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RATGEBER/279: Endlich Klarheit - Über Gläsertrübung in Geschirrspülern (SB)


... dann klappt es auch mit dem Nachbarn!


Wenn man ein ganz bestimmtes Geschirrspülmittel zum Reinigen seiner Gläser nehmen würde, so wurde uns von einer junge Werbedame vermittelt, dann "klappe es auch mit dem Nachbarn"...

Hinter der vermeintlichen Lebenshilfe für einsame Herzen verbirgt sich allerdings ein ganz nachvollziehbares Problem, dem sich jede Hausfrau und jeder "Single" gegenübersieht, sofern er eine Geschirrspülmaschine besitzt und sie auch nutzt: nämlich unansehnlich trübe Gläser.

Das angepriesene Geschirrspülmittel, das speziell für Geschirrspülmaschinen geeignet sein sollte und neben dem Schmutz auch mögliche Kalkflecken entfernt, hielt jedoch - auch nach gutwilliger Prüfung - weder das eine noch das andere Versprechen. Denn trübe Gläser werden - auch bei bester Kristallglasqualität - mit dem neuen Mittel nicht mehr klar (und für die Partnersuche oder Beziehungsanbahnung erweisen sie sich ohnehin als unbrauchbar).

Warum es jedoch mit den klaren Gläsern aus Geschirrspülern nicht "klappt", läßt sich leicht beantworten. Da die meisten in den Maschinenspülmitteln enthaltenen Tenside alkalisch sind, werden Gläser, aber besonders die hochwertigen Bleikristallgläser in den Spülautomaten, immer trübe. Glas besteht aus einem dreidimensionalen Netz von Siliziumdioxid, in dessen Lücken verschiedene andere Metallionen eingebaut sind. Bei gewöhnlichen Gläsern sitzen hier vor allem Natrium- und Calciumionen. Bei Bleikristall sitzen dort vor allem Bleiionen. Bei dem hohen pH-Wert des alkalischen Spülmittels bilden diese Ionen wasserlösliche Hydroxide und werden regelrecht aus der Oberfläche herausgelöst. Das Glas fühlt sich angeätzt an und ist es auch.

Unter dem Mikroskop kann man die zunehmenden, winzigkleinen Strukturverluste in Form von feinen Spuren und Kratzern richtiggehend nach jedem Spülgang beobachten. Unterstützt wird der Verschleiß durch den Zusatz von Scheuermitteln, die ebenfalls in Maschinenspülmitteln oder -flüssigkeiten enthalten sein können, da hier die mechanische Reinigung mit Schwamm oder Spülbürste entfällt und durch entsprechende Zusätze zum Wasserstrahl ersetzt werden muß. Bei den in der oben erwähnten Werbung empfohlenen Spülmittel garantiert ein Fehlen von scheuernden Bestandteilen aber auch nicht den Schutz vor der Alkaliätze.

Gerade teure Bleikristallgläser, die eine sehr glatte, aber auch weichere Oberfläche besitzen, weshalb sie so extrem klar erscheinen, sind für die alkalische Ätzung besonders anfällig. Deshalb sollte man vor allem teure Gläser oder Gläser mit hohem Bleigehalt immer mit der Hand und einem milden Geschirrspülmittel spülen und mit einem weichen Baumwoll- oder Leintuch polieren, wie das Barkeeper seit eh und je tun.

Sind Gläser schon getrübt, so meinen manche Chemiker, man könne den Verlust an Metallionen durch einen entsprechenden Ionenaustausch rückgängig machen, wozu man das Glas in ein Bad aus geschmolzenen Salzen mit den entsprechenden Ionen legen müßte. Dazu bedarf es allerdings einiger Sicherheitsvorkehrungen, die eine normale Küche nicht zu bieten hat, denn geschmolzenes Salz wird einige hundert Grad heiß. Darüber hinaus ist von einer nachträglichen Behandlung verätzer Gläser beispielsweise mit Bleisalzen abzuraten, da Blei bekanntlich sehr gesundheitsschädlich ist...

Nachträglich von außen aufgetragenes Blei könnte sich bei einer weiteren Verwendung der Gläser als Trinkgefäß im Getränk (z.B. Alkohol) lösen und in den menschlichen Organismus geraten. Blei bindet sich an Hämoglobin und macht dieses unwirksam. Das Resultat ist die Anreicherung eines Hämoglobin-Vorläufers, der Aminolävulinsäure, im Körper, was die bekannten Vergiftungssymptome verursacht: Der Darm wird gelähmt, dadurch entstehen Magenkrämpfe, Verstopfung und eine Stauung von Flüssigkeit im Gehirn, die Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit auslösen, während die gleichzeitige Anämie Müdigkeit verursacht. Es kommt auch zu Fehlgeburten und Mißbildungen. Und nicht selten haben Bleivergiftungen auch den Tod zur Folge. Also Hände weg von Bleisalzen!

Darüber hinaus stellt der Ionenaustausch auch noch lange nicht den gewünschten Glanz wieder her, der muß zusätzlich durch ein chemisches oder mechanisches Polieren erreicht werden.

Beim chemischen Polieren wird gewöhnlich gepufferte Flußsäure (HF, Fluorwasserstoffsäure) verwendet, was ebenfalls umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen erfordert, denn Flußsäure ist eine der stärksten und ätzendsten Säuren überhaupt. Sie kann böse Verbrennungen, Erblinden, chronische Krankheiten verursachen und unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. Inhalation) ebenfalls zum Tod führen.

Beim mechanischen Polieren wird auch noch ein chemisches Mittel eingesetzt, nämlich rotes Ceroxid, das sich hierfür wesentlich besser eignet als Eisenoxidrot (Polierrot), das früher in den Glasbläsereien zu diesem Zweck verwendet wurde. Dabei wird ein Pulver mit einer Korngröße im Mikrometerbereich mit Wasser aufgeschlämmt und mit Hilfe einer Polierscheibe aus Wolle über die Oberfläche der Gläser gerieben. Die Polierscheibe wird von einer kleinen Schleifmaschine angetrieben. Abgesehen von dieser Ausrüstung braucht der Schleifer eine Menge Fingerspitzengefühl, um das Glas beim Schleifen nicht zu überhitzen oder zu brechen.

Da über Cer, das noch nicht lange in verschiedenen Bereichen (z.B. in der Beschichtung selbstreinigender Öfen, als Ersatz für giftige Pigmente in Farben und Glasuren) verwendet wird, noch keine toxischen Wirkungen bekannt wurden, gilt es bisher als sicher. In naher Zukunft soll es jedoch auch in Abgas-Katalysatoren zum Einsatz kommen, um die Rußpartikel- bzw. die allgemeine Feinstaubbelastung in den Autoabgasen abzusenken, so daß eine größere Verbreitung von Cer in der Umwelt erst noch bevorsteht und sich eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigungen durch starke Cer-Belastungen erst noch herausstellen werden. Da Cer jedoch zu den seltenen Erden gehört, aus denen auch viele radioaktiven Elemente stammen, sollte man es durchaus als potentielle Gefahr im Auge behalten.

Für den Hausgebrauch sind die Restaurationsversuche angeätzer, trüber Gläser unter diesen Voraussetzungen jedoch überhaupt nicht zu empfehlen! Bei trüben Gläsern hilft nur der nächste Polterabend. Und damit der dann auch zustande kommt, muß man sich eben einen Satz neue Gläser anschaffen, dann klappt es sicher auch mit dem ...

Erstveröffentlichung 2002
aktualisierte Fassung

12. Februar 2009