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STUDIE/569: DAK-Pflegereport - zwei Drittel der Menschen möchten zu Hause sterben (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 11/2016

PFLEGE
Sterben zu Hause


Laut DAK-Pflegereport möchten zwei Drittel der Menschen zu Hause sterben. Viele Menschen können sich Sterbebegleitung vorstellen.


Drei Viertel aller Menschen in Deutschland sterben in einem Krankenhaus oder in einem Pflegeheim. Aber nur sechs Prozent würden sich diesen Ort für ihren Sterbetag wünschen. Diesen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt die DAK in ihrem kürzlich vorgelegten Pflegereport. Dieser fußt auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung, auf Statistiken der Krankenkasse und auf Interviews mit Menschen, die sterbende Angehörige begleitet haben. Danach stirbt jeder fünfte Mensch allein. Viele Klinikaufenthalte vor dem Tod seien vermeidbar, so die DAK.

Laut Report möchten 60 Prozent der Menschen zu Hause sterben, 16 Prozent sind unentschlossen. Nur vier Prozent nennen das Krankenhaus, zwei Prozent das Pflegeheim. Bei Menschen, die bereits Pflegeerfahrung haben, steigt die Tendenz noch: In dieser Gruppe meinen 73 Prozent, dass die gewohnte Umgebung das Sterben "erträglicher" mache. 58 Prozent halten es für würdevoller, wenn sie zu Hause sterben können. Als Begründung wird oft die Erfahrung im Krankenhaus genannt: Sterbende seien dort an Maschinen angeschlossen und zum Zeitpunkt ihres Todes allein. DAK-Chef Prof. Herbert Rebscher sieht in den Ergebnissen eine "ausgeprägte Skepsis gegenüber der palliativen Versorgung in Kliniken und Heimen".

Ein weiteres Ergebnis des Reports: Mehr als jeder dritte Befragte traut sich zu, jemanden bis zu dessen Tod zu pflegen. Insbesondere Frauen (41 Prozent) sehen sich hierzu in der Lage. Die Antworten waren stark von der Berufstätigkeit abhängig. Von den in Vollzeit beschäftigten Frauen traut sich dies jede dritte zu, von den in Teilzeit beschäftigten Frauen schon jede zweite. Viele Befragte nennen aber Unterstützung von Angehörigen, Ehrenamtlichen und Professionellen als Bedingung für eine Sterbebegleitung. Pflegeexperte Prof. Thomas Klie, der den Report wissenschaftlich konzipiert, durchgeführt und ausgewertet hat, sagte dazu: "Der DAK Pflegereport zeigt eine große Ber eitschaft, Pflege auch bis zum Tod zu übernehmen. Doch dafür bedarf es verlässlicher Strukturen vor Ort." Zugleich verwies die Krankenkasse auf die mit prämortalen Klinikeinweisungen verbundenen Kosten; gerade die Klinikaufenthalte direkt vor dem Tod sind teuer. Rebscher geht davon aus, dass viele dieser Aufenthalte vermeidbar wären. Er kündigte an, dass seine Krankenkasse hier "steuernd eingreifen" werde, weil diese Entwicklung im Widerspruch zu den Wünschen der Betroffenen stehe. (PM/Red)

Info
55 % der Menschen starben vor 20 Jahren zu Hause und sechs Prozent im Pflegeheim. Inzwischen sterben nur noch 32 Prozent zu Hause, obwohl sich die meisten dies wünschen.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 11/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201611/h16114a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, November 2016, Seite 15
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2016

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