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BUCHTIP/009: 80 Jahre Zeiss-Planetarium Jena (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt - 05.10.2006

Den Sternen ganz nah

Medienwissenschaftler der Universität Jena illustriert die 80-jährige Geschichte des Jenaer Zeiss-Planetariums


Jena (05.10.06) "Als bekannt wurde, dass das neue Jenaer Planetarium im Prinzessinnengarten errichtet werden sollte, da hat es nicht an Stimmen gefehlt, die dieser Absicht sehr wenig Sympathien entgegenbrachten." Mit diesem Satz leitete Hans Gehne in der Jenaischen Zeitung vom 17. Juli 1926 seinen Artikel zur Eröffnung des Jenaer Zeiss-Planetariums am selben Tag ein. Nachzulesen ist der Beitrag des damaligen Astronomiestudenten und späteren Leiters des Planetariums in Nürnberg in einem Buch, das die Ernst-Abbe-Stiftung aus Anlass des 80. Jahrestages der Planetariumseröffnung herausgegeben hat. Zusammengestellt wurde das gut lesbare Buch "Wissen in Bewegung. 80 Jahre Zeiss-Planetarium Jena" (ISBN 3-9811120-0-8) von Dr. Hans- Christian von Herrmann von der Universität Jena.

Der 138 Seiten dicke, reich illustrierte Sammelband zeichnet die Geschichte des Jenaer Planetariums nach und verbindet sie mit einer Darstellung über die Entwicklung der Planetariumstechnik bis in die Gegenwart. Eingeleitet wird der Band mit der Wiedergabe von Zeitungsartikeln und Reden zur Eröffnungsfeier. Dort finden sich auch Auszüge aus der Rede des Konstrukteurs der Kuppel Walther Bauersfeld. Dem 1879 in Berlin geborenen Ingenieur ist auch das nachfolgende Kapitel gewidmet. In einer biografischen Skizze wird der Lebensweg Bauersfelds nachgezeichnet, ergänzt durch ein Interview mit der heute in Hamburg lebenden Tochter Ursel Hofmann.

Walther Bauersfeld studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg Maschinenbau. 1905 trat er in die Firma Carl Zeiss Jena ein und übernahm die Leitung eines Konstruktionsbüros. Nach dem Ersten Weltkrieg begann Bauersfeld, der unterdessen Mitglied der Zeiss- Geschäftsleitung geworden war, mit der Umsetzung einer bereits vor dem Krieg entwickelten Idee zum Bau eines Planetariums für das Deutsche Museum in München. 1922 meldete er seine Entwicklung des Planetariums zum Patent an. Noch im selben Jahr begann er mit der Ausarbeitung der Kuppel als einer Schalenkonstruktion. Im Mai 1925 wurde das Planetarium als weltweit erstes in München der Öffentlichkeit übergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg evakuierten die abziehenden amerikanischen Truppen Bauersfeld mit weiteren Zeissianern nach Heidenheim, wo er 1959 starb.

Ausführlich widmet sich der Sammelband dann der Funktionsweise und dem Bau des Planetariums. In einem umfangreichen Abriss erläutert der Dessauer Kulturwissenschaftler Joachim Krausse, wie durch die technische Gestaltung die beeindruckenden Simulationen des Sternenhimmels und der Bewegungen der verschiedenen Himmelskörper ermöglicht werden. Zudem widmet sich der Beitrag auch dem Paradoxon, dass das technisch wie ästhetisch überlegene System des Projektionsplanetariums mit dem veralteten und überwunden geglaubten Weltbild des Ptolemäus identifiziert wurde. Der Beitrag skizziert ebenfalls die Debatten um die Architektur des Jenaer Planetariums, die von der Auseinandersetzung um den neuen Stil des Weimarer Bauhauses geprägt wurde. Ergänzt wird dieser Abschnitt durch eine Chronologie der Entwicklung des Zeiss-Planetariums.

Der vierte und umfangreichste Teil des Buches befasst sich mit den Präsentationen im Zeiss-Planetarium in den vergangenen 80 Jahren, den Reaktionen des Publikums und der technischen Weiterentwicklung der Projektionsanlagen. Dazu werden Auszüge aus verschiedenen Publikationen über das Zeiss-Planetarium wiedergegeben, in denen die Funktionsweise beschrieben wird. Auch zahlreiche Zeitzeugen kommen zu Wort. So erinnert sich der Astronom Hans G. Beck, der fast drei Jahrzehnte bei Carl Zeiss Jena für astronomische Geräte und Planetarien zuständig war, an "seine Zeit mit Zeiss-Planetarien".

Abgerundet wird das Buch mit einem Interview mit Wilfried Lang, der seit 1990 bei Carl Zeiss Jena für das Geschäftsfeld Planetarien zuständig ist. Lang gibt dabei auch einen Ausblick auf die vielfältigen Möglichkeiten der neuesten Generation von Projektionstechnik. Diese ADLIP genannte Ganzkuppel-Laserprojektion wurde in diesem Sommer in das Jenaer Planetarium eingebaut und macht es zum technisch modernsten in der Welt.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt - 05.10.2006
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veröffentlicht im Schattenblick am 6. Oktober 2006