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INSTRUMENTE/294: Erster Wissenschaftsflug der fliegenden Sternwarte SOFIA erfolgreich (DLR)


Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - 01.12.2010

Erster Wissenschaftsflug der fliegenden Sternwarte SOFIA erfolgreich


Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) der Amerikanischen Weltraumbehörde NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen. Am 30. November 2010 um 19.34 Uhr Ortszeit startete SOFIA von der NASA Dryden Aircraft Operations Facility in Palmdale (US-Bundesstaat Kalifornien) zu ihrem ersten wissenschaftlichen Beobachtungsflug. Ziel der nächtlichen Beobachtungen war das Sternbild Orion mit seinen Sternentstehungsgebieten, deren Infrarotinformationen von der Erde aus aufgrund des Wasserdampfs in der Atmosphäre praktisch nicht beobachtbar sind.

SOFIA landete am 1. Dezember 2010 um 5.28 Uhr Ortszeit (14.28 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) wieder in Palmdale. Mit an Bord waren Terry Herter als leitender Wissenschaftler und seine Kollegen von der Cornell University in Ithaca (US-Bundesstaat New York) mit ihrer hochempfindlichen Infrarotkamera FORCAST (Faint Object InfraRed-CAmera for the SOFIA Telescope), die Daten im spektralen Bereich von 5 bis 40 Mikrometern erfassen kann. Das erste Bild des ersten Wissenschaftsflugs zeigt das Sternbild Orion, wie es mit FORCAST beobachtet wurde. "Der erste Wissenschaftsflug hat gezeigt, dass das SOFIA-Observatorium sehr gut funktioniert. Die Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen und deutschen Projektpartnern läuft hervorragend", sagt Alois Himmes, SOFIA-Projektleiter des DLR.

Sternbild Orion, Vergleich dreier Aufnahmen (SOFIA/FORCAST rechts) - Quelle: © NASA/SOFIA/USRA/FORCAST Team.

Sternbild Orion, Vergleich dreier Aufnahmen (SOFIA/FORCAST rechts)
Während vorangegangener Charakterisierungsflüge haben die Forscher mit dem FORCAST-Instrument an Bord von SOFIA Infrarotaufnahmen der komplexen Sternentstehungsgebiete des Sternbilds Orion bei 19 und 37 Mikrometern gemacht (siehe rechts im Bild). Während des ersten Wissenschaftsflugs in der Nacht auf den 1. Dezember 2010 konnten diese Beobachtungen nun unter wissenschaftlichen Bedingungen erweitert werden. Aktuelle Bilder dieses Fluges werden in Kürze zur Verfügung stehen.
Das Mosaik (rechts) ist ein zusammengesetztes Bild der komplexen Sternentstehungsgebiete im Zentrum des Orion (M42), aufgenommen von SOFIA mit der Infrarotkamera FORCAST (Leitender Wissenschaftler: Terry Herter, Cornell University) im mittleren Infrarotbereich. Dieses Bild wurde aus Aufnahmen bei 19 und 37 Mikrometern zusammengesetzt.
Zum Vergleich ist dieselbe Region mit gleicher Orientierung bei optischen Wellenlängen (links) und im "nahen Infrarot" (NIR) (Mitte) gezeigt. Das optische Bild zeigt unter anderem die dichten Staubwolken, die bei diesen Wellenlängen einen tieferen Blick in dieses Gebiet verhindern. Mit der nahen Infrarot-Aufnahme kann dieser Staub durchdrungen und der Blick auf zahlreiche Sterne freigegeben werden. Die SOFIA-Daten enthalten unter anderem Wellenlängen, die von keinem erdgebundenen oder satellitengestützten Teleskop erfasst werden können. Sie geben den Blick frei auf Details der Wolkenstrukturen, aus denen neue Sterne entstehen werden. Oben rechts ist die Wärmestrahlung eines Haufens neu entstandener Sterne zu sehen.
Quelle: NASA/SOFIA/USRA/FORCAST Team.

Ein einmaliges und vielseitiges Werkzeug zur Untersuchung des Universums

"Diese ersten wissenschaftlichen Flüge dienen dazu, die Potentiale von SOFIA zu überprüfen und die Leistungsfähigkeit dieser weltweit einzigartigen fliegenden Sternwarte zu demonstrieren", erklärt Prof. Alfred Krabbe, Leiter des Deutschen SOFIA-Instituts der Universität Stuttgart. In dieser ersten wissenschaftlichen Beobachtungsnacht konnte Herter Orion etwa 35 Minuten lang beobachten. Nach weiteren zwei Flügen, die in den nächsten Tagen stattfinden sollen, wird er sich mit seinen Kollegen der Datenauswertung widmen und bald die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse von SOFIA präsentieren können. Schon jetzt steht für Terry Herter fest: "SOFIA ist ein großartiges Infrarot-Teleskop."

Der Beginn der wissenschaftlichen Beobachtungen markiert den Übergang von SOFIA als Testplattform hin zu einem fliegenden Observatorium. "Von nun an steht den Astronomen aus aller Welt ein einmaliges und vielseitiges Werkzeug zur Untersuchung des Universums zur Verfügung", sagt Alois Himmes. Die Phase des wissenschaftlichen Betriebs ist für eine Dauer von 20 Jahren geplant. Anfang März 2011 soll das deutsche Fern-Infrarot-Spektrometer GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz Frequencies) unter der Leitung von Rolf Güsten vom Max- Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn seinen ersten Einsatz an Bord von SOFIA haben, dem ebenfalls nach kurzer Zeit zwei weitere Flüge folgen sollen.

Die SOFIA-Beobachtungen demonstrieren die Stärken dieses Observatoriums wie etwa die Möglichkeit, einen sehr weiten Bereich des elektromagnetischen Spektrums zu detektieren. "Mit SOFIA und GREAT können wir anhand von Moleküllinien zum Beispiel die astrochemischen Bedingungen im interstellaren Medium heller Sternentstehungsregionen studieren", erklärt Hans Zinnecker, stellvertretender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums am NASA Ames Research Center in Mountain View (Kalifornien).

Während vorangegangener Charakterisierungsflüge haben die Forscher mit dem FORCAST-Instrument an Bord von SOFIA Infrarotaufnahmen der komplexen Sternentstehungsgebiete des Sternbilds Orion bei 19 und 37 Mikrometern gemacht (siehe rechts im Bild). Während des ersten Wissenschaftsflugs in der Nacht auf den 1. Dezember 2010 konnten diese Beobachtungen nun unter wissenschaftlichen Bedingungen erweitert werden. Aktuelle Bilder dieses Fluges werden in Kürze zur Verfügung stehen.

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA - Quelle: © NASA/Jim Ross.

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA
Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie SOFIA während eines Testflugs mit geöffneter Teleskoptür am 13. Juli 2010. In der Öffnung im Rumpf der Boeing 747SP ist das in Deutschland gebaute 2,5 Meter-Teleskop sichtbar.
Quelle: © NASA/Jim Ross.


Über SOFIA

Mit dem in eine modifizierte Boeing 747SP integrierten 2, 5 Meter-Teleskop werden astronomische Beobachtungen im Infrarot- und Submillimeter-Wellenlängenbereich weitgehend oberhalb der hierfür störenden irdischen Lufthülle durchgeführt. Schwerpunkt der wissenschaftlichen Zielsetzung ist die Erforschung der Entwicklung von Milchstraßensystemen sowie die Entstehung und Entwicklung von Sternen und Sonnensystemen aus interstellaren Molekül- und Staubwolken.

SOFIA, das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie, ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA). Es wird auf Veranlassung des DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Der wissenschaftliche Betrieb wird auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA Institut (DSI) der Universität Stuttgart koordiniert, auf amerikanischer Seite von der Universities Space Research Association (USRA). Die Entwicklung der deutschen Instrumente ist finanziert mit Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

SOFIA-Sonderseite des DLR:
http://www.dlr.de/sofia

SOFIA-Blog:
http://www.dlr.de/blogs/sofia

SOFIA-Missionsseite der NASA:
http://www.nasa.gov/mission_pages/SOFIA/index.html

Vollständiger Artikel mit Bildern unter:
http://www.dlr.de/DesktopDefault.aspx/tabid-1/9600_read-28014/


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Quelle:
Pressemitteilung vom 01.12.2010
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Unternehmenskommunikation, Linder Höhe, 51147 Köln
http://www.dlr.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2010