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WIRKSTOFF/529: Botox - Nicht nur für die Schönheit (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Donnerstag, 13. Januar 2011

Botox - Nicht nur für die Schönheit


fzm - Botox gilt gemeinhin als Synonym für das übersteigerte Schönheitsbedürfnis der oberen Gesellschaftsschichten. Dabei wird das Nervengift, das mit vollem Namen Botulinumtoxin heißt, bereits seit über dreißig Jahren zur gezielten Muskelschwächung in der Medizin eingesetzt. Auch für die Ergo- und Physiotherapie ist das Medikament von Bedeutung, wie ein Beitrag in der Fachzeitschrift "ergopraxis" darlegt (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010).

"Manche Patienten können erst dann sinnvoll ergo- oder physiotherapeutisch behandelt werden, wenn einzelne Zielmuskeln mit Botulinumtoxin entkrampft werden", so der Neurologe Dirk Dressler, die Ärztin für Nervenheilkunde Fereshte Adib Saberi und die Physiotherapeutin Heidrun Pickenbrock, die den Fachartikel gemeinsam verfasst haben. So interdisziplinär wie das Autorenteam ist im Idealfall auch die Behandlung mit dem Nervengift. Denn viele Patienten mit übersteigerter Muskelaktivität - wie etwa Menschen mit einem spastischen Syndrom - werden während der häuslichen Rehabilitation nicht mehr von Ärzten, sondern allenfalls von Ergo- und Physiotherapeuten betreut. Diesen fällt somit die wichtige Aufgabe zu, geeignete Patienten zu identifizieren und den Kontakt mit einem entsprechenden Behandlungszentrum anzuregen.

Auch während der Therapie ist der intensive Austausch zwischen Arzt und Therapeut wichtig: Physio- oder Ergotherapeuten sind wesentlich daran beteiligt, die Therapieziele und die sich daraus ergebenden Zielmuskeln zu definieren.

Das von Bakterien der Art Clostridium botulinum hergestellte Botulinumtoxin ist ein nahezu ideales Arzneimittel, wie Dressler, Saberi und Pickenbrock betonen: Es wirkt ausschließlich lokal, ist gut gewebeverträglich und nahezu nebenwirkungsfrei. Für die therapeutische Anwendung reicht bereits eine sehr geringe Dosierung aus, und die Wirkung ist vollkommen reversibel.

In der Neurologie wird Botulinumtoxin hauptsächlich bei Patienten mit Dystonien und spastischen Syndromen angewandt, um deren Muskelverkrampfungen zu behandeln. Sind die Zielmuskeln durch das Nervengift entspannt, lindert das zum einen Spannungsschmerzen. Zum anderen können die Therapeuten die Zeit der Toxinwirkung nutzen, um die Gelenkbeweglichkeit mithilfe passiver Dehnungsübungen zu verbessern. "So kann Folgeschäden wie Kontrakturen und Arthrosen effektiv entgegengewirkt werden", schreiben die Autoren in der "ergopraxis". Letztlich könne die Kombination aus Botulinumtoxin-Injektion und Physiotherapie den sonst dauerhaft verspannten Patienten zu einer physiologischeren Körperhaltung verhelfen. Dadurch lasse sich häufig auch die soziale Stigmatisierung der Betroffenen reduzieren und ihr Selbstwertgefühl verbessern.


D. Dressler et al.:
Entspannung per Spritze.
ergopraxis 2010; 3 (11-12): S. 24-25


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Quelle:
FZMedNews - Donnerstag, 13. Januar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2011