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ORNITHOLOGIE/165: Haussperling - in der Gruppe erfolgreicher (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 9/2009

Ornithologie aktuell

Haussperling: In der Gruppe erfolgreicher


Haussperlinge, die in größeren Gruppen leben, können offenbar besser auf neue Herausforderungen reagieren und sich auf neue Situationen einstellen als solche in kleineren Gemeinschaften. Dass es für Vögel vorteilhaft ist, sich in größeren Massen zu formieren, da sie deshalb beispielsweise besser vor potenziellen Angreifern geschützt sind oder etwa bei der Jagd erfolgreicher sind, ist bekannt. Bei Haussperlingen zeigte sich nun, dass sie auch zunehmend erfinderischer werden, wenn sie in größeren Gruppen leben. In Ungarn fing man 56 wild lebende Haussperlinge, 32 davon in der Stadt und 24 aus einer ländlichen Gegend, und teilte sie in zwei Gruppen ein. In den größeren Gruppen befanden sich jeweils sechs und in den kleineren jeweils zwei Vögel. Danach gewöhnt man die Vögel an Futterbehälter aus Plexiglas, deren Deckel zunächst mit Löchern versehen waren, um später ebenfalls mit durchsichtigen Deckeln verschlossen zu werden. Um an das Futter zu gelangen, mussten die Vögel die Deckel anheben. Es zeigte sich, dass die Vögel größerer Gruppen das Öffnen der Futterspender im Schnitt viermal häufiger und elfmal schneller lösten als die Vögel kleinerer Gruppen. Wäre allein die Zahl der Spatzen entscheidend gewesen, hätten die größeren Gruppen nur etwa dreimal so erfolgreich sein dürfen wie die Spatzen der kleineren Gruppe. Haussperlinge in größeren Gruppen können besser mit neuen Situationen umgehen, da sie wegen der größeren Anzahl von Individuen schneller neue Lösungen finden. In größeren Gruppen versammeln sich durch verschiedene Individuen unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen, was die Effizienz erhöht. Ein weiteres interessantes Ergebnis am Rande: Unabhängig von der Gruppengröße waren die Haussperling aus der Stadt erfolgreicher als ihre Artgenossen vom Lande. Man nimmt an, dass erstere im Alltag öfter mit komplexeren Aufgaben konfrontiert werden. (wir)

A. Liker u. V. Bókony PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, 2009,
doi: 10.1073/pnas.0900042106


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 9/2009
56. Jahrgang, September 2009, S. 322
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2009