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ARTIKEL/485: Ungeschminkte Armut in Schleswig-Holstein - Fotoausstellung der Diakonie (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2010

Fotoausstellung der Diakonie

Ungeschminkte Armut in Schleswig-Holstein


In einem verwahrlost aussehenden Raum sitzen vier kleine Kinder an einem Tisch. - © Diakonie Schleswig-Holstein 2010

Mehr als 360.000 Menschen in Schleswig-Holstein leben unter der Armutsschwelle.
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010


Armut und soziale Ausgrenzung ist für viele Menschen in Schleswig-Holstein eine tägliche Erfahrung. Die Diakonie Schleswig-Holstein zeigt diese Erfahrung über Fotos, die die Betroffenen selbst mit Einwegkameras geschossen haben. Sie zeigen Obdachlosigkeit, verwahrloste Wohnungen, Tafeln, Sozialläden und viele andere Facetten der Armut, die von der Mehrheit der Bevölkerung kaum wahrgenommen oder verdrängt werden. Um dies zu ändern, hat die Diakonie Fotos für eine Ausstellung unter dem Titel "Ungeschminkt" ausgewählt, passend zum EU-Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. "Für uns ist entscheidend, dass betroffene Menschen aktiv an dem Projekt beteiligt sind und dass sie selbst zu Wort kommen, und sei es mit der Kamera", sagte Landespastorin Petra Thobaben zur Ausstellungseröffnung in der Kieler St. Nikolaikirche. Dr. Bettina Bonde, Staatssekretärin im Kieler Gesundheitsministerium, verwies auf die mit Armut einhergehenden Begleitprobleme: Vereinsamung, Krankheit, Sucht, geringe Vernetzung und fehlende Unterstützung im sozialen Umfeld.

Herd mit zwei Töpfen, Spritzbesteck und Tabletten. - © Diakonie Schleswig-Holstein 2010

17,4 Prozent aller Kinder im Land gelten als arm. Die Grenze zur Armut ist mit 1.683 Euro für eine Familie mit zwei Kindern definiert. Sucht ist ein Begleitproblem der Armut.
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010

Um Armut zu verhindern, sei auch ein interessiertes und engagiertes Umfeld erforderlich, betonte Bonde. Das Sozialministerium plant derzeit einen Sozialatlas für Schleswig-Holstein, der die sozialen Brennpunkte im Land abbildet und zugleich darüber informiert, welche Hilfsangebote von Land, Gemeinden und Zivilgesellschaft bestehen und von den Betroffenen abgerufen werden können. Wie hoch der Bedarf ist, erfahren die derzeit 48 Tafeln im Land. Sie verteilen Lebensmittel, zum Teil auch warme Mahlzeiten an Bedürftige. 34 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe bieten Unterkunft für obdachlose Menschen, dennoch leben 670 Menschen dauerhaft auf der Straße - mit einer auffälligen Zunahme junger Menschen. Auch die Schuldnerberatungsstellen verzeichnen einen wachsenden Zulauf.

Zu sehen ist eine ungepflegte Toilette. Die Wände und die Tür sind beschmiert. - © Diakonie Schleswig-Holstein 2010

© Diakonie Schleswig-Holstein 2010

Rund 100.000 Haushalte im Land gelten als überschuldet. Die Nachfrage nach Sozialberatung nimmt stetig zu, die Arbeit von Sozialarbeitern, Sozialpädagogen und Psychologen wird nachgefragt. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein will mit der Fotoausstellung, die im vergangenen Monat auch in Husum, danach in Flensburg zu sehen war, aufrütteln und sie erweitern. Zur Eröffnung waren schon 200 Einwegkameras ausgegeben, weitere stehen bereit. Ausstellungstermine im Internet unter www.diakonie-gegen-armut.de (PM/Red)

Krücken, Isomatte und Reisetasche vor leeren Regalen. - © Diakonie Schleswig-Holstein 2010

© Diakonie Schleswig-Holstein 2010

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2010 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2010/201010/h10104a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Oktober 2010
63. Jahrgang, Seite 42 - 43
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.org
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2010

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