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FORSCHUNG/368: Bergbau der Zukunft - Alternative und nachhaltige Verfahren zur Gewinnung strategischer Metalle (idw)


Technische Universität Bergakademie Freiberg - 30.11.2016

Bergbau der Zukunft: Alternative und nachhaltige Verfahren zur Gewinnung strategischer Metalle


Heute (30.11.) wurde im Beisein von Stifterin Dr. Erika Krüger und Rektor Prof. Klaus-Dieter Barbknecht im Forschungs- und Lehrbergwerk der TU Bergakademie Freiberg ein neuer Versuchsstand zur biologischen Laugung in Betrieb genommen. Erprobt wird, wie mittels mikrobieller Laugung unter realitätsnahen Bedingungen die in der Hightech-Industrie stark nachgefragten Elemente Indium und Germanium aus dem Erzgestein gewonnen werden können. Die neue Technologie verspricht große wirtschaftliche und umweltschutztechnische Vorteile.

Mit dem neuen Versuchsstand tritt nun ein weiteres von insgesamt 13 Teilprojekten des Freiberger Biohydrometallurgischen Zentrums (BHMZ) in die praktische Phase ein. Professoren und Doktoranden forschen seit 2013 interdisziplinär an umweltschonenden und nachhaltigen Verfahren zur Gewinnung der strategischen Metalle aus indium- und germaniumhaltigen Sulfiderzen. Weltweit steigt der Bedarf an diesen beiden Elementen, gleichzeitig müssen die Erze aus immer größeren Tiefen gefördert und die Metalle aus immer komplexeren Erzstrukturen extrahiert werden. Um den hohen ökologischen und ökonomischen Standards gerecht zu werden, setzen die Freiberger Forscher auf hydrometallurgische und insbesondere biohydrometallurgische Verfahren. Sie entwickeln neue Technologien zur biotechnischen Gewinnung der Metalle aus Erzen, Halden und Recyclingmaterial, bei denen Bakterien helfen, die Metalle zu lösen.

"Das neue Untertagelabor führt die Forscher und die erarbeiteten Ergebnisse mehrerer Teilprojekte in einer Realanwendung zusammen. Wir wollen ein industriell und technisch umsetzbares Verfahren zur Gewinnung von Indium und Germanium entwickeln", fasst Helmut Mischo, Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren unter Tage zusammen.

"Besonders spannend ist für mich, dass in diesem Teilprojekt Doktoranden verschiedenster Fachrichtungen - Bergingenieure, Mineralogen, Chemiker, Verfahrenstechniker, Mikrobiologen und Geophysiker - gemeinsam an einer komplexen Fragestellung arbeiten", erklärt Prof. Michael Schlömann, Sprecher des BHMZ.

Finanziert wird das neue Untertagelabor im Rahmen des BHMZ durch die Dr.-Erich-Krüger-Stiftung. Die Stiftung finanziert unter anderem die Krüger-Forschungskollegs an der TU Bergakademie Freiberg mit über einer Million Euro jährlich. Mit der Gründung der Dr.-Erich-Krüger-Stiftung im Jahr 2006 erhielt die Freiberger Hochschule das bis dahin größte Stiftungsvermögen einer staatlichen Hochschule in Deutschland.

Die vorhandenen Grubenbaue und die vorgesehenen Erzblöcke wurden aufgrund der Geologie bzw. Mineralogie und der vergangenen Abbautätigkeit für die Versuche ausgesucht. So sind Abbaublöcke mit den entsprechenden Grubenbauen wie Überhauen und Kopf- bzw. Fußstrecken vorhanden. Speziell im Erzgang Wilhelm Stehender Nord wurde Indium als Nebenelement im Sphaleritmineral bereits nachgewiesen. In einem vollständig umfahrenen Erzblock von 35 Meter Breite, 10 Meter Höhe, bis zu einem Meter Mächtigkeit und 50 Grad (56 gon) Einfallen auf einer streichenden Länge von 10 Meter soll ein Versuchsort eingerichtet werden. Dort wollen die Wissenschaftler unterschiedliche Konditionierungstechnologien auf ihre Eignung für biohydrometallurgische Verfahren vergleichen.

Übrigens: Entdeckt wurden die beiden Elemente an der Bergakademie Freiberg. Ferdinand Reich und Hieronymus T. Richter entdeckten im Jahr 1863 das Element Indium und Clemens A. Winkler entdeckte im Jahr 1886 das Element Germanium.


Weitere Informationen unter:
http://tu-freiberg.de/forschung/bhmz
Homepage des Freiberger Biohydrometallurgischen Zentrums (BHMZ)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution141

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Bergakademie Freiberg, Madlen Domaschke, 30.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2016

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