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MELDUNG/087: Greifswald greift nach den Sternen - Kleinplanet "Gryphia" wird Greifswald zugeordnet (idw)


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 18.10.2013

Greifswald greift nach den Sternen: Kleinplanet "Gryphia" wird Greifswald zugeordnet



Gemeinsame Pressemitteilung der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und des Greifswalder Sternwarte e.V.

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald kann nach dem bereits bekannten Kleinplaneten (10114) Greifswald nun auch einen zweiten Kleinplaneten (496) Gryphia sein eigen nennen. Der Vorstand des Vereins Greifswalder Sternwarte e.V. übergibt die Urkunde anlässlich des 5. bundeslandweiten Astronomietages in Greifswald am Sonnabend, 19. Oktober 2013, an die Universität sowie an Oberbürgermeister Dr. Arthur König.

Der Kleinplanet Gryphia im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter gehört zur so genannten Flora-Gruppe. Er läuft in etwa 3,3 Jahren um die Sonne und besitzt einen Durchmesser von etwa 15 km.

Wie der Vorstandsvorsitzende des Vereins Greifswalder Sternwarte e.V., Dr. Tobias Röwf, mitteilte, wurde Gryphia erstmals 1903 in den in Kiel erschienen Astronomischen Nachrichten im Band 162 als Planet erwähnt. Demnach wurde er am 25. Oktober 1902 von seinem Entdecker Prof. Max F. Wolf, Hofrat und Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums in K önigstuhl-Heidelberg, beobachtet. Die dazugehörige Umlaufbahn wurde später von dem Wissenschaftler Dr. Wilhelm Ebert errechnet, der zu jener Zeit am damaligen Astronomisch-Mathematischen Institut an der Universität Greifswald lehrte. Aufgrund der damals vorhandenen Indizien wurde Gryphia allerdings irrtümlich bis zur 5. Ausgabe des "Dictionary of Minor Planet Names" als Hommage an den Barockschriftsteller Andreas Gryphius gewertet.

Erst neueste Untersuchungen ermöglichten die Zuordnung zu Greifswald und zur Universität. Zu verdanken ist dies zum einen Dr. Anneliese Schnell von der Universitäts-Sternwarte Wien, die in den Archiven der Universitätsbibliothek Greifswald recherchierte, zum anderen Dr. Lutz Schmadel vom Astronomischen Rechen-Institut Heidelberg, der die Daten aller weltweit entdeckten Kleinplaneten sammelt. Schnell und Schmadel werteten einen Brief des Astronomen Wilhelm Ebert vom 10. April 1905 aus, in dem dieser sich bei der Philosophischen Facultät der Königlichen Universität zu Greifswald für die freundliche Aufnahme bedankte und darüber berichtete, "dass auf meinen Antrag hin der Planet 496 Gryphia genannt worden ist".

Die Kleinplaneten werden im Standardverzeichnis "Dictionary of Minor Planet Names", aufgeführt. Waren es in der ersten Ausgabe 1991 noch rund 5.000 nummerierte und etwa 4.000 benannte Kleinplaneten, so enthält die mittlerweile 6. Ausgabe über 310.000 nummerierte und rund 16.700 benannte Namenseinträge. Aktuelle Schätzungen und Beobachtungen gehen allerdings von 600.000 bis zu einer Million solcher kleinen Objekte aus, die noch der vollständigen Dokumentation entgegensehen.

Neben den Kleinplaneten (10114) Greifswald und (496) Gryphia gibt es weitere Kleinplaneten mit Bezug zur Region. Das sind
- (5296) Friedrich (Casper David, Maler)
- (14025) Fallada (Hans, Schriftsteller)
- (21074) Rügen (größte deutsche Insel)
- (24947) Hausdorff (Felix, Mathematiker)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution65

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Jan Meßerschmidt, 18.10.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2013