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MELDUNG/504: Literaturhinweis - Bedingungen für außerirdisches Leben aus astrobiologischer Sicht (idw)


Technische Universität Berlin - 05.12.2017

TU Berlin: Der kosmische Zoo - Bucherscheinung

Bedingungen für außerirdisches Leben aus astrobiologischer Sicht


Sind wir Menschen eine Ausnahmeerscheinung, eine galaktische Kuriosität? Oder könnte sich komplexes Leben mit ähnlichen Fähigkeiten auch auf anderen Planeten entwickeln, wenn diese nur lange genug bewohnbar blieben? Ein neues Buch aus dem wachsenden Wissenschaftsgebiet der Astrobiologie untersucht kritisch, wissenschaftlich fundiert, aber in allgemeinverständlichem Stil, die wichtigsten evolutionären Schritte, die uns von den fernen Ursprüngen der Entwicklung des Lebens auf der Erde zu den technologisch fortgeschrittenen Wesen geführt haben, die wir heute sind. Die Autoren, Dirk Schulze-Makuch, Professor für Astrobiologie an der TU Berlin, und sein Kollege William Bains bieten eine einzigartige Perspektive auf die Frage, die die Menschheit bereits seit Jahrhunderten beschäftigt: Sind wir allein?

"Wir wissen heute, dass alles, woraus wir bestehen auch auf anderen Planeten und Sternen im Weltall existiert: Elemente, Minerale, chemische Bausteine und auch Wasser", sagt Dirk Schulze-Makuch. "Warum also sollten sich nicht daraus, unter bestimmten Bedingungen, auch komplexere Lebensformen bilden oder gebildet haben, wie es auf der Erde auch geschehen ist, die sich nur in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden? Auch die Erde hat mehr als vier Milliarden Jahre gebraucht bis sich in einem winzigen Zeitabschnitt von einigen Hunderttausend Jahren technologisch intelligentes Leben wie der Mensch entwickelte."

Dirk Schulze-Makuch, William Bains:
The Cosmic Zoo: Complex Life on Many Worlds (Englisch) 
Springer Verlag, Dezember 2017, ISBN-13: 978-3319620442, Taschenbuch 37,40 Euro (auch als E-Book) 

Die Thematik berührt viele Wissensgebiete, auch außerhalb von Physik, Chemie und Biologie. Ein Beispiel ist die Kommunikationstechnologie. Sind außerirdische Spezies schon weiterentwickelt als wir? Benutzen sie vielleicht ganz andere Kommunikationsmittel als wir, für die wir keine Empfänger besitzen? Sind sie noch nicht so weit, trifft das Gleiche zu. Auch dann haben wir vielleicht keine geeigneten Empfangsgeräte (mehr). Denn in einem nach kosmischer Zeitrechnung winzigen Zeitraum von wenigen Jahrzehnten hat auch der Mensch bereits verschiedene Techniken der Kommunikation erfunden und verworfen.

Es lohnt sich, nach komplexem Leben zu suchen

"Auch auf der Venus und auf dem Mars gab es vor Milliarden von Jahren einmal Wasser und es herrschten habitable Lebensbedingungen. Doch dann trat ein Klimawandel ein, es wurde zu heiß beziehungsweise zu kalt für Leben. Wäre dieser Klimawandel nicht eingetreten, hätten sich auch dort komplexere Lebewesen entwickeln können", sagt der Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch. "Dies ist sicher auf Planeten außerhalb unseres Sonnensystem passiert, da es viele evolutionäre biochemische Wege gibt, um komplexes Leben, ähnlich wie Tiere oder Pflanzen, hervorzubringen. Irgendwann erscheint dann wohl auch intelligentes Leben, das Technologie benutzen kann. Doch deren Lebensraum könnte auch so unendlich weit entfernt sein, dass wir noch nicht in der Lage sind, sie zu erreichen - oder sie uns. Dass wir sie jetzt nicht finden, heißt nicht, dass sie nicht existieren." Diese und viele andere Überlegungen, biologische, biochemische, physikalische und geologische Forschungsergebnisse sind in dem Buch zusammengetragen, erklären und untermauern die These der Wissenschaftler, dass es durchaus lohnenswert ist, nach komplexem Leben im Weltall zu suchen.


Zur Person
Prof. Dr. Dirk Schulze-Makuch studierte in Gießen Geologie, erwarb einen PhD in Milwaukee/USA in Geowissenschaften und arbeitete an der University of Wisconsin sowie der University of Texas im Bereich der Mikro- und Hydrobiologie. An der Washington State University hatte er ab 2010 eine Professur an der School of Earth and Environmental Sciences inne, Schwerpunkt Astrobiologie und Planetenhabitabilität. Seit 2004 arbeitet er in dem relativ neuen Wissenschaftsgebiet der Astrobiologie. Er ist außerordentlicher Professor an der Arizona State University und der Washington State University. 2010 erhielt er für seine Forschung den Friedrich-Wilhelm-Bessel-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung, 2013 wurde er mit einem Advanced Grant vom Europäischen Forschungsrat (ERC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro ausgezeichnet und kam damit an die TU Berlin. Das Thema seiner Forschung: "Die Bewohnbarkeit marsianischer Umgebungen: Untersuchung der physiologischen und umweltbedingten Rahmenbedingungen für Leben". Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit, zu der auch die Veröffentlichung mehrerer populärwissenschaftlicher Werke gehört, hat er einen Science-Fiction-Roman geschrieben: "Alien Encounter: A Scientific Novel", dessen zweite Auflage 2013 erschien.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution52

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Berlin, Stefanie Terp, 05.12.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2017

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