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STUDIE/047: Erfolgreiche Therapeuten pflegen auch privat gute Beziehungen (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 15.04.2009

Erfolgreiche Therapeuten pflegen auch privat gute Beziehungen

Heidelberger Psychologin mit Forschungspreis der Gerhard-Nissen-Stiftung ausgezeichnet


Ein guter Draht zwischen Patient und Therapeut ist ausschlaggebend für den Erfolg der Psychotherapie. Am besten gelingt die Beziehung zwischen Therapeut und Patient dann, wenn der Therapeut auch im privaten Alltag in der Lage ist, vertrauensvolle Beziehungen zu führen. Diese Zusammenhänge hat die Heidelberger Psychologin Dr. Ulrike Dinger erstmals im Rahmen ihrer Dissertation beschrieben und ist dafür im März 2009 mit dem "Forschungspreis Psychotherapie in der Medizin" der Gerhard-Nissen-Stiftung ausgezeichnet worden. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre für herausragende Arbeiten im Bereich Psychosomatik und Psychotherapie verliehen.

Für die prämierte Arbeit untersuchte Dr. Dinger zusammen mit Professor Dr. Henning Schauenburg, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychosomatik und Allgemeine klinische Medizin an der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg, die Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen des Therapeuten für den Behandlungserfolg einer stationären Psychotherapie. Dazu befragten sie 31 Therapeuten und insgesamt mehr als 1.500 ihrer Patienten.


Patienten profitieren von vertrauensvoller Beziehung zum Therapeuten

Die Therapeuten gaben in einem standardisierten, zweistündigen Interview Auskunft über die Beziehungen zu ihren Mitmenschen, wie Familienmitglieder, Lebenspartner oder Freunde, sowie darüber, wie sie diese Beziehungen bewerten. Die Patienten, die sich wegen Depressionen, Essstörungen, Ängsten oder Persönlichkeitsstörungen in stationärer Behandlung befanden, wurden nach der Beziehung zu ihrem Therapeuten befragt sowie ob und in welchem Maß die Therapie ihre Beschwerden lindern konnte.

Die Patienten werteten die Beziehung zu ihrem Therapeuten dann positiv, wenn es ihnen gelang, eine vertrauensvolle Bindung aufzubauen, sie sich vom Therapeuten darin bestärkt fühlten, sich ihren Problemen zu stellen, und der Verlauf der Therapie den Patienten Hoffnung auf Heilung gab.


Persönlichkeitsmerkmale des Therapeuten ausschlaggebend für Behandlungserfolg

Die Befragungen zeigten: Je besser die Beziehung zwischen Patient und Therapeut, desto größer der Behandlungserfolg. Dabei gelang es besonders den Therapeuten, die ihren Beziehungen im privaten Alltag einen hohen Stellenwert beimessen und die in der Lage sind vertrauensvolle und langfristige Beziehungen aufzubauen, intensive und die Therapie fördernde Beziehungen insbesondere zu schwerer belasteten Patienten herzustellen. Diese Therapeuten linderten auch, ebenfalls vor allem bei schwer erkrankten Patienten, erfolgreicher die Symptome, als Therapeuten, die in ihren Beziehungen eher unsicher waren oder diesen überhaupt einen weniger hohen Stellenwert in ihrem Leben einräumten.

"Wir konnten damit erneut und in einer sehr großen, sorgfältig untersuchten Stichprobe zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale nicht nur von betroffenen Patienten, sondern auch von ihren Therapeuten einen Einfluss auf den Erfolg einer stationären Therapie haben", erklärt Professor Schauenburg. "Es ist daher für angehende Psychotherapeuten sehr wichtig, sich bereits während der Ausbildung intensiv mit den eigenen Persönlichkeitsstrukturen auseinander zu setzen."


Ansprechpartner:
Prof. Dr. Henning Schauenburg
Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin   
E-Mail: Henning.Schauenburg(at)med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 15.04.2009
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2009