Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → SOZIALES

STUDIE/466: Wenn der Haussegen schief hängt - Besser mit vollem Magen diskutieren (aid)


aid-Newsletter Nr. 17 vom 23. April 2014

Wenn der Haussegen schief hängt

Besser mit vollem Magen diskutieren



(aid) - Streit kommt in jeder Ehe vor. Mit hungrigem Magen können solche Diskussionen aber leichter eskalieren. Offenbar verhalten sich Partner bei geringem Blutzuckerspiegel aggressiver und werden eher handgreiflich. Das lässt eine US-amerikanische Studie vermuten, für die mit 107 verheirateten Paaren recht ungewöhnliche Experimente durchgeführt wurden. Zu Beginn der Untersuchung schätzten die Wissenschaftler der Ohio State University anhand eines psychologischen Fragebogens die Beziehungszufriedenheit der Frauen und Männer ein, die im Durchschnitt zwölf Jahre verheiratet waren.

Die Stärke der Aggressionen wurde für einen Zeitraum von drei Wochen anhand von Voodoo-Puppen ermittelt, die den jeweiligen Partner symbolisieren sollten. Die Methode sei bereits in früheren Studien entwickelt und geprüft worden: Jeder Proband bekam eine Puppe, in die er jeden Abend in Abwesenheit des Lebensgefährten bis zu 51 Nadeln bohren sollte. Je mehr Nadeln, desto größer waren Zorn und Ärger auf den Ehemann beziehungsweise die Ehefrau. Morgens vor dem Frühstück und abends vor dem Zubettgehen sollte jeder Teilnehmer seinen Blutzuckerspiegel messen. Das Fazit: Je geringer der Blutzuckerspiegel am Abend, desto mehr Nadeln steckten die Probanden in die Puppe und desto aggressiver waren sie demzufolge ihrem Partner gegenüber. Dieser Zusammenhang war unabhängig von der individuellen Zufriedenheit in der Beziehung.

In einem zweiten Experiment sollten die Paare in einem simulierten Computerspiel gegen ihren Lebensgefährten antreten. Der Gewinner durfte nach jeder Runde entscheiden, wie lange und wie laut der Partner über Kopfhörer einem Gemisch aus unangenehmen Geräuschen ausgesetzt war. Tatsächlich spielten sie aber nur gegen den Computer. Die Ergebnisse waren ähnlich: Je niedriger der Blutzuckerspiegel, desto heftiger die angebliche Geräusch-Attacke auf den Ehepartner.

Wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, steht dem Körper weniger Glukose zur Verfügung, erklären die Wissenschaftler. Dadurch fehlt dem Gehirn Energie, die es unter anderem für die Selbstkontrolle braucht. Emotionen und ungewollte Impulse können schlechter gesteuert werden, und das führt offenbar zu dem aggressiveren Verhalten. Die Wissenschaftler raten daher, nicht hungrig und gereizt in schwierige Gespräche und Konfrontationen mit dem Partner zu gehen. Weitere Studien sollen folgen, um die Resultate zu untermauern.

Heike Kreutz, www.aid.de

Quelle:
Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) "Low glucose relates to greater aggression in married couples"

Weitere Informationen:
aid-Heft "Der Kopf isst mit - Zusammenspiel zwischen Essen und Psyche"
Bestell-Nr. 3440, Preis: 6,00 Euro, www.aid-medienshop.de

*

Quelle:
aid-Newsletter 17 vom 23.4.2014
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn
Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2014