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FORSCHUNG/230: Suche nach der Warmzeit auf Grönland (idw)


Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung - 20.08.2009

Suche nach der Warmzeit auf Grönland

Erste Saison des internationalen Eiskernbohrprojekts NEEM heute abgeschlossen


Bremerhaven, 20. August 2009. Die erste Saison des internationalen Bohrprojekts NEEM (North Greenland Eemian Ice Drilling) im Nordwesten Grönlands wurde heute beendet.

Ein Forscherteam mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft hat in 110 Tagen auf dem grönländischen Inlandeis einen Eiskern von insgesamt 1757,87 Metern Länge erbohrt und damit Daten über vermutlich mehr als 38.000 Jahre Klimageschichte erhalten. Das älteste Eis stammt aus einer Zeit, in der das Klima auf Grönland von starken Temperaturschwankungen geprägt war: durchschnittlich 10 bis 15 Grad Celsius innerhalb weniger Jahrzehnte. In den kommenden Jahren soll die Bohrung fortgesetzt werden, um Informationen über die letzte Warmzeit, des Eem vor rund 120.000 bis 130.000 Jahren, zu bekommen.

Forschungsinstitute aus vierzehn Ländern, darunter Dänemark, die USA, Frankreich, Schweden, die Niederlande, Japan, Großbritannien, Deutschland, Südkorea, der Schweiz, China, Belgien, Island und Kanada sind an dem seit 2007 laufenden Forschungsprojekt beteiligt. NEEM ist eines der Hauptprojekte im Internationalen Polarjahr 2007-2009 und wird logistisch vom Centre for Ice and Climate in Dänemark koordiniert.

Seit April diesen Jahres hat das internationale Team einen Eiskern im Nordwesten Grönlands (Position: 77.45°N - 51.06°W) gebohrt. Die am Standort auf 2545 Meter geschätzte Eisdecke soll in den kommenden Jahren vollständig erbohrt werden und so Klimadaten aus dem Eem vor rund 120.000 bis 130.000 Jahren erschließen. Die im Eis eingeschlossenen Gase, Spurenelemente und biologischen Stoffe erlauben die Rekonstruktion von damaligen Klimabedingungen. "Bislang fehlen uns die detaillierten Informationen über das Klima auf Grönland während der letzten Warmzeit", erklärt Prof. Frank Wilhelms, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut. "Mit Hilfe der aus dem Eiskern gewonnen Daten und vor allem durch den Vergleich mit Daten aus einem Eiskern, den wir in der Antarktis im Dronning Maud Land gebohrt haben, können wir erstmals Rückschlüsse auf das Zusammenspiel des Klimas auf der Nord- und Südhalbkugel während dieser Zeit ziehen", so Wilhelms weiter. Da die Bohrung in diesem Jahr sehr erfolgreich durchgeführt werden konnte, rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damit, in der kommenden Saison im Sommer 2010 Eis mit den nötigen Informationen für diese Klimaperiode zu erhalten.


Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der sechzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution188


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung,
Dipl.-Ing. Margarete Pauls, 20.08.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2009