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WETTER/182: Agrarwetter im Winter 2014/15 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 23.03.2015

Deutscher Wetterdienst zum Agrarwetter im Winter 2014/15

Mild und unspektakulär - Winter bereitet der Landwirtschaft keine Probleme


Offenbach, 23. März 2015 - Bei insgesamt milder, trüber und leicht feuchter Witterung sorgte der Dezember erst nach Weihnachten für geschlossene Schneedecken, die - abgesehen von höheren Lagen - meist nur von kurzer Dauer waren. Regional wurden die ersten Frühjahrsblüher gesichtet. Ähnlich ging es im Januar weiter - teilweise wurden bei den Winterkulturen Wachstumsregungen beobachtet, die durch die kälteren Temperaturen zum Monatsende aber wieder unterbunden wurden. Im Februar bedingten fehlende Niederschläge, dass die Böden in Ostdeutschland nicht ganz wassergesättigt in den Frühling starteten. Nur dort, wo es möglich war, begannen erste landwirtschaftliche Arbeiten wie Gülleausbringung und Düngegaben. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Winter 2014/15.


Milder Dezember beendete bisher mildestes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

Der letzte Monat des Jahres 2014 begann ruhig mit viel Nebel und Hochnebel. Anschließend zog eine Reihe von Sturmtiefs durch. Ihre Ausläufer brachten häufig Regen und recht milde Temperaturen. Dadurch erfüllte sich der Wunsch vieler Menschen auf Schnee in der Adventszeit oder weiße Weihnachten nicht. Erst nach dem Fest sorgten kältere Luft und Schneefälle gebietsweise für eine winterliche Landschaft. Insgesamt verlief der Dezember in Deutschland zu warm bei etwas zu viel Niederschlag und unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer. Obwohl die Vegetationsruhe aufgrund der milden Witterung zeitweise gelockert war, kam es zu keinen wesentlichen Wachstumsregungen bei den bereits weit entwickelten Winterungen. Jedoch wurde kurz vor Weihnachten bzw. zum Jahreswechsel ganz vereinzelt der Blühbeginn der Hasel und Forsythie beobachtet. Außerdem zeigten sich stellenweise erste Frühjahrsblüher wie Schneeglöckchen in der Natur. An den Weihnachtsfeiertagen kam es dann aufgrund langanhaltender Regenfälle gebietsweise zu Überschwemmungen. Die Böden blieben fast deutschlandweit übernässt, ausgenommen davon waren nur die Böden in den östlichen Regionen. Außenarbeiten waren also kaum möglich. Ab dem 27. fielen verbreitet erste Flocken. Vielfach schützte eine geschlossene Schneedecke die Kulturen vor mäßigen bis starken Frösten. Bei Kahlfrösten hingegen froren die Zwischenfrüchte ab. Die meisten Zuckerrübenmieten wurden im Dezember von den Feldern abgefahren.


Januar knüpfte nahtlos an Reihe warmer Monate an - Winterruhe "bröckelte"

Dem Temperaturrekordjahr 2014 folgte ein zu warmer Januar 2015. Häufige Westwetterlagen sorgten für ein facettenreiches Wetter. Von frühlingshafter Wärme mit Rekordtemperaturen über große Regengebiete und schwere Stürme bis hin zu einem recht winterlichen Monatsanfang und -ende, vor allem in Süddeutschland, war alles dabei. Insgesamt fiel der Januar zu mild, meist niederschlagsreich und sonnenscheinarm aus.

Die ersten beiden Januardekaden sorgten für erste Regungen in der Natur mit dem Blühbeginn der Hasel und vereinzelt auch der Erlen sowie schon ersten blühenden Schneeglöckchen. Auch in den Winterungen gab es zum Teil Wachstumsregungen. Trotz allem blieb die Winterruhe vorerst erhalten. Durch regelmäßige Niederschläge blieben die Böden in der Westhälfte weiterhin staunass, und die Sickerung dauerte an. In der Osthälfte hingegen füllten sich die Bodenwasservorräte weiter auf und nur in den Mittelgebirgen sowie deren Vorländern begann die Sickerwasserbildung aus den oberen 60cm des Bodens. Den Schädlingen dürfte die größtenteils feucht-milde Witterung aber eher zu schaffen gemacht haben als trockene Kälte. In der dritten Januardekade wurde es endlich bei wechselhaftem Wetter merklich kälter, im Tiefland gab es teils eine dünne Schneedecke, richtig winterlich wurde es im Bergland. Frostige Nachttemperaturen sorgten für ein endgültiges Abfrieren der letzten Zwischenfrüchte und die Zuckerrübenkampagne wurde beendet.


Deutlich zu trocken im Februar - Bodenwasservorräte im Osten nicht aufgefüllt

Anfang Februar gelangte Deutschland unter grauen Hochdruckschleier, der das Wetter fast durchgehend bis zum Ende des zweiten Monatsdrittels bestimmte. Das Temperaturniveau war insgesamt niedriger als in den beiden Vormonaten. Im Norden und Westen sowie in den Niederungen zeigte sich der Winter nur gelegentlich, während sich die höheren Lagen und besonders Süddeutschland kalt mit viel Schnee präsentierten. Es gab verbreitet leichten bis mäßigen Frost, bodennah mäßigen bis strengen Frost mit Tiefstwerten unter -10°C. Dadurch gefroren offene Böden verbreitet bis in tiefere Bodenschichten, was der Lockerung der Bodenkrume zugutekam. Oberflächlich taute der Boden in sonnigen Lagen tagsüber stellenweise wieder auf, was zu Wechselfrösten und zu verstärkten Bodenbewegungen führte. Schneebedeckte Böden blieben frostfrei. Im letzten Monatsdrittel gestalteten atlantische Tiefausläufer das Wetter leicht wechselhaft und nicht mehr so kalt. Insgesamt präsentierte sich der Februar bei deutlich zu wenig Niederschlag und fast überall leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheinbilanz nahezu temperaturnormal. Etwas zu mild war es im Nordosten, leicht zu kalt hingegen im Südwesten. Besonders in der Osthälfte kam zu wenig Regen an, was nicht ganz volle Bodenwasservorräte brachte, viel fehlte jedoch nicht. Landwirtschaftliche Arbeiten hielten sich noch in Grenzen. Ganz vereinzelt erfolgte die Ausbringung von Gülle und zum Teil die erste Düngegabe, allerdings waren die Böden gebietsweise überschwemmt, wassergesättigt, durchgehend gefroren oder durchgängig höher als 5cm mit Schnee bedeckt, so dass eine Düngeausbringung nach der Düngeverordnung nicht gestattet war. Die Vegetation ruhte im letzten Wintermonat noch weitgehend. Auch die Winterungen zeigten noch keine Regungen. Zum Monatsende war die Vegetation meist auf normalem Entwicklungsstand oder allenfalls leicht verfrüht. Es blühten weiterhin Schneeglöckchen, Hasel und vermehrt Erle. Bei mildem Winter nahmen die Feldmausbestände zu.

Abbildungen 1a und 1b
Minimum der Lufttemperatur und Frosteindringtiefe am 29.12.2014


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Tiefsttemperatur am 29. Dezember 2014
Quelle: © Deutscher Wetterdienst


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Frosteindringtiefe unbewachsener Boden mittags am 29. Dezember 2014
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildungen 1 a und 1b stellen in Abb. 1a die Verteilung der Tiefstwerte der Lufttemperatur am 29.12.2014 dar. Ausgenommen von Nordwestdeutschland herrschte durchgängig Frost. In Teilen des Südwestens sanken die Werte auf unter -20 °C. In Abb. 1b sind die Eindringtiefen des Bodenfrostes abgebildet, die in der Nordosthälfte verbreitet zwischen 10 und 20 cm lagen.


Abbildung 2
Maximum der Lufttemperatur am 10.01.2015

Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Höchsttemperatur am 10. Januar 2015
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

In Abbildung 2 ist die Verteilung der Lufttemperatur-Maxima am 10.01.2015 zu sehen. Es war verbreitet sehr mild. Im äußersten Südosten stiegen die Temperaturen sogar auf über 20°C an.


Abbildungen 3a und 3b
Tagesniederschläge am 19.12.2014 und am 03.01.2015


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Tagesniederschlag am 19. Dezember 2014
Quelle: © Deutscher Wetterdienst


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Tagesniederschlag am 3. Januar 2015
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildungen 3a und 3b zeigen die Tage im Winter 2014/2015, an denen besonders viel Niederschlag fiel. Am 19.12.2014 (Abb. 3a) war es flächendeckend sehr feucht. Die meisten Niederschläge fielen im Dezember in Schleswig Holstein und Hamburg. Am 03.01.2015 (Abb. 3b) waren die Niederschläge auf Süddeutschland konzentriert - dort fielen beträchtliche Mengen, zwischen 25 und 50mm.


Abbildung 4
Bodenfeuchte am 28.02.2015


Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Bodenfeuchte unter Gras und sandigem Lehm am 28. Februar 2015
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 4 zeigt die Bodenfeuchtesituation zum Winterende. Während die Westhälfte Deutschlands nahezu durchweg Werte von 100 Prozent nutzbarer Feldkapazität und mehr aufwies, lagen die Werte in Ostdeutschland bei teilweise nur 50 bis 80 Prozent.

© DWD 2015

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23.03.2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2015

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