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WISSENSCHAFT/8301: Aus Forschung und Technik - 07.11.2019 (SB)


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Aufrechter Gang womöglich in Europa entstanden

Der aufrechte Gang gilt der Paläontologie als entscheidender Unterschied zwischen Mensch und Tier. Er soll den Zeitpunkt markieren, als unsere Vorfahren den Schutz der Bäume verließen und sich in die Weiten der Savannen begaben. Die Beine dienten dem Überbrücken von Strecken und die Arme, vom Klettern befreit, wurden zu Greif- und Tragewerkzeugen. Auch der Blick in die Ferne soll durch den aufrechten Gang initiiert worden sein. Da die Wiege der Menschheit in Afrika verortet wurde, gingen viele Paläontolgen davon aus, daß dort auch der aufrechte Gang entstand. Neue Funde scheinen aber in eine andere Richtung zu weisen. Wie dpa meldete, vermutet ein Forschungsteam um Madelaine Böhme von der Universität Tübingen und des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment, daß das Gehen auf zwei Beinen in Europa entstanden sein könnte. Die Forscher hatten zwischen 2015 und 2018 im Unterallgäu Fossilien einer bislang unbekannten Primatenart entdeckt. Analysen ergaben, daß der sogenannte Danuvius guggenmosi vor 11,62 Millionen Jahren gelebt und sich wohl sowohl auf zwei Beinen als auch kletternd fortbewegt hatte. Bis dahin waren die ältesten Funde, die auf den aufrechten Gang hinwiesen, rund sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. Sollten nicht weitere Funde etwas anderes nahelegen, könnte der aufrechte Gang somit in Europa entstanden sein. Nach Ansicht von Böhme wäre das eine Sensation, der die Grundfeste der Paläoanthropologie erschüttern würde.

7. November 2019


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