Chimalizeni 3, Alice Liomba 3, Maryvonne Kombila 4, Marielle K. Bouyou-Akotet 4, Denise P. Mawili Mboumba 4, Tsiri Agbenyega 5,6; Daniel Ansong 5,6; Justice Sylverken 5,6; Bernhards R. Ogutu 7, Godfrey A. Otieno 7, Anne Wangwe 7, Kalifa A. Bojang 8, Uduak Okomo 8, Frank Sanya-Isijola 8, Charles R. Newton 9, Patricia Njuguna 9, Michael Kazungu 9, Reinhold Kerb 10,11; Mirjam Geditz 10,11; Matthias Schwab 10,12; Thirumalaisamy P. Velavan 1, Christian Nguetse 1, Carsten Köhler 1, Saadou Issifou 1,2; Stefanie Bolte 1, Thomas Engleitner 1, Benjamin Mordmüller 1,2; Sanjeev Krishna 1,2,13*

1 Institut für Tropenmedizin, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany

2 Centre de Recherches Médicales de Lambaréné, Hôpital Albert Schweitzer, Lambaréné, Gabon

3 Blantyre Malaria Project, University of Malawi College of Medicine, Blantyre, Malawi

4 Department of Parasitology Mycology, Faculty of Medicine, Université des Sciences de la Santé, Libreville, Gabon

5 Department of Physiology, University of Science and Technology, School of Medical Sciences, Kumasi, Ghana

6 Departments of Child Health and Medicine, Komfo Anokye Teaching Hospital, Kumasi, Ghana

7 Centre for Clinical Research, Kenya Medical Research Institute, Kisumu, Kenya

8 Medical Research Council Laboratories, Fajara, The Gambia

9 Centre for Geographic Medicine Research-Coast, Kenya Medical Research Institute, Kilifi, Kenya

10 Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, Stuttgart, Germany

11 Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany

12 Abteilung Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany

13 Institute for Infection and Immunity, St George's, University of London, London, United Kingdom

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution82

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 12.01.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2016

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