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ARTIKEL/061: Produktionskapazitäten in der Medizintechnik wurden deutlich ausgeweitet (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2020

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Produktion hochgefahren

von Dirk Schnack


Viele deutsche Unternehmen mussten ihre Produktion einstellen, andere dagegen ihre Arbeit deutlich ausbauen. Das gilt auch für Dräger in Lübeck.


Die Atemschutzmaske könnte zu einem Symbol dieser Krise werden - zu einem Symbol dafür, was freie Marktwirtschaft anrichten kann. Als Schutzkleidung im März extrem knapp wurde in Deutschland, gab es Anbieter auf dem Markt, die ein Vielfaches des normalen Preises verlangten. Der Markt schaffte es nicht, die stark gestiegene Nachfrage zu decken. Die Preise stiegen in Dimensionen, die Einkäufer in den Krankenhäusern fassungslos machten.

Natürlich gilt dies nicht für alle Anbieter und nicht für alle Produkte, die in diesen Zeiten dringend benötigt werden. Während viele Branchen - insbesondere der Tourismus - praktisch zum Erliegen gekommen sind, viele Wirtschaftsexperten eine Rezession erwarten und die Börsenkurse abstürzen, wird in einigen Bereichen der Gesundheitswirtschaft mehr denn je gearbeitet und viele Unternehmen wissen nicht, wie sie die Produktion noch stärker ausbauen könnten. Zu den Unternehmen, deren Produkte gefragt sind, gehört auch Dräger in Lübeck. "Wir sehen weltweit eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach unseren Beatmungsgeräten, dem entsprechenden Zubehör und nach persönlicher Schutzausrüstung", teilte Dräger im März mit. Die Produktionskapazitäten wurden deutlich ausgeweitet. Die Produktionsstätten für Atemschutzmasken in Schweden und Südafrika sind laut Unternehmen voll ausgelastet und laufen rund um die Uhr. In der Medizintechnik wurden im März fast doppelt so viele Beatmungsgeräte wie zuvor hergestellt. Eine weitere Ausweitung war zu dem Zeitpunkt schon angekündigt, vom Bundesgesundheitsministerium gab es Großaufträge über die Lieferung von Beatmungsgeräten und Monitoren. Hinzu kamen internationale Auftragseingänge für Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräte, u. a. wurde auch nach Italien geliefert.

Möglich macht das neben modernen industriellen Fertigungsanlagen auch eine flexible Arbeitszeitregelung.

"Wir würden gerne noch mehr leisten", sagte Dräger. Doch für das Unternehmen sind mit der enormen Nachfrage auch Herausforderungen verbunden. Zum einen muss die bereits vorhandene Medizintechnik in den Krankenhäusern einwandfrei funktionieren. Der dafür erforderliche Service vor Ort muss also aufrechterhalten und intensiviert werden. Reparaturen und Installationen stehen dabei im Vordergrund, Routinetätigkeiten werden derzeit zurückgefahren. Zum anderen hat das Unternehmen Verantwortung für seine Beschäftigten. "Es ist unsere Fürsorgepflicht, unsere Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Dies stellt uns vor Herausforderungen, die wir täglich neu bewerten und lösen", hieß es aus Lübeck.

Das Unternehmen beschäftigte im vergangenen Jahr weltweit 14.845 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro. Dies bedeutete eine Steigerung um rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach den Erfahrungen der ersten Monate im Jahr 2020 dürfte diese Steigerung wohl übertroffen werden.

Die Zahlen aller Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft werden in diesem Jahr stark von den Auswirkungen der Pandemie auf den jeweiligen Betrieb geprägt sein. Medizintechnik gilt als einer der Zweige, die in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich gut vertreten sind. Laut Landesregierung gibt es rund 200 medizintechnische Betriebe im Land, die zusammen rund 10.000 Menschen beschäftigen. Ihre Exportquote ist überdurchschnittlich hoch. Was das in Zeiten einer globalen Krise bedeutet, ist noch stärker als sonst vom jeweiligen Produkt abhängig.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 4/2020 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2020/202004/h20044a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
73. Jahrgang, April 2020, Seite 13
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2020

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