Veterinärmedizinische Universität Wien - 22.04.2015
Mythos vom toleranten Hund und aggressiven Wolf widerlegt
Hunde gelten im Vergleich zu ihren Vorfahren, den Wölfen, als toleranter und weniger aggressiv. Forscherinnen des Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Vienna und des Wolf Science Center stellen dieses Image infrage. Sie zeigen in einer aktuellen Studie, dass Wölfe sogar toleranter miteinander umgehen als Hunde. Das autoritätsbewusste Handeln ist bei Hunden außerdem stärker ausgeprägt als bei Wölfen. Die Ergebnisse werden im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.
Ranghohe Wölfe tolerieren das Drohverhalten ihrer rangniedrigen
Artgenossen.
Foto: © Rooobert Bayer
Die gute Beziehung zwischen Mensch und Hund galt lange Zeit als Ergebnis
der Domestizierung. Man ging davon aus, dass besonders tolerante Tiere vom
Menschen bevorzugt wurden und sich so vermehrt haben. Dadurch konnten sich
die kooperativen und wenig aggressiven Hunde entwickeln. Vor nicht allzu
langer Zeit wurde vorgeschlagen, dass diese Fähigkeiten nicht nur
spezifisch für die Hund-Mensch-Beziehung sind, sondern auch für die
Hund-Hund-Beziehung. Friederike Range und Zsófia Virányi vom Messerli
Forschungsinstitut haben in ihrer Studie untersucht, ob Hunde tatsächlich
weniger aggressiv und toleranter gegenüber ihren Artgenossen sind als
Wölfe.
Sie führten eine Reihe von Verhaltenstests an Hunden und Wölfen durch. Die Tiere wurden im Wolf Science Center im niederösterreichischen Ernstbrunn von Menschen aufgezogen und in Hunde- und Wolfsrudeln gehalten. Insgesamt untersuchten Range und ihre Kolleginnen neun Wölfe und acht Mischlingshunde.
Um zu testen, wie tolerant Wölfe und Hunde gegenüber ihren Rudelmitgliedern sind, wurden je ein ranghohes und ein rangniedrigeres Tier gemeinsam gefüttert. Es gab entweder eine Schüssel mit rohem Fleisch oder einen großen Knochen.
Während rangniedrigere Wölfe das Futter gegenüber dem ranghöheren Tier häufig verteidigt haben und genauso oft aggressives Verhalten gezeigt haben wie ranghöhere Wölfe, war dies bei den Hunden anders. Rangniedrige Hunde hielten sich zurück und akzeptierten die Dominanz des ranghöheren Hundes. Insgesamt haben allerdings weder Wölfe noch Hunde sehr viel aggressives Verhalten gezeigt. Wenn überhaupt, dann hauptsächlich in Form von Drohverhalten.
"Sensitivität gegenüber einem höheren Rang scheint bei Hunden stärker ausgeprägt zu sein als bei Wölfen", erklärt die Erstautorin Range. "Dies zeigt sich darin, dass bei den Wölfen auch die niederrangigen Tiere protestieren können und die dominanten Tiere dies tolerieren."
"Als Menschen den Wolf domestizierten, selektierten sie wahrscheinlich möglichst gehorsame Tiere", so Virányi. In der Hund-Mensch-Beziehung gehe es eher darum, ohne Konflikte miteinander zu leben und nicht um Gleichberechtigung. Mit seiner Fähigkeit, die Führung anderer zu akzeptieren, wurde der Hund zum gehorsamen Partner des Menschen.
Hunde und Wölfe verhalten sich untereinander eher selten aggressiv. Range zieht folgenden Schluss: "Bereits die Wölfe besitzen ein hohes Maß an Toleranz gegenüber ihren Artgenossen. Das zeigte sich daran, dass ranghohe Wölfe im Fütter-Experiment das Drohverhalten ihrer rangniedrigeren Artgenossen tolerieren. Diese Toleranz ermöglicht die Wolf-Wolf-Kooperation. Genau diese Fähigkeit der Wölfe ist wahrscheinlich die Basis der Mensch-Hund-Beziehung."
Wölfe gehen toleranter miteinander um als Hunde.
Foto: © Walter Vorbeck
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
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Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.
www.vetmeduni.ac.at
Service:
Der Artikel "Testing the Myth: Tolerant dogs and aggressive wolves" von
Friederike Range, Caroline Ritter und Zsófia Virányi wird im Journal
Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.
doi: 10.1098/rspb.2015.0220
http://rspb.royalsocietypublishing.org/lookup/doi/10.1098/rspb.2015.0220
Weitere Informationen unter:
http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinfo2015/wolf-toleranz/
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1560
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Dr. Susanna Kautschitsch, 22.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2015
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