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WERKSTOFFE/042: Falsche DNA-Meßergebnisse durch Kunststoffadditive (BioTechniques)


Zu hohe DNA Ergebnisse nach UV-Spektrometrie?

Wer denkt dabei schon an Kunststoff


Die als 'Microfuge Tubes' bekannten Microzentrifugen-Röhrchen gehören wohl zu den weltweit am häufigsten gebräuchlichen Laborgegenständen in der Molekularbiologie. Abgesehen davon, daß Forscher ihren enormen praktischen Wert beim Abtrennen und Aufbewahren kleiner Probenmengen schätzen, können die bei der Kunststoffherstellung hinzugesetzten Chemikalien im Plastik zu Meßfehlern führen. In ihrem Bericht in der jüngsten Ausgabe von BioTechniques beschreiben Kevin Lewis und seine Kollegen von der Texas State Universität in San Marcos, Texas, Untersuchungen, die darauf hinweisen, daß UV-Licht absorbierende Chemikalien aus dem Polypropylen der Microzentrifugen-Röhrchen in das Probenmaterial hineindiffundieren und Messergebnisse der Nukleinsäurenkonzentration verfälschen können.

Die Autoren untersuchten eine Anzahl handelsüblicher Microzentrifugen-Röhrchen aus Polypropylen von verschiedenen Herstellern bei unterschiedlichen Versuchsbedingungen und fanden, daß bei allen untersuchten Röhrchen ein Auslaugungseffekt festgestellt werden konnte. Mittels Massenspektrometrie konnte die Gesamtmischung von Chemikalien mit niedrigem Molekulargewicht, die Absorbtionsmaxima bei UV-Licht von 220 und 260 nm besitzen, identifiziert werden. Das sind die Wellenlängen, die man normalerweise zur Identifikation und Messung von Protein- und DNS-Konzentrationen verwendet. Durch die ausgetretenen Chemikalien wurden die Meßergebnisse bis zu 300% überschritten.

"Es ist doch ziemlich erstaunlich, daß dieser Auslaugungseffekt chemischer Additive, die Licht derselben Wellenlänge wie DNA und Proteine absorbieren, bisher noch nicht beschrieben worden ist, zumal sie in allen handelsüblichen Kunststoffreagenzgläsern vorkommen, die schon seit einigen Jahrzehnten von Biochemikern verwendet werden", meinte Lewis.

Obwohl Lewis und sein Mitautor Gary Beall auch keine Lösung für das Problem anbieten können, fühlen sie sich doch von den neueren Trends in der Microtubes-Fabrikation bestätigt. "Einige Hersteller haben seit kurzem damit begonnen, Probengläser mit deutlich reduziertem Additivzusatz anzubieten", bemerkte Lewis. Bei Untersuchungen, in denen Analysen biologischer Proben mittels Absorbtionsspektrometrie durchgeführt werden sollen, so Bealls und Lewis derzeitiger Schluß, scheinen Polypropylen-Probengläser mit herabgesetzem Additivanteil die einzige Möglichkeit zu sein, auf Auslaugungseffekte beruhende Meßfehler so klein wie möglich zu halten.

Die Studie erscheint in der April Ausgabe 2010 des englischsprachigen Journal BioTechniques.

"Interference with spectrophotometric analysis of nucleic acids and proteins by leaching of chemicals from plastic tubes", L. Kevin Lewis, Michael H. Robson, Yelena Vecherkina, Chang Ji, and Gary W. Beall BioTechniques, Vol. 48, No. 4, April 2010, pp. 297-302 www.biotechniques.com/article/113387


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Quelle:
Informa Healthcare - Pressemitteilung BioTechniques
Colleen Smith, Executive Editor, 22. April 2010
E-Mail: healthcare.enquiries@informa.com
Internet: www.biotechniques.com, http://informahealthcare.com

mit freundlicher Genehmigung von BioTechniques in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2010