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BERICHT/144: 200 Jahre Museum für Naturkunde Berlin - Jubiläumsausstellung (idw)


Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin - 13.09.2010

200 Jahre Museum für Naturkunde Berlin:
Jubiläumsausstellung und Einweihung des neuen Ostflügels


200 Jahre Forschen, Sammeln, Bewahren und Vermitteln: Aus diesem Anlass wird ab 14.9.2010 die Sonderausstellung "Klasse, Ordnung, Art - 200 Jahre Museum für Naturkunde" präsentiert, die die bewegte Geschichte des Museums im Kontext von wechselnden politischen Verhältnissen und geistigen Strömungen vorgestellt. Die Krönung der aktuellen Geschichte ist die Einweihung des neuerrichteten Ostflügels - einem der weltweit modernsten Sammlungsgebäude für naturkundliche Nass-Sammlungen. Dank herausragender Sicherheitstechnik erhalten Besucher im Erdgeschoss einen atemberaubenden Einblick in eine Forschungssammlung. In der Jubiläumswoche gibt es Führungen, Vorträge sowie ein Kinderfest.

"Von unseren Sammlungen geht eine emotional-ästhetische Faszination aus, die den Betrachter in ihren Bann zieht. Ich bin überzeugt, dass die im Erdgeschoss der Öffentlichkeit zugänglichen Nass-Sammlungen zu den größten Attraktionen des Museums, wahrscheinlich sogar Berlins gehören werden", so Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museums für Naturkunde.

Seit mehr als 200 Jahren werden in Berlin naturhistorische Objekte gesammelt und als Grundlage für Forschung genutzt. Dabei sind die Sammlungsstrategien, der Forschungsansatz, aber auch das Forschungsumfeld ein Spiegelbild der jeweiligen politischen Verhältnisse und geistigen Strömungen ihrer Zeit. In jeder Epoche ist das Museum modern in seinen Forschungsansätzen gewesen und modern mit den Sammlungen umgegangen. Das Sammeln ist durchgängiges Thema der Jubiläumsausstellung (bis 28. Februar 2011), zu der ein Begleitbuch gleichnamigen Titels erschienen ist.

Mit den mittlerweile über 30 Millionen Objekte umfassenden Sammlungen des Museums für Naturkunde,die aus aller Welt stammen, wurde in den letzten 200 Jahren immenses Wissen erarbeitet. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen. Die naturkundlichen Forschungssammlungen in aller Welt - das Museum für Naturkunde Berlin gehört darunter zu den größten - sind eine globale Forschungsinfrastruktur, die alle Daten rund um die Sammlungsobjekte zu einem Bild über die Entwicklung der Erde und des Kosmos sowie der Lebewesen zusammensetzt. Daraus werden Prozessabläufe und Modelle über die Veränderung der biologischen Vielfalt z.B. durch das Einwandern und Aussterben von Arten durch Klimawandel erstellt und Handlungsempfehlungen gegeben.

"Daher ist es ein besonderes Ereignis, dass 65 Jahre nach der Bombardierung und Zerstörung des Ostflügels des Museums für Naturkunde und nach nur ca. dreijähriger Bauzeit die Eröffnung eines der weltweit modernsten Sammlungsgebäude für wissenschaftliche Nass-Sammlungen gefeiert werden kann.

Wie hoch die wissenschaftliche Bedeutung der im Ostflügel untergebrachten Objekte ist, lässt sich daran ermessen, dass der Start zum Wiederaufbau des Ostflügels eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Aufnahme des Museums in die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahr 2009 war", so Generaldirektor Leinfelder.

Die Nass-Sammlungen sind auch von höchstem wissenschafts- und kulturhistorischem Wert. An ihnen lassen sich bedeutende Entwicklungen in der Geschichte der Wissenschaft ablesen. Der neue Sammlungsflügel beherbergt einen kulturellen Schatz, der von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder im Rahmen des gemeinsamen Projektes "KUR - Programm zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut" gefördert wird. Bei diesen Sammlungen handelt es sich um 276 000 Gläser mit ca. einer Million Tiere in 80 Tonnen 70-%igen Ethanols, die auf über 12,6 km Regalbodenlänge in drei großen Sammlungssälen sowie in einem Großpräparateraum untergebracht sind. Spinnen, Würmer, Krebse, Schnecken, Fische, Echsen, Frösche und viele andere Tiergruppen sind auf Grund herausragender Klima- und Brandschutzvorrichtungen so sicher untergebracht wie nie zuvor.

Das Konzept des Architekturbüros Diener&Diener (Basel/Berlin) für den im 2. Weltkrieg zerstörten Ostflügel ist außergewöhnlich. Es verbindet einen Zweckbau im Inneren mit einer behutsamen Restaurierung der Restfassade und Ergänzung der baulichen Lücke mit modernen Materialien, was nicht nur eine ästhetische Faszination auf den Betrachter ausübt, sondern dem Museum eine allgemeine Verpflichtung ist: Originales bewahren, Verluste und spätere Ergänzungen kenntlich machen. Ein zentraler Aspekt des Projektes ist die Wiederherstellung der sinnvollen inneren Logistik des Museums. Enge Beziehungen bestehen zwischen den Arbeitsräumen der Mitarbeiter, den Laboren in den sanierten Kopfbauten des Ostflügels, der Sammlung im Neubaubereich und den zoologischen Präparationsräumen im Dachgeschoss.

Durch die Einbeziehung des Ostflügels in den Museumsrundgang bietet sich dem Publikum ein authentischer Einblick in die Forschung des Museums. Was der Besucher sieht, ist keine inszenierte Ausstellung, sondern eine echte Forschungssammlung, die täglich für wissenschaftliche Zwecke genutzt wird. Hier schließt sich der Kreis von Archiv, hochaktueller Forschungsstätte und zukunftsorientiertem Wissenstransfer zur Errichtung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaft.

In der Jubiläumswoche vom 14.-19. September 2010 finden im Museum zahlreiche Veranstaltungen wie Führungen, Vorträge und Theateraufführungen und am Wochenende ein Kinder- und Familienfest statt.

Detaillierte Informationen unter:
http://www.naturkundemuseum-berlin.de/kalender/aktuelles.asp

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1323


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin,
Dr. Gesine Steiner, 13.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2010