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GESCHICHTE/061: Soziale Psychiatrie nach den Patiententötungen in der NS-Zeit (Soziale Psychiatrie)


Soziale Psychiatrie Nr. 132 - Heft 2, April 2011
Rundbrief der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.

Helfen. Beistehen. Funktionieren.
Soziale Psychiatrie nach den Patiententötungen in der NS-Zeit

Von Ralf Seidel, Mönchengladbach


Jahrestagung der «Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie» (DGSP) "Menschenrechte verwirklichen-Gesellschaft gestalten", Frankfurt a. M., 11.-13. November 2010


"Es gibt keinen Grund, die edlen Absichten der Wissenschaft zu bezweifeln. Es gibt noch weniger Grund, ihr böse Absichten vorzuwerfen. Der Holocaust hat uns freilich gelehrt, an der Weisheit des Anspruchs der Wissenschaftler, Gut und Böse zu unterscheiden, zu zweifeln; ebenso wie am Vermögen der Wissenschaft als moralische Autorität, der Fähigkeit der Wissenschaftler, moralische Probleme zu benennen und moralische Urteile über die Folgen ihrer Handlungen zu fällen."

Zygmunt Bauman


I.

Die Patiententötungen im Nationalsozialismus hatten eine lange Vorgeschichte. Dazu zählt neben anderem der Sozialdarwinismus, der aus einer Verbindung der Lehre vom Kampf ums Dasein, den nur die "fähigsten" Individuen und Völker überleben, mit Darwins Thesen von der Evolution und Selektion hervorgegangen ist. Drei ideologische Tendenzen aus der Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts finden sich später im Nationalsozialismus wieder: das biologistische Ungleichheitsdogma, ein moralischer Nihilismus angesichts des Naturgesetzes vom "Kampf ums Dasein", das Ausmerzen von "rassisch Minderwertigen", bei gleichzeitiger Auslese der "rassisch Hochwertigen". Alexander Tille, Sozialdarwinist und Sprecher mehrerer Wirtschaftsverbände forderte schon vor über 100 Jahren die Auflösung der Irrenhäuser, um ihre Kranken in Englands "Nationalheilanstalten", die Elendsviertel Londons zu überführen. Dies in der Annahme, dass sich hier das Problem ihrer Versorgung durch "natürliches Hinscheiden" bald von selbst erledigen werde. Und er meinte weiter: "Humanität und Entwicklungslehre treten sich feindlich gegenüber... und siegreich schlägt die Entwicklungslehre die Humanität Feld um Feld zurück".(1)

Selbst ein so angesehener Psychiater, wie der langjährige Tübinger Ordinarius Robert Gaupp wird sich bald - und dies sei nur als ein Beispiel genannt - als Wegbereiter der späteren lebensvernichtenden Maßnahmen äußern. 1919, in einer Ansprache an seine Medizinstudenten, tritt er noch als "Rufer in der Wüste" auf: "Über... jeder der ärmlichen Interessenpolitik... stehe die auf... Menschenkenntnis und ­... Menschenliebe ruhende Denkweise des Arztes...". Er weist hier auf das "Recht des unmittelbaren Dienstes am kranken Menschen", dass sich der Arzt bewahren müsse hin und schließt mit der Forderung nach einem "warmen Herzen". 15 Jahre später äußerte er sich zur Kostenfrage der Pflege der Geisteskranken folgendermaßen: "In Preußen betragen die täglichen Anstaltskosten für einen Taubstummen sechs Reichsmark, für einen Krüppel ebenfalls sechs Reichsmark, für eine Geisteskranken 4,50 Reichsmark... Demgegenüber stünden einem beamteten Ehepaar täglich acht Reichsmark... Einem Arbeiterehepaar fünf Reichsmark zur Verfügung. Darüber hinaus würden für einen Hilfsschüler Schüler jährlich 573 Reichsmark, für einen normalen Volksschüler aber nur 125 Reichsmark ausgegeben. Diese von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wachsende Zahl der geistig Kranken und Minderwertigen stellt auch wirtschaftlich, nicht bloß menschlich und rassenhygienisch, eine schwere Belastung dar."(2)

Gaupps Nachfolger als Direktor der Tübinger Universitäts-Nervenklinik H.F. Hoffmann schreibt schließlich im Jahre 1937: "Doch es muss im Sinne einer überpersönlichen Gemeinschaftsordnung verurteilt werden, nach dem Muster der rein charitativen Ethik uneingeschränkt Leben zu erhalten und zu fördern. Die Gemeinschaft hat aufgrund ihres dem Einzelwesen übergeordneten Lebensgesetzes das Recht, unter Umständen gegen ihre Glieder sogar vernichtend vorzugehen. Der Einzelne muss es sich gegebenenfalls bieten lassen, dass die Gemeinschaft in seine Lebensrechte eingreift, ihn in Grenzen setzt, die er im Interesse der Gemeinschaft, in der Verpflichtung für sie, nicht überschreiten darf. Diese Pflicht gegenüber der Gemeinschaft erweitert auch die früher übliche ethische Haltung des Arztes, in der nunmehr neben die reine Individualfürsorge die Rücksicht auf die Gemeinschaftsordnung als gleichwertig an die Seite zu treten hat... Jeder Patient, der zum Arzt geht, muss sich darüber klar sein, dass er die ärztliche Sprechstunde betritt als Persönlichkeit und zugleich auch als Glied der ihm übergeordneten Gemeinschaft... wir sind nicht nur eine Volksgemeinschaft sondern auch... eine Leistungsgemeinschaft."(3)

Das nun vorherrschende ärztliche Ethos sollte wegführen von Anteilnahme und Mitleid - hin zu einem neuen Menschen(4), dem alles Zweifeln und Zaudern fremd ist, eines "mit Härte erzielten Menschen", den "Kraft, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft" auszeichnen. Ein engmaschiges Netz zum Zwecke der Leistungsmaximierung war geknüpft, so dass fortan jeder "Gesellschaftsfeind" erfasst und notfalls beseitigt werden konnte.

"Das nun vorherrschende ärztliche Ethos sollte wegführen von Anteilnahme und Mitleid"

Der weltbekannte Biologe Erwin Baur hatte bereits 1934 die Rezeptur für das was geschehen sollte vorgelegt: der Staat solle, wie ein Gärtner, "minderwertigem Leben" die Vermehrung verwehren und "höherwertiges" züchten. Dies war noch nicht zwingend einer totalitären Ideologie geschuldet, sondern zunächst Ausdruck einer "Sozialtechnologie", die dem modernen Geist entsprach, der glaubte alles für den Fortschritt der Menschheit tun zu müssen. Und den Weg des Fortschritts zu weisen war Aufgabe der Wissenschaft. Sie beschreibt, hält fest und zählt. Doch öffnet sie dem Wissenschaftler auch, wenn er sich nicht selbst infrage stellt, im Namen der "Objektivität die Tür zu jeder Barbarei"(5).

Der Berliner Psychiater Max de Crinis erklärte 1938 bei seiner Antrittsvorlesung in der Charité, die Psychiatrie sei ein naturwissenschaftliches Fach, als Lehre der Krankheiten des beseelten Körpers und nicht der Seele als eines selbstständigen Seins". Während sie in der Vergangenheit eine " Brücke zur Philosophie geschlagen und sich dabei nur in ethisch-religiösen, in moralphilosophischen und metaphysischen Fragen" verloren habe, sei die Psychiatrie nun "als Hirnforschungsgebiet abgesteckt".(6)

Das klingt nüchtern, fortschrittlich und scheint durch "Ergebnisse" und Zahlen belegt. Und es leitet doch eine Verdinglichung des Menschen ein, die dem was nun folgen sollte, nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Während der Kriegsjahre 1939-1945 sind in Deutschland und in den von Deutschen besetzten Gebieten Menschen - mehr als 200.000 Menschen - ermordet worden, weil sie psychisch krank oder geistig behindert waren. Die ersten systematischen Ermordungen von Häftlingen der Konzentrationslager fanden in Euthanasieanstalten im Rahmen der sogenannten "Aktion 14 f 13" statt. Die Selektionen führten Ärzte der "Aktion T4" in zynischster Pervertierung psychiatrischer Diagnostik durch. Bedienstete der "Aktion T4", dem wichtigsten Träger der Tötungsmaßnahmen, mit Sitz in der Berliner Tiergartenstraße 4 - daher der Name - wurden schließlich an die "Aktion Reinhard" zur Durchführung des Holocaust überstellt. Die industriell durchgeführten Krankenmorde stehen so am Beginn der Endlösungspolitiken des Nationalsozialismus, insbesondere auch der Ermordung der europäischen Juden.


II.

Man muss sich fragen, warum Krankenhäuser, die zu Mordinstituten geworden waren, nach dem Krieg nicht geschlossen wurden. Die Psychiatrie als Wissenschaft und moralische Institution hatte jegliches Ansehen verloren. Ein Neubeginn mit den Konzepten, die etwa Wilhelm Griesinger hundert Jahre zuvor angedacht und die Sozialpsychiater in der Weimarer Republik weiter entwickelt hatten, hätte möglicherweise die Chance geboten neue gemeinde- und damit patientennähere Versorgungsformen aufzubauen. Doch daran bestand kein öffentliches Interesse. Man nahm unter verheerenden räumlichen, wie personellen Bedingungen die gewohnte Arbeit wieder auf. Die Patienten hungerten, von Therapie war kaum zu sprechen.

Der Frankfurter Euthanasieprozess, der am 21. Dezember 1946 abgeschlossen wurde, setzte erste Maßstäbe in der Beurteilung des Geschehenen. Adolf Arndt, der in Vertretung des hessischen Ministerpräsidenten als Nebenkläger aufgetreten war, führte später zum im Kontrollratsgesetz Nr. 10 eingeführten Begriff des Verbrechens gegen die Menschlichkeit (Menschheit), das den frühen Prozessen als Grundlage diente, das Folgende aus: "Die Heilanstalten, in denen sich die Euthanasie-Aktion ereignete, sind Krankenhäuser. Im Kriege sagen wir Lazarette, weil der arme Lazarus, das Symbol des Leidens und der Hilfsbedürftigkeit wurde ... Dieser Lazarus war es, dem von Hitler die Hilfe verweigert und der außerhalb des Rechts gestellt wurde. Seitdem sind nicht nur die Menschen in Deutschland, sondern im Grunde genommen ist die ganze Menschheit Lazarus geworden. Wir können das Recht an keiner Stelle und für niemanden aufheben, ohne es für alle zu verlieren."(7)

"Man muss sich fragen, warum Krankenhäuser, die zu Mordinstituten geworden waren, nach dem Krieg nicht geschlossen wurden"

Auf ähnliche, ganz der Idee der Menschenrechte verpflichtete Weise argumentierte der Psychiater und Medizinhistoriker Werner Leibbrand als Zeuge der Anklagebehörde im Nürnberger Ärzteprozess. Er hatte als einer der ersten in seinem 1946 erschienenen Buch "Um die Menschenrechte der Geisteskranken" dezidiert zum Euthanasiegeschehen Stellung bezogen. Sein Aufsatz "Naturrecht und Fürsorge" markierte schon im Titel den Grund, auf dem sich psychiatrisches Handeln, dessen Maß die menschliche Freiheit und nicht die gesellschaftliche Ordnung sei, entwickeln soll. Es war eine "anthropologisch orientierte" Medizin, die Leibbrand, wie ein Jahr später Victor von Weizsäcker, der Medizin entgegenstellte, die er in Nürnberg auf der Anklagebank sieht. Bereits im November 1945 hatte der Psychiater Gerhard Schmidt in Rundfunkvorträgen über die nationalsozialistischen Krankentötungen berichtet. Sein als Habilitationsschrift gedachtes Buch darüber war der Hamburger Fakultät verloren gegangen und wurde erst 1965 veröffentlicht(8). Karl Jaspers und Kurt Schneider hatten, trotz ihrer eindeutigen Wertschätzung von Buch und Autor, von einer Veröffentlichung in der unmittelbaren Nachkriegszeit "eher" abgeraten, da sie dadurch einen weiteren Ansehensverlust der schon so geschädigten Disziplin der Psychiatrie befürchteten.

Doch muss betont werden, dass die hier angedeuteten kritischen Auseinandersetzungen mit den Geschehnissen in der Psychiatrie zurzeit des Nationalsozialismus in den 50'er und 60'er Jahren ein Randphänomen waren.(9) Diese Zeit war gekennzeichnet durch den Wiederaufbau und die Sicherung der Existenzen nach dem verlorenen Krieg. Damit einher ging ein Verdrängen und partielles Vergessen der Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft. Dieses verdichtete sich zu einer abwehrenden Grundstimmung, die Alexander und Margarete Mitscherlich als "Unfähigkeit zu trauern" (1967) charakterisiert haben. Die einstmaligen Opfer, ob Juden, Sinti und Roma oder psychisch Kranke, standen weiter am Rande oder außerhalb der Gesellschaft und zum Teil waren es dieselben Menschen, die in der NS-Zeit die Verfolgungsmaßnahmen eingeleitet hatten, die nun über ihre Rehabilitierung und eventuelle Entschädigung befinden sollten.


III.

Vor dem Aufbruch in eine auch mit weitreichenden praktischen Folgen verbundene soziale Psychiatrie, wurde die Psychiatrie mit zwei Geschichtswerken von nachhaltiger Bedeutung konfrontiert: mit Michel Foucault's "Wahnsinn und Gesellschaft" und Klaus Dörner's "Bürger und Irre".

Foucault sieht das Entstehen von Vernunft und Subjektivität aus der Perspektive ihres Gegenbildes, des Wahnsinns. Wobei die Vernunft sich selbst vermisst und bestimmt, was außerhalb der von ihr festgelegten Grenzen liegt. So wächst ihr eine herrschaftliche Macht zu, die kaum zu fassen und damit zu bestreiten ist. Und es ist diese Macht, die den Wahnsinn - durch die kontrollierende und regulierende Gesellschaft - aus dem Leben ausschließt und entfernt. Die psychiatrische Anstalt schließlich, als Vollzugsorgan dieses Ausschlusses, führe zwingend zu einer Verdinglichung des Menschen, die, so Foucault, in den Lagern enden musste.

Dörner hat mehr die Psychiatrie als Wissenschaft und Institution, als den Wahnsinn als philosophisches Bild, im Blick. Er sieht die zwiespältige Rolle der Psychiatrie im Kontext der sich bildenden industriellen Gesellschaft. Ihre Praxis beschreibt er als helfendes Bemühen um das Leiden kranker Menschen und zugleich als Entstörungsagentur für eine zunehmend mehr auf Effizienz und wirtschaftlichen Zugewinn bedachte Gesellschaft.

Im Gefolge der theoretischen Entwürfe der anthropologischen Psychiatrie begann sich Ende der Sechzigerjahre in Deutschland eine psychiatrische Reformbewegung zu konstituieren.

Sie führte 1970 zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie (DGSP), sowie zur Psychiatrie-Enquéte des Deutschen Bundestags und zu ersten Schritten der Errichtung eines gemeindepsychiatrischen Versorgungssystems.

Die Psychiatrie war zunächst mit sich selbst und der Entwicklung menschenwürdiger Behandlungsbedingungen für ihre Patienten beschäftigt. Historische Reflexionen, wie die Dörners und Foucaults spielten bei den theoretischen Debatten um Begriffe, Diagnosen und Therapeutik in dieser Zeit dennoch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Geschichte als "Fortschrittsgeschichte", wie sie traditionell überliefert wurde, "war der Gegner, das Andere von dem es sich mit Macht abzusetzen galt" (Blasius).(10)

Die Reformpsychiatrie hat, als soziale Psychiatrie in der Verbesserung der Behandlungsbedingungen der von ihr versorgten Patienten sicher viel erreicht. Psychisch kranken Menschen stehen heute eine Vielzahl von Hilfsmöglichkeiten zwischen Beratung, sozialen Kontakten, Beschäftigung in Tageszentren, unterstützter Arbeit, Tagesstätten und vor allem Tageskliniken, bis hin zur stationären Psychiatrie vor Ort, zur Verfügung(11). Dass es dazu kam, ist nicht das "Wunderwerk" einiger weniger "großer Persönlichkeiten". Gelingen konnte es nur, weil gerade die Berufe an der Basis, insbesondere Schwestern und Pfleger, sich für diese Aufgabe begeistert haben. Und oftmals waren sie es die die anderen, deren Taten heute in Chroniken verzeichnet werden, anzustoßen und mitzureissen verstanden.(12)

Und: Ohne die Unterstützung von Politik und Verwaltung in den Kommunen und Kommunalverbänden würde sich Gemeindepsychiatrie, wie sie heute an vielen Orten praktiziert wird, nicht durchgesetzt haben. Ziel der Reformbewegung, deren Plattform die DGSP darstellte, war der Bruch mit der Logik der Institution(13), wie sie bisher bestand, verbunden mit dem Aufbau psychiatrischer Hilfen, da wo die Patienten lebten. Sie zielte nicht auf einen Bruch mit der Psychiatrie, wie ihn entschiedener alternative Gruppierungen, wie das «Sozialistische Patientenkollektiv» in Heidelberg oder die «Sozialistische Selbsthilfe Köln» gefordert haben.(14)

Die erste, auf dem Boden theoretischer Überlegungen der Hochschulpsychiatrie, vor allem der phänomenologisch-anthropologischen Psychiatrie angefachte, jedoch in den Krankenhäusern der Pflichtversorgung ins Leben der Patienten getragene Phase der Siebzigerjahre hatte ihren Ausgangsort in den Kliniken. So verlagerten sich die gestaltenden Aktivitäten erst allmählich in die Gemeinden vor Ort.

Die Achtzigerjahre waren dann die Zeit kommunaler Initiativen durch psychiatrische Hilfsvereine und des Ausbaus der komplementären Versorgungslandschaft. Die therapeutischen Angebote wurden breiter, sehr viel differenzierter und besser vernetzt. Die Familien der Patienten wurden von nun an vermehrt in die Behandlung mit einbezogen. Angehörige schlossen sich in Verbänden zusammen und erhielten zunehmend politisches Gewicht. Und - vor allem - ehemalige Patienten bildeten Betroffeneninitiativen, beteiligten sich an Tagungen, Demonstrationen und Psychoseseminaren und fanden dadurch deutlich mehr öffentliches Gehör.

"Im Rahmen des «Mannheimer Kreises» im Mai 1979 wurde der Patientenmord als 'Krieg gegen die psychisch Kranken' thematisiert"

Bereits Ende der Siebzigerjahre hatte man begonnen sich mit der Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus aus der Reformpsychiatrie selbst heraus, auseinander zusetzen. Auf einer Arbeitstagung des «Mannheimer Kreises» im Mai 1979 wurde der psychiatrischer Patientenmord als "Krieg gegen die psychisch Kranken" thematisiert. Die DGSP, deren Vorsitzender Klaus Dörner damals war, veröffentlichte die Berichte der Arbeitsgruppe, sowie in einem Anhang, Dokumente, Briefe von und an Politiker, gemeinsam mit ihrer "Denkschrift zur Erinnerung an den 40. Jahrestag des Vernichtungskrieges nach außen und innen" als Sonderband der Zeitschrift Sozialpsychiatrische Informationen(15). Nach einem Gespräch, das Dirk Blasius, Klaus Dörner und Ralf Seidel 1982 im Münchner Institut für Zeitgeschichte geführt hatten, wurde der bis heute bestehende Arbeitskreis zur Erforschung der Euthanasiegeschichte gegründet. Er will, jeweils vor Ort, in den Anstalten oder Gemeinden, die regionalen Alltagsgeschichten erfahrbar machen und in einem Gespräch mit Historikern, psychiatrisch tätigen und Betroffenen einbringen. Die Stärke dieses Arbeitskreises liegt weniger in der analytischen Bevormundung oder philosophischen Verortung der weit ausgreifenden Thematik psychiatrischer Schuld im Nationalsozialismus, als in einer engagiert erhobenen lokalen Bestandsaufnahme der damaligen Ereignisse. Dieser Bestandsaufnahme sind wesentliche Impulse für eine auch praktisch fundierte ethische Auseinandersetzungen mit «bioethischen» Fragestellungen - wie etwa der "Lebenswertdiskussion" - geschuldet.

In den neunziger Jahren, der Zeit der Psychiatrie-Personalverordnung und der individuellen Hilfepläne, stand für eine nicht zu unterschätzende Aufwertung des "Subjektstatus" der Patienten. Sie wurden zunehmend als echte Vertragspartner oder "Kunden mit Wahlfreiheit" und Selbstbestimmungsrecht gesehen und nicht mehr als Objekte der Fürsorge.(16) Der gleichzeitig zunehmende ökonomische Druck zog jedoch eine erweiterte Bürokratisierung und damit wiederum "Vergegenständlichung" von psychisch kranken Menschen nach sich.(17)

In den letzten 10 Jahren sind endlich die "Migranten" als eine Gruppe, die zuvor wenig beachtet worden war, in die Überlegungen und Planungen einer Psychiatrie, der das "Soziale" Hauptanliegen ist, vorrangig einbezogen worden.(18)

Ein Qualitätsmanagement, Qualitätszirkel, Qualitätzertifikate wurden nun auch in der Psychiatrie eingeführt. Sie helfen Abläufe zu optimieren. Auskünfte über die inhaltliche Gestaltung der psychiatrischen Arbeit geben sie nicht. Ansonsten scheint "die Ökonomie" mehr und mehr dabei, sich den Bereich des Sozialen und so auch der Psychiatrie gänzlich einzuverleiben.


IV.

In dem kürzlich erschienenen umfangreichen und akribisch recherchierten Geschichtswerk "Grenzen der Anstalt" schreibt die Autorin am Ende rückblickend:

"... (das) Versprechen, psychische Krankheiten seien heilbar wie somatische auch, zieht sich seit dem 19. Jahrhundert wie kaum ein anderer Satz durch die ärztliche Fachliteratur und populäre psychiatrische Schriften. Eng damit verbunden ist die Hoffnung, die Gleichstellung psychisch Kranker mit somatische Kranken fördere ihre soziale Integration. Bis heute ist dieses Versprechen nicht eingelöst... Dass psychiatrische Zukunftsentwürfe nicht dem «wirklichen Leben» entsprechen, bedeutet nicht, sie blieben ohne Wirkung. Die öffentliche Kritik an der Psychiatrie hat sich stets... an diesem Versprechen gerieben. Doch Heilung ist schon der somatischen Medizin nur eingeschränkt möglich. Auch zu deren Aufgaben gehört ja, chronisch Kranke und alte Menschen zu versorgen, wenn der von öffentlich auch weitaus seltener die Rede ist als von gelungenen Operationen ... An die «Grenzen der Behandlung» wird niemand gern erinnert: weder die Ärzte noch die (potentiellen) Patienten oder deren Angehörige. - Was für die allgemeine Medizin gilt, spitzt sich im Fall der Psychiatrie zu. Sie hat sich im Zuge ihrer Professionalisierung als wissenschaftliche Disziplin nieder Aufgabe entziehen können, sich um die chronisch Kranken ihrer Klientel zu kümmern. Das Problem, das mit dem Rekurs auf die «Grenzen der Behandlung» sichtbar wird, ist allein medizinisch jedoch nicht zu lösen."(19)

Cornelia Brink gibt hier einen Befund wieder, der sich zwingend aus ihren Untersuchungen ergibt. So fährt sie fort:

"Das Vergangene in Erinnerung rufen, bedeutet auch, an die ständige Wiederholung der immer gleichen Vision - und ihr wiederholtes Scheitern - zu erinnern, heißt, die Geschichte der Psychiatrie als Geschichte eines bis heute uneingelösten, vor allem aber nicht einlösbaren Versprechens zu schreiben."(20)

Doch ist dies ein Tatbestand, der die Überlegungen vor allem der praktisch tätigen Psychiater seit 200 Jahren beschwert und begleitet hat. Nicht umsonst befanden sich "somatisch-orientierte" mit eher "philosophisch-orientierten" Psychiatern in ständiger Auseinandersetzung, wechselten die Leitungen der Institutionen zwischen ärztlicher, pädagogischer, theologischer oder kaufmännischer Führung, gehörte der interdisziplinäre Diskurs zu den ersten Errungenschaften der Reformen der frühen siebziger Jahre, stand die Psychiatrie stets - und von der Sache her unvermeidbar - unter öffentlichem Verdacht.(21) Die Psychiatrie ist im Grunde ein "unmögliches Fach" und sie hat es mit Unmöglichem - und damit auch - mit "unmöglichen Personen" zu tun.(22)

Karl Peter Kisker sprach einmal vom Unmöglichem, von dem hier die Rede ist, als einem "Schmerz an der Grenze von Sinn und Unsinn".(23) Wobei die Grenze nicht zwischen Behandler und Behandeltem verlaufe, "sondern durch beide hindurch". Und Behandlung, psychiatrisches Tun überhaupt, ist so - in Kiskers Worten - ein "am Unmöglichen jeweils teilbarer Schmerz".

Doch bleibt uns die von Cornelia Brink vehement und wohlbegründet ins Spiel gebrachte Frage, ob der hegemoniale Anspruch der Medizin auf den Umgang mit der Verrücktheit nicht aufzugeben wäre.(24) Eine Frage, die in den siebziger Jahren heftigst diskutiert worden war. Gescheitert war die Aufgabe des medizinischen Paradigmas danach immer am Problem des Umgangs mit Zwang und Gewalt. Man begegnet ihr in der Psychiatrie und ihre Anwendung lässt sich nicht immer vermeiden. Und keiner, keine Berufsgruppe, keine Instanz übernimmt die Verantwortung dafür gern.

Der Gegenstandsbereich Psychiatrie ist sicher komplex. Die Erkenntnisse der Hirnforschung vermitteln uns ein basales Wissen über neurobiologische Abläufe, die menschliches Verhalten herstellend mitbestimmen. Und das eröffnet uns einen medizinischen Zugang zur psychiatrischen Behandlung. Um das Vermittelte zu verstehen, bedarf es jedoch einer hermeneutischen Anstrengung. Sinn lässt sich nicht einfach fassen und abbilden, er muss gefunden werden. Gleiches gilt für die Psychotherapie.(25)


V.

Die Schatten, die das "Euthanasiegeschehen" und alles was darauf folgte, auf unser Fach geworfen hat, sind nicht vergangen. Sie wirken weiter wie eine Narbe, die nie ganz verheilt. Und die immer Gefahr läuft wieder aufzubrechen.

Die Debatten um das so viel besprochene, noch mehr gekaufte und möglicherweise wenig gelesene Buch von Thilo Sarrazin kann da als Beispiel dienen. Was steht in dem Buch und was sagen die Debatten?

Sarrazin spricht über das Versorgungsniveau der Bevölkerung, die Zunahme der Rentner, den Jugendwahn am Arbeitsmarkt, über Arbeit und Politik, über Bildung und Gerechtigkeit. Er tut das anhand von Zahlen und Tabellen buchhalterisch um Korrektheit bemüht. Man mag das Faktische und vor allem die Vergleiche mit guten Gründen bestreiten können, gegen Dreisatzrechnungen kommt man erst einmal schwerlich an. Doch: was so unangenehm berührt ist, dass wir diese Art mit Rechnungen zu argumentieren aus unserer finstersten Zeit her kennen(26). Und dass Gegenstände zwar für sich selbst stehen mögen. Aber dass das beim Menschen nicht genügt. Da bleibt die Würde auf der Strecke. Der Mensch lässt sich nicht einfach als berechenbare, geldwertige Sache behandeln. Man kommt nicht umhin von ihm berührt zu werden, zu versuchen ihn zu verstehen. Und das kann den "handfesten" technisch-mathematischen Fächern, deren fehlenden Nachwuchs Sarrazin so heftig beklagt, allein nicht gelingen.

Aber alles scheint so klar und nachvollziehbar. Vor allem, wenn es sich um seine Beschreibung muslimischer Migranten handelt. Nur, und das ist das Schlimme: Sie ist rassistisch. Er operiert mit Zuschreibungen von Eigenschaften an eine von außen definierte Minderheitenkultur. Und er glaubt sie gar als genetisch festgelegt begründen zu können.

"Die Schatten, die das 'Euthanasiegeschehen' auf unser Fach geworfen hat, wirken weiter wie eine Narbe, die nie ganz verheilt"

Warum rede ich von diesem Buch und dem was sich um das Buch herum ereignet hat?

Selten ist eine Publikation mit einem solchen Aufwand auf den Markt geworfen worden. Zunächst herrschte Entrüstung. Dann kamen die vielen Talkshows, die Artikel in den Feuilletons und - vor allem - in der Boulevardpresse. Doch dann wurde Sarrazin bald vom "Spiegel" zum "Lautsprecher der schweigenden Mehrheit" gekürt. Auch ein Großteil der bürgerlichen Presse zog nach und goss Öl ins schon schwelende Feuer der Islamfeindlichkeit. Es entstand eine Stimmung. Zunächst gegen eine Gruppe die, trotz Özil und Khedira, den meisten von uns fern sein mag. Aber so fängt das eben an. Erst eine umschriebene, nicht allzu nahe Gruppe. Dann die, bei denen die Rechnung nicht aufgeht. Zu ihnen, das wissen wir alle, könnten dann auch schnell wieder psychisch kranke Menschen zählen. - Und in dem Buch sind viele Rechnungen aufgemacht.

"Sarrazin hat offensichtlich mit seinen Bemerkungen über Migranten und das Berliner Sozialsystem den Nerv auch vieler liberaler Bürger getroffen, die mit ihrer Modernisierungsverweigerung vor allem muslimisch geprägter Migranten die Geduld verloren haben", so der Spiegel.(27)

Es ist eine «teleologische Moral», der Sarrazin hier folgt. Sie zielt durchaus auf das Wohlergehen einer gedachten Mehrheit. Indem sie Menschen zu Rechengrößen erklärt scheint alles eindeutig. Nähe, Sorge, Zuwendung sind weggedacht - eine Sache der "Gutmenschen", die Sarrazin so gern verhöhnt. Auf diese Weise gelangt man zu einem Konsequenzialismus, der alles zu lösen scheint und der sich ganz in das gewünschte Handlungsmodell einfügt. Moralische Überlegungen begrenzen hier nicht die zweckgerichtete Handlungsorientierung, sondern sie dienen ihrer Legitimation.(28)

Und da ist noch ein Weiteres: die Frage der Integration. Sind nicht auch viele psychisch kranke Menschen "schlecht integriert", ja gar gelegentlich Integrationsverweigerer? - Oder könnte es nicht auch hier die "Aufnahmegesellschaft" sein, die nicht selten den Weg der Integration so schwierig macht?

Doch ich möchte bei alledem die Probleme, vor die uns Minderheiten - ob Migranten, Deutsche aus "sozial schwachen Milieu" etwa, aber auch Reiche, die unser Geld verspielen oder natürlich auch psychisch Kranke, wenn sie gewalttätig werden - immer wieder stellen können, nicht klein reden. Die gibt es. In Neukölln und anderswo. Und nicht selten ist es am Ende die Psychiatrie, die mit deren Folgen befasst ist.


VI.

Was können wir tun?

Nimmt man die Menschenwürde als Basis der Menschenrechte - und sie sind ja der Angelpunkt unserer diesjährigen Tagung - so stellt sich zunächst die Frage, was die Menschenwürde ausmacht. Sie beinhaltet erst einmal ein grundlegendes Urteil über den Menschen, nämlich, dass er Wert hat. Das scheint banal. Aber das ist nicht selbstverständlich, wie wir gesehen haben.

Was schränkt im psychiatrischen, vor allem klinischen Alltag die Würde des Menschen ein? Lassen Sie mich dazu einige Szenarien beschreiben:

• Der Patient wird auf seine Krankheit reduziert und nicht in seiner Individualität wahrgenommen. Das geschieht beispielsweise, wenn man ignoriert, dass der aktuelle Zustand eines altersverwirrten Patienten nur eine Episode in einer viel umfassenderen Biografie ist, die man kennen muss um über den Patienten zu urteilen. Oder wenn man umgekehrt übersieht, dass jeder Umgang mit Jugendlichen immer auch Hoffnung auf eine individuelle Persönlichkeitsentwicklung lassen muss.

• Der Einsatz von Gewalt und Zwang gegenüber psychisch kranken Menschen bedroht immer deren Würde.

• Das asymmetrische Verhältnis zwischen Therapeut und Patienten lädt zum Missbrauch und zu Übergriffen ein, insbesondere in der Psychotherapie.

• Die Umgebung in der die Patienten gerade in der Klinik leben, kann auch ihre Würde bedrohen. So ist es bei der Gestaltung psychiatrischer Institutionen verlockend sich vordringlich am Interesse guter Kontrollmöglichkeiten, leichter medizinischer Zugänglichkeit und - vor allem - ökonomischer Sparsamkeit zu orientieren. Dabei wird manchmal übersehen dass man sein innere Balance auf Dauer nur wahren kann, wenn es Freiräume für Aktivitäten und Orte der Intimität gibt.(29)

"Es geht darum, der Würde Raum zu geben. Und das wiederum heißt: der Entwicklung und Entfaltung Raum geben"

Man kann das entscheidende Merkmal der Idee der Menschenrechte wohl darin sehen, den Wert eines selbstbestimmten Lebens zu schützen. Zu gewährleisten sind dann jedoch die Güter, die für ein selbstbestimmten Lebens notwendig sind. Es geht also um die Befähigung/Empowerment zu einem selbstbestimmten Leben. Ein Konzept, das aus der praktischen Philosophie kommend(30), seit Jahren in der sozialen Psychiatrie seinen Platz gefunden hat.

Die Betonung der Menschenwürde als Basis der Menschenrechte kann für diese nicht mehr als Grund und Richtung sein. Es geht darum der Würde Raum zu geben. Und das wiederum heißt: der Entwicklung und Entfaltung Raum geben.(31) Und dazu muss man sich erst einmal wirklich begegnen. Renate Schernus hat einmal sehr eindringlich ein Gespräch geschildert, dass eine ihr bekannte leitende Mitarbeiterin mit ihrem Chef geführt hat. Diese sagte ihm, sie könne die angesagten wirtschaftlichen Kürzungen ihren Mitarbeitern in der vorgesehenen Härte nicht zumuten. Darauf habe der Chef geantwortet: "Machen Sie es sich doch nicht so schwer, denken Sie sich die Gesichter doch einfach weg." - Renate Schernus verweist daran anschließend auf den Philosophen Lévinas, für den dieser Satz der "unethischste" schlechthin gewesen wäre. Für Lévinas ist es das Antlitz des Anderen, durch dessen Schutzlosigkeit und Verletzbarkeit ich erst in die Verantwortung gerufen werde. Philosophie beginnt bei Lévinas beim Anderen, - als Ethik.(32)

"Erkennen, Trauern, Begegnen" lautete der Untertitel der Holocaustdenkschrift der DGSP. Ich habe versucht bei dem, was ich Ihnen sagen wollte, zunächst dieser Spur zu folgen. - Unter den Titel "Helfen, Beistehen, Funktionieren" habe ich meinen Vortrag gestellt. Helfen ist nun einmal unsere Aufgabe. Wir tun es, so gut wir können. Wenn wir nur noch funktionieren und das kann, wir haben es gesehen, gerade heute wieder sehr schnell passieren, sind wir nicht dabei, findet Begegnung oder gar Beziehung nicht statt. Man ist nicht beteiligt. Beistehen heißt eben auch innerlich beteiligt sein. Das kann nicht immer und bei jedem gelingen, aber ohne das geht es nicht.


Dr. Ralf Seidel, ist Psychiater und Psychotherapeut und ehemaliger Chefarzt der LVR-Kliniken Mönchengladbach. Bei dem Artikel handelt es sich um die bearbeitete Fassung seines Vortrags auf der DGSP-Jahrestagung 2010 in Frankfurt am Main.


Anmerkungen:

1) Tille, A. (1895) Von Darwin bis Nietzsche. Leipzig, S. 182-183

2) Zitiert nach: Nowak, K. (1978) Euthanasie und Sterilisierung im "Dritten Reich", Göttingen, S. 72

3) Hoffmann, H.F. (1937) Das ärztliche Weltbild (Eine Genesiologie) Stuttgart, S. 47 u. S. 49

4) So meinte Hitler: "Wer den Nationalsozialismus nur als politische Bewegung versteht, weiß nichts von ihm. Er ist mehr als Religion: er ist der Wille zur neuen Menschenschöpfung" in:Rauschnigg, H. (1940) Gespräche mit Hitler - Zürich, Wien, New York, S. 232

5) Müller-Hill, B. (1984) Tödliche Wissenschaft, Hamburg, S. 88.

6) de Crinis, M. (1939) Die deutsche Psychiatrie. In: Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift, 41, S.1-5

7) Broszat, M. (1981) Siegerjustiz oder strafrechtliche Selbstreinigung, in: Vierteljahreshälfte für Zeitgeschichte 29, Heft 4, S. 502

8) Schmidt, G. (1965) - Selektion in der Heilanstalt 1939-1945. Mit einem Geleitwort von Karl Jaspers. Stuttgart Taschenbuchausgabe Frankfurt a. M., 1983

9) Zur Rezeption des Geschehens, siehe: Seidel, R. (2000) - Erinnern oder Vergessen. Der schwierige Neubeginn. In: Soziale Psychiatrie, 3, S. 39-43

10) Blasius, D. (1982) Irrwege der Reform, in: Umgang mit Unheilbarem. Studien zur Sozialgeschichte der Psychiatrie, Bonn, 1986, S. 92

11) Eine differenzierende Analyse der Wirksamkeit dieser Reformschritte findet sich in: Haselbeck, H. (1987) - Ambulante Dienste als Alternative zum psychiatrischen Krankenhaus? Stuttgart

12) Siehe auch, ganz praktisch: Schmalz, U. (1994) - Rette mich wer kann. Bonn

13) Bauer, M. (2003) Reform als soziale Bewegung. Der «Mannheimer Kreis» und die Gründung der «Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie», in: Kersting, F.W. - Psychiatriereform als Gesellschaftsreform. Die Hypothek des Nationalsozialismus und der Aufbruch der sechziger Jahre. Paderborn, S. 161

14) Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass auch diese, wenn sie die Betreuung und Begleitung eines "Betroffenen" überforderte, den Beistand "der Psychiatrie" in Anspruch nahmen.

15) Dörner, K., Haerlin, C., Rau, V., Schernus, R., Schwendy, A., (1980) - Der Krieg gegen die psychisch Kranken, Bonn

16) Schernus, R. (2010) - Lohnt sich das? Menschenwürdiger Umgang mit kranken und behinderten Menschen, in: Ammer, v. Bülow, Heimbucher (Hg.) - Herausforderung Menschenwürde, Neukirchen-Vluyn, S. 180

17) Gerade Ursula Plog (2000) hat auf diese Gefährdung hingewiesen - siehe Sozialpsychiatrischen Informationen 30, S. 15 f.

18) Siehe das Themenheft "Der Stachel des Fremden - Interkulturelle Psychiatrie", Sozialpsychiatrische Informationen, 4/2010 und die Lehrbücher von Hegemann/Salman, sowie von Machleidt/Heinz.

19) Brink, C. (2010) - Grenzen der Anstalt. Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, S. 494/495

20) a.a.O., S. 499

21) Siehe dazu auch den Streit zwischen Asmus Finzen, Ursula Plog und Klaus Dörner um " Die neue Einfachheit in der Psychiatrie" in: Sozialpsychiatrischen Informationen 63/64, 1981

22) Seidel, R. (1997) - Die unmögliche Person. Zum Begriff der Person in der Psychiatrie, in: Strasser, P. u. E. Starz Personsein in bioethischer Sicht, Archiv f. Rechts- u. Sozialphilosophie (ARSP), Beiheft 73, S. 109-116

23) Kisker, K. P. (1998) - Mögliches und Unmögliches im psychiatrischen Denken und Tun, in: Machleidt, W. et al. - PsychiaterSein. K. P. Kisker - Auswahl seiner Schriften, Bonn 2007, S. 82

24) Brink, a.a.O., S. 497

25) Dazu siehe auch: Fuchs, Th. (2008): Das Gehirn - ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption. Stuttgart

26) Dörner, A. (1935): Mathematik im Dienste nationalpolitischer Erziehung, Frankfurt a. M., S. 42 u. a.

27) Der Spiegel 51/ 2009 - S. 66

28) Siehe: Spaemann, R. (1990) - Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik, 2. A., Stuttgart, S. 163

29) Nach Stoecker, R. - Die Pflicht, dem Menschen seine Würde zu erhalten, in: Zeitschrift für Menschenrechte 1/2010, S. 103/104. Er bezieht sich auf: Borsi, G. (Hg) (1989) Die Würde des Menschen im psychiatrischen Alltag, Göttingen

30) Siehe, aus der Entwicklungspolitik kommend: Nussbaum, M.C. u. A. Sen (1993) - The Quality of Life, Oxford, u.a.

31) Siehe: Spancken, E. (1992) - Was bedeutet Fortschritt in der Psychiatrie. In: Sozialpsychiatrischen Informationen 3

32) Schernus, R. (2010) a.a.O., S. 186


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- Gedenkstätte Hadamar


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Quelle:
Soziale Psychiatrie Nr. 132 - Heft 2, April 2011, Seite 28 - 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2011