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RATGEBER/329: Alte Mythen im neuen Gewand - Jungbrunnen Tee (SB)


Langes Leben und Gesundheit? - Das Geheimnis der Teepflanze

Die Jacobs Universität bemüht sich um neue Theorien für altes Wissen



Was die Gerüchteküche um wissenschaftlich erwiesene, positive Nebeneffekte auf die menschliche Gesundheit betrifft, läuft das Muselmanen-Gebräu der braungebrannten Kaffeebohne Coffea arabica und Coffea robusta, also schlicht Kaffee, allen anderen Getränken den Rang ab. Das liegt unter Umständen daran, daß der umstrittene Genuß des Kaffees seit alters her - wie auch bei Rauchwaren, Schokolade oder Alkohol - eher der menschlichen Fehlbarkeit und Schwäche zugeschrieben wird und der gezielte, gesundheitsrelevante Gebrauch immer wieder neu und wissenschaftlich gerechtfertigt werden muß. So wurde im Laufe der Jahre statistisch herausklamüsert, daß mehrere Tassen starken Kaffees sowohl der Parkinson-Erkrankung als auch dem Darmkrebs vorbeugen helfen und darüber hinaus die Zähne vor den Karies verursachenden Streptokokken schützen. Daneben soll Coffein, in Maßen genossen, unser Müdigkeitsgefühl unterdrücken, das Konzentrationsvermögen steigern, uns zu einem klareren Gedankenfluß sowie schnellerem Assoziationsvermögen verhelfen. Außerdem beeinflußt es das Atemzentrum, erweitert die Herzkranzgefäße, erhöht die Herzfrequenz und wirkt harntreibend, ganz zu schweigen von seiner stimmungsaufhellenden Wirkung - all das ohne Nebenwirkungen.


Und was ist mit Tee?

Im Großen und Ganzen kann man das alles auch über Tee sagen. Nur werden diesem seit jeher erstrebenswerte Attribute wie Weisheit, Wissen und Erleuchtung zugesprochen. So soll die Zubereitung und Anwendung des goldbraunen Blättersuds auf keinen geringeren als den Mönch Bodhidharma zurückgehen. Dieser, so wird erzählt, sei während der Meditation einmal eingeschlafen. Voller Reue schnitt er danach seine Augenlider ab und warf sie von sich. Aus jedem Augenlid sproß ein Teestrauch hervor. Bodhidharma kostete von den Blättern und verspürte daraufhin eine erquickende Heiterkeit und neue Kräfte. Eine Rechtfertigung für den Genuß eines Getränks von derart erhabener Herkunft braucht der Teetrinker somit nicht.

Dennoch hat man die Teeblätter von Camelia sinensis (wie die Stammpflanze des schwarzen und grünen Tees heißt) inzwischen auch wissenschaftlich analysiert und eine Unmenge an Inhaltsstoffen gefunden. Einige wie die Purinalkaloide (stickstoffhaltige Verbindungen) Coffein, Theobromin und Theophyllin gleichen denen, die auch in der Kaffeebohne zu finden sind. Ihnen ist das erfrischende Wohlgefühl zuzuschreiben, das sich bereits bei den ersten Schlucken der aufgebrühten Blätter einstellt. Dieser auch pharmakologisch angewandte Effekt wird auf die Möglichkeit der Purinalkaloide, auf das Zentralnervensystem zu wirken, zurückgeführt. Theophyllin wirkt auf das unwillkürliche Nervensystem, entspannt die glatte Bronchialmuskulatur und wird deshalb auch bei Asthma eingesetzt.

Alle anderen positiven Wirkungen, die man dem Tee nachsagt, gehen somit auf die weiteren Verbindungen zurück (z.B. sein hoher Gehalt an Fluoriden, die gegen Karies wirken), die sich teilweise in ihrer Wirkung gegenseitig (synergistisch) unterstützen oder auch behindern können [1]. Die Wirkung der gemeinhin als "anticancerogen" und "lebensverlängernd" erklärten Vitamine A, C und E sollen beispielsweise durch die sogenannten Flavonole des Tees noch gesteigert werden. Manche Tee-Inhaltsstoffe wirken gewissermaßen positiv in eigener Sache wie die Aminosäure L-Theanin, die zu einer verzögerten Aufnahme des Coffeins führt und so dem Tee die schweißtreibende und herzklopfenerzeugende Spitze nimmt, die manche Teetrinker am Kaffee so stört. Auch die Bindungen der Purinalkaloide an Gerbstoffe oder Glycoside sorgen für eine verzögerte Freisetzung der Wirkstoffe, weshalb der erfrischende Effekt einer Tasse Tee über einen längeren Zeitraum anhält.

Tee und Polyphenole

Die meisten Teebestandteile, denen ein medizinischer Nutzen zugesprochen wird, gehören jedoch zu der Gruppe der Polyphenole, von denen mindestens 30.000 verschiedene existieren. Über ihren medizinischen Nutzen gibt es allerdings mehr Vermutung und Spekulation als wissenschaftliche Nachweise. Man weiß in etwa, wo etwas wirkt, kann sich den Mechanismus aber meistens nicht genau erklären.

Wissenschaftlich belegt scheint zu sein, daß Teegenuß den Cholesterol- und Triglyceridgehalt im Blut erniedrigen und somit einen der Risikofaktoren für das metabolische Syndrom und damit für Herzinfarkte mindern soll. Dieser Effekt wird auf bestimmte Flavonoide zurückgeführt (die ebenfalls zur Gruppe der Polyphenole gehören; die Klasse der Flavonoide enthält etwa 2000 verschiedene Substanzen), die aber auch in anderen Lebens- oder Genußmitteln vorkommen können [2].

Andere Teekomponenten hemmen die Rückresorption von Salz in der Niere und wirken dadurch dem Bluthochdruck entgegen, der auch zu den vier typischen Symptomen des metabolischen Syndroms gehört.

Wickel aus feuchten Teeblättern werden schon seit alters her wegen ihrer entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkung bei Insektenstichen und Bißwunden in manchen Gegenden geschätzt. Im alten China wurde Tee gegen Magenverstimmung und Durchfall angewandt. Gleichzeitig wirkt noch einmal das Coffein des Grünen Tees belebend auf die Produktion der Magensäfte und die Darmperistaltik. Die Liste altbekannter, gesundheitsfördernder Aspekte des Tees ließe sich noch endlos ergänzen, man muß nur einmal einen Blick in die ganz alten Pharmakopöen (Arzneibücher) werfen.

Während solche Anwendungen gemeinhin bei manchen besser als bei anderen helfen (und oftmals auch gar nicht) und bestenfalls auf Erfahrungswerte zurückgehen, die kaum von Placeboeffekten zu unterscheiden sind, versuchen Wissenschaftler immer wieder, die Zusammenhänge durch systematischere Experimente auch endlich wissenschaftlich zu begründen.

So geht man in der Bremer Jacobs Universität von dem bekannten, angeblich epidemiologisch bewiesenen Phänomen aus, daß Menschen, die regelmäßig Tee trinken, seltener an Osteoporose oder Haut-, Lungen-, Magen- und Leberkrebs erkranken. Dieser Verdacht wurde allerdings bereits vor Jahren auf die angeblich antioxidative Wirkung von Tee-Polyphenolen zurückgeführt, aus denen 70% der Trockenmasse einer Tasse Tee besteht, die man gewissermaßen als Radikalenfänger (oder Neutralisatoren chemischer Übeltäter) sehen wollte. [3] Auch das wurde damals im Tierversuch bestätigt [1], konnte aber bis heute nicht ausreichend validiert (bzw. genügend wissenschaftlich bewiesen) werden, was aber die Werbung nicht davon abhielt, Polyphenole als lebensverlängernde Radikalenfänger zu verkaufen.

Die Bremer Forscher dagegen scheinen diese ganze Diskussion wohlweislich vergessen zu haben, auch der positiv besetzte Modebegriff Radikalenfänger kommt in ihrer Argumentation nicht mehr vor. Laut einer Pressemitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft (IDW) von Dr. Kristin Beck zu diesem Thema gehen sie nämlich nur von epidemiologischen Studien aus, die auf die positive Wirkung von Tee-Polyphenolen hinweisen. Das bedeutet in diesem Fall nichts anderes, als die Anzahl gesunder Schwarzteekonsumenten einer geringeren Anzahl kranker Schwarzteekonsumenten bzw. kranker Kaffeetrinker gegenüberzustellen, was schon über eine möglichst relevante Zusammenstellung großer Probandengruppen im richtigen Verhältnis zueinander machbar sein sollte, ohne daß auch noch eine spezifische Korrelation zu bestimmten Teeinhaltsstoffen bemüht werden müßte. Kurzum, es gibt genügend Teetrinker, um alles mit dem Genuß von Tee korrelieren zu lassen, was man möchte.

Nikolai Kuhnert, Professor für Chemie an der Jacobs Universität will nun allerdings noch einen Schritt weiter gegangen sein und erstmals gezeigt haben, daß es molekularbiologische Wechselwirkungen zwischen bestimmten Tee-Inhaltsstoffen und der menschlichen DNA gibt, die für die positiven Auswirkungen des Tees verantwortlich sein können (Vorabpublikation in "Food & Function", DOI: 10.1039/C2FO30159H).

Er ist damit einer der ersten, der die gesundheitsfördernde Wirkung von Tee-Polyphenolen nicht auf ihre neutralisierende Wirkung auf schädliche, chemische "Übeltäter", sprich: Radikale [3], zurückführt, sondern sogar indirekt zugibt, daß der bisher angenommene antioxidative Wirkungsmechanismus als Schutz gegen Alterungsprozesse, Krebs und einfach alles, nie wirklich nachgewiesen werden konnte:

Jüngere Untersuchungen der letzten fünf Jahre konnten jedoch überzeugend zeigen, dass die gesundheitsfördernde Wirkung von Tee-Polyphenolen nicht in erster Linie auf ihre antioxidative Wirkung zurückzuführen ist, und so war der genaue Wirkmechanismus für die positiven Gesundheitseffekte dieser teetypischen Pflanzenstoffe bislang nach wie vor ungeklärt. [4]

Das ist dann auch die wesentliche Voraussetzung für das Bremer Forscherteam, um die frühere Radikalentheorie mit der eigenen These zu ersetzen. Die ist allerdings nicht weniger ungeklärt, denn Prof. Kuhnert muß ebenfalls erst noch beweisen, daß die gemeinhin noch unbestritten "positive Wirkung der Tee-Polyphenole" seiner Vermutung nach auf molekularbiologische Wechselwirkungen mit dem in Zellen gespeicherten Erbgut beruht, der sogenannten Desoxyribonukleinsäure, kurz DNS oder englisch: DNA.

Basierend auf Befunden, dass sich in den Teepflanzen die Polyphenole vor allem in den Zellkernen anreichern, untersuchten die Wissenschaftler mit Hilfe verschiedener Spektroskopie-Verfahren (Massen- und chiroptische Spektroskopie), ob und wie einzelne Polyphenol-Moleküle mit der Zellkern-DNA interagieren. Sie fanden heraus, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole, Epigallocatechingallat aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee, besonders oft Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen eingehen, die am Ende von Chromosomen sitzen. [4]

Diese Teilbereiche der DNA werden auch "Telomer" genannt und gelten seit einiger Zeit als für die Stabilität der Chromosomen verantwortliche Schutzkappen, die diese vor dem Zerfall schützen und mit der Zellalterung selbst auch schwächer werden. Im Detail stellt man sich das folgendermaßen vor:

Bei jeder Zellteilung schneidet das Enzym Telemorase ein Stück von dem Telomer ab. Sobald das Telomer eine kritische Länge unterschritten hat, kann sich die Zelle nicht weiter teilen und stirbt. Polyphenol-Verbindung aus dem Tee, die an das Telomer gebunden sind, verhindern bzw. verlangsamen diesen Verkürzungsprozess und verlängern so die Zelllebensdauer. [4]

Schutzwirkung oder Genmanipulation?

Man beachte dabei, daß hier eine massive, chemische Einwirkung auf einen DNA-Teilbereich stattfindet, dem eine wichtige Schutzfunktion zugesprochen wird. Selbst eine Bindung dieses DNA-Stücks mit einer von außen zugeführten Chemikalie, dem Polyphenol, wird nicht ausgeschlossen, was in diesem Fall jedoch als eine den Schutz verstärkende, positive Wirkung gedeutet wird. Ob sich aber allein mit Massenspektroskopie und chiroptischen Verfahren verstehen läßt, wie harmlos eine Polyphenolmoleküle-DNA-Interaktion ist oder ob man sie vielleicht doch als eine Art Mutation ansehen müßte, bleibt dahingestellt. Denn ganz genau so wird normalerweise auch eine mögliche "Mutation" der DNA mit Hilfe von mutagenen Substanzen bzw. chemischen Mutagenen beschrieben. Umweltchemikalien wie Dioxin, Acrolein, Nitrosamine u.a.m. können ebenfalls Verbindungen zur DNA eingehen oder haben eine besondere Affinität zu einzelnen Basen der DNA, die sie dann teilweise chemisch umwandeln. Hier ein Beispiel:

Propenal (entsteht bei Überhitzen von Fett) oder Dioxin wirken durch Interaktion mit der DNA mutagen. Dioxin lagert sich Thymin an und verursacht falsch replizierte DNA-Kopien. [5]

Reicht wohl die langjährige Erfahrung Darjeeling-, Oolong-, Ceylon-, Jasmin- oder auch Ostfriesen-Tee trinkender Genießer aus, die uns sagt, daß von Tee nichts Böses kommen kann und deshalb jede nachweisliche, chemische Verbindung seiner Inhaltsstoffe mit menschlichem Erbgut nur positiv zu bewerten ist? Der Leiter der Studie, Nikolai Kuhnert, behauptet es jedenfalls:

"Wir gehen davon aus, dass diese positive stabilisierende Wirkung auf die Erbinformation auf lange Sicht auch die Gesundheit und Lebenserwartung des gesamten Organismus verbessert. Bestätigt wird dies durch Experimente mit der Fruchtfliege Drosophila, deren Lebensdauer sich durch den Konsum von Tee um rund 20% verlängert. [4]

Nun, wenn die teeschlürfende Fliege länger lebt, mag das viele Gründe haben, auch ihr vielleicht für Freßfeinde unattraktiver Körpergeruch wäre zu diskutieren. Und eben auch die antioxidative Wirkung auf die Zellalterung wurde aus solchen Zusammenhängen bereits einmal gefolgert. Auch die neue Theorie wird vermutlich ihren Beweis noch lange schuldig bleiben. Bisher gibt es offenbar nur Reagenzglasversuche (in vitro) mit menschlicher Telomer-DNA, die eine besonders hohe Affinität, das heißt, eine besonders hartnäckige, festklebende Verbindung zwischen diesen Reaktionspartnern erkennen läßt:

"Im Prinzip kann jede chemische Verbindung, die in dieser Weise an die Telomere andockt, diesen Effekt haben; interessanterweise kennen wir bislang jedoch noch keine andere natürliche Substanz, die Telomere so effektiv stabilisiert, wie die Tee-Polyphenole", erklärt Nikolai Kuhnert.[4]

Daß sich In-Vitro-Studien selten eins zu eins auf den lebenden Organismus (also in vivo) übertragen lassen, wissen die Wissenschaftler nur zu genau, deshalb möchte Kuhnert zusammen mit seinem Team nun schnellstmöglich herausfinden, wie sich die Tee-Polyphenole auch im menschlichen Körper unter alltäglichen Bedingungen, also in Vivo, verhalten.

Sollte es sich herausstellen, dass sich durch regelmäßigen Tee-Konsum im menschlichen Gewebe Tee-Polyphenole im Zellkern anreichern, hätten wir tatsächlich erstmals den Nachweis dafür, dass ein Lebensmittel das menschliche Leben verlängern kann. [4]

... und wären damit den kleinen Fruchtfliegen, die angeblich ja schon lange ihr Leben mit Tee verlängern, endlich ebenbürtig, auch in punkto "Versuchskaninchen". Denn ein solcher Nachweis wäre nur der erste Schritt und eine hochinteressante Ausgangsbasis für medizinische und klinische Studien, um das therapeutische Potenzial der Tee-Polyphenole zu erforschen, meinte Prof. Kuhnert.


Und was ist denn nu mit Tee?

Ob nun als Radikalenfänger oder Telomer-DNA-Verstärker... Polyphenol bleibt Polyphenol und Tee bleibt Tee ... Manchem hat er schon das Leben gerettet, nur dadurch, daß er da war. Wozu also immer wieder seine Inhaltsstoffe bemühen? Geht man diesen nämlich konsequent nach, finden wir auch die vielen Begleit- und Nebenstoffe, die die Teepflanze gar nicht selbst erzeugt, sondern die im Zuge ihres Anbaus agrarchemikalisch notwendig werden, all die kleinen unverdaulichen Reste von Düngemitteln, Herbiziden, Pesitziden usw. Daß der Tee all das überlebt, immer noch schmeckt und auch dem unentwegten Teegenießer nicht sichtbar schadet, sollte einem doch mehr über die Unsterblichkeit des Tees und die ausgleichende Wirkung seiner Inhaltsstoffe sagen.

Kurzum, auch wenn der Tee das Leben nicht unbedingt ins Unendliche verlängert - für Teefreunde reicht schon der Duft einer frisch aufgebrühten, aromatischen Tasse Tee, um sie in einen Moment der unsterblichen Glückseligkeit zu versetzen, und das ist doch schon was ...


Quellen:

[1] Anirudh Gupta, "Tee", aus: Koolman, J.; Moeller, H.; Röhm, K-H. (Hrsg), Kaffee, Käse, Karies... - Biochemie im Alltag, 2003 Wiley-VCH, Seite: 66 - 77

[2] Das metabolische Syndrom wird durch das gleichzeitige Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck, veränderten Blutfettwerten und Insulinresistenz charakterisiert und soll mit Polyphenolen (bestimmten sekundären Pflanzeninhaltsstoffen) positiv beeinflußbar sein.
Siehe hierzu auch:
http://www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chera328.html

[3] Die Wirkung der Polyphenole wird auf ihre antioxidativen Eigenschaften zurückgeführt. Das heißt im Grunde nichts anderes, als daß sie beispielsweise das Ranzigwerden von Fett verzögern. Den theoretischen Wirkungsmechanismus der wiederum dafür konstruiert wurde, um dieses Ranzigwerden mit Hilfe von Sauerstoff zu erklären, setzt das hypothetische Auftreten von sogenannten Sauerstoffradikalen voraus, die per Definition nicht nachweisbar sind, weil sie in ungeheuren Geschwindigkeiten sofort wieder weiterreagieren. In logischer Konsequenz sind dann Antioxidantien mit Radikalenfängern gleichzusetzen. Da man hiernach annehmen muß, daß überall, wo Sauerstoff ist, auch entsprechend aggressive Radikale auftauchen und das Entstehen dieser chemischen "Übeltäter" durch negative Umwelteinflüsse noch gefördert würde, setzte sich das Bild der zellschädigenden Radikale durch, die durch entsprechende Radikalenfänger, gemeinhin alle Fettantioxidantien wie Vitamin E oder Polyphenole, auch angegriffenes Zellgewebe schützen könnten, indem sie sie binden und unschädlich machen. Letzteres konnte zwar nie stichhaltig bewiesen werden, war jedoch ein wirksames Werbeargument für Lebensmittelzusatzstoffe und Vitamine, das sich bis heute hält.

[4] http://idw-online.de/de/news510191

[5] http://www.zum.de/Faecher/Materialien/beck/13/bs13-5b.htm

26. Januar 2013