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REZEPTUR/085: Steinpflegemittel gegen Algen und Moos (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Mit dem Fleckenmittel gegen Algen und Moos

Die feuchte Jahreszeit wirft ihre Schatten voraus


Was für den einen eine romantisch verwunschene Gruselfilm-Atmosphäre zaubert, die man durch konsequente Ignoranz sämtlicher Hobbygärtneraktivitäten wie jäten, zurückschneiden und streichen ganz ohne Mühe heranzüchten kann, ist für den Gartenliebhaber der blanke Horror: glitschiges Moos und grüner Algenbewuchs, der sich auf Steinen, Bänken, Fußwegen und Gartenzäunen breit macht und der eigenen Parzelle einen düster-feuchten Grünton verleiht.

Wer Wert auf gepflegte Rabatten legt, denen man dies auch ansieht, und das tun die meisten, der hat in der kommenden feuchtwarmen Jahreszeit, in der die Pilze aus dem Boden schießen und das erste Laub von den Pflanzen abgeworfen wird, viel zu tun. Es gibt aber auch noch ein weiteres triftiges Argument, Schimmel, Pilzen, Moos und Algen nicht allzuviel Raum zu lassen. Moosbewuchs und nasse Steine lassen jeden Tritt zur gefährlichen Falle werden. Außerdem bieten Moos und Algen auf Steinskulpturen, Grabsteinen oder Gehwegplatten neben dem optischen Gruft-und-Moder-Ambiente einen reichhaltigen Nährboden für verschiedene Pilze, die den Stein auf Dauer schädigen können.

Es ist also u.a. eine Sicherheits-, Erhaltungs- und Pflegemaßnahme, die teuren Renovierungsarbeiten und Krankenhausrechnungen vorbeugt, wenn man Steinzeug und andere moosgefährdete Gegenstände vorbeugend gegen Grünbelag behandelt.

Gibt man z.B. einfaches Wasserstoffperoxid (H2O2) auf den grünlichen Stein, zerfällt es sofort in Wasser (H2O) und sogenannten freien Sauerstoff (O2), der die Oberflächen der winzigen Pilzmyzele, Algen- und Moospflanzen angreift, so daß sie austrocknen und absterben. Keime und beginnender Pflanzenbewuchs werden damit sofort abgetötet.

Wirkungsvoller und schonender ist allerdings ein Algen- und Moosentferner, der auch noch erneutem Bewuchs vorbeugt. Die Zutaten dafür lassen sich in jedem Drogeriemarkt finden, abgesehen vielleicht von Glycerin, das man aber gegebenenfalls auch aus der Apotheke beziehen kann.

Steinpflegemittel gegen Algen und Moos

Zutaten:

- 50 ml flüssige Schmierseife
- 30 g Waschsoda
- 5 l kochend heißes Wasser
- 30 ml Glycerin
- 60 g handelsübliches Fleckensalz

Und so wird es gemacht:

Schmierseife und Waschsoda in einen Eimer mit 5 l heißem Wasser geben. Dazu mischt man 30 ml Glycerin. Dieses setzt sich in die Poren, imprägniert das Steinmaterial und verzögert erneuten Grünbefall. Das Fleckensalz, das danach eingerührt wird, enthält Natriumpercarbonat. Letzteres zerfällt in Wasser, wobei es H2O2 bzw. aktiven Sauerstoff freisetzt, der wiederum daraus entsteht (s.o.).

Dieser aktive oder aggressive Sauerstoff sorgt bei seiner normalen Anwendung als Fleckensalz dafür, daß die farbigen Verbindungen (z.B. bei Rotwein- oder Obstflecken) aufgebrochen werden. Anschließend ist der Fleck zwar immer noch vorhanden, aber unsichtbar.

Hier aber soll es schlicht das oben erwähnte Wasserstoffperoxid ersetzen, wobei das in Fleckensalz wirksame Percarbonat etwas langsamer zerfällt und somit über einen längeren Zeitraum wirksam bleibt als flüssiges, reines Wasserstoffperoxid.

Percarbonat hat außerdem den Vorteil, daß es die Haut des Anwenders nicht so stark angreift. Wo nämlich H2O2 die Haut berührt, entsteht eine weiße, schaumartige Spur. Das sind gewissermaßen Sauerstoffeinschlüsse, kleine Bläschen, die es in der Haut hinterläßt, nachdem es diese durchdrungen hat. Sofern man keine Wunden hat und das Zeug nicht an Schleimhäute gelangt, dringt es nicht tiefer als in den Hornhautbereich ein.

Trotzdem sollte man auch bei der Arbeit mit Fleckensalz nicht auf Gummihandschuhe verzichten. Selbst wenn der Sauerstoff die Haut nur leicht reizt und die Spuren sich nach wenigen Tagen wieder auswachsen, sieht es doch so lange recht unansehnlich (bzw. ein wenig schimmelig) aus und macht sich besonders auf Händen gar nicht gut.

Sofort nach Fertigstellung der Rezeptur sollte man mit der Anwendung beginnen. Denn das Fleckensalz setzt den aktiven Sauerstoff zwar über einen längeren Zeitraum frei, doch danach ist das Percarbonat dann auch abgebaut und umgesetzt, d.h. die wirksame Komponente ist nach einer bestimmten Zeitspanne nicht mehr verfügbar.

Günstig ist es, das Steinpflegemittel sofort mit einem Schwamm aufzutragen (wie gesagt, Handschuhe nicht vergessen!), 15 Minuten einwirken zu lassen und das Ganze anschließend gut zu schrubben und abzuspülen. Eine solche Behandlung hält in der Regel ein halbes Jahr und ist für die Gartenumgebung nicht belastend. Das Glycerin, das in den Poren der Steine zurückbleibt ist ein unschädlicher Kohlenwasserstoff-Mehrfachalkohol, der in allen natürlichen Fetten vorkommt. Was sonst noch übrigbleibt, ist eine Spur Carbonat, das im Boden von sauren Komponenten schnell neutralisiert und kompensiert wird.

12. September 2007