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WETTER/227: Deutschlandwetter im Juli 2017 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 31.07.2017

Deutschlandwetter im Juli 2017
Abwechslungsreich - mit viel Regen und örtlichen Überschwemmungen


Offenbach, 31. Juli 2017 - In den ersten beiden Julidekaden lag Mitteleuropa zeitweilig unter dem Einfluss von Hochdruckgebieten, die jedoch regelmäßig von Westen heranziehenden Tiefdruckgebieten Platz machen mussten. Im Übergangsbereich gelangte häufig sehr warme oder gar heiße Luft von der Iberischen Halbinsel in den Süden und Westen Deutschlands. Nachfolgend entluden sich immer wieder schwere Gewitter mit Sturmböen, Hagel und teilweise großen Niederschlagsmengen. Der Nordosten Deutschlands verblieb dagegen meist in mäßig warmer oder kühler Luft, die sich im letzten Monatsdrittel durch Tief "Alfred" in Verbindung mit intensivem Dauerregen vorübergehend in ganz Deutschland durchsetzen konnte. Insgesamt war der Juli ein warmer und sehr nasser Monat mit etwas zu wenig Sonnenschein. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.


Im Süden recht warm, im Norden eher mäßig warm

Der Juli verlief mit 18,1 Grad Celsius (°C) um 1,2 Grad wärmer gegenüber der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990. Die Abweichung zur Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug +0,1 Grad. Teilweise herrschten große Temperaturunterschiede in Deutschland. So meldeten Itzehoe und Hamburg insgesamt nur zwei Sommertage mit Temperaturen über 25 °C. In Waghäusel-Kirrlach, südlich von Mannheim, Ohlsbach bei Offenburg und in Regensburg gab es dagegen neun sog. Heiße Tage mit Werten über 30 °C. Die höchsten Temperaturen meldeten Saarbrücken-Burbach am 6. und Sachsenheim, nördlich von Stuttgart, am 19. mit jeweils 35,6 °C. Die niedrigsten Temperaturen meldete in der Nacht zum 14. die Messstelle Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 3,5 °C - dabei trat sogar geringer Bodenfrost auf.


Verbreitet große Niederschlagsmengen - örtlich mit Überschwemmungen

Mit bundesweit rund 130 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte der Juli 163 Prozent seines Solls von 78 l/m². Damit gehört er zu den zehn niederschlagsreichsten Julimonaten seit Messbeginn 1881. Die ersten beiden Dekaden verliefen sehr abwechslungsreich. Kurze trockene Abschnitte gingen meist mit heftigen Gewittern zu Ende. Diese brachten oft Sturmböen, Hagelschlag und extreme Niederschläge, wie in Friedrichshafen-Unterraderach am Bodensee am 8. mit 123 l/m². Das letzte Drittel wurde geprägt von Tiefdruckgebieten. So brachte die Großwetterlage "Tief Mitteleuropa", insbesondere Tief "Alfred", vom 24. bis zum 26. Dauerregen über dem südlichen Niedersachsen und Thüringen: An der Eckertalsperre im Harz fielen 302 l/m² innerhalb 72 Stunden. Zahlreiche andere Messstellen meldeten neue Monatsrekorde. In der Folge traten viele Bäche und Flüsse über die Ufer und überschwemmten Innenstädte und Dörfer.


Sonnenscheinbilanz knapp normal

Dem Sonnenschein fehlten mit rund 195 Stunden lediglich 6 Prozent zu seinem Soll von 212 Stunden. Am meisten schien die Sonne in einem Streifen vom Bodensee bis nach Passau - örtlich etwa 250 Stunden. Dagegen war Sonne im Weserbergland und im Harz mit teilweise unter 150 Stunden Mangelware.


Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2017
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Juli 2017 war Schleswig-Holstein mit 16,6 °C (16,3 °C) das kühlste und mit gut 95 l/m² (80 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Die Sonne schien knapp 195 Stunden (210 Stunden). Für Hamburg notierte der DWD mit 17,3 °C (17,0 °C) fast 105 l/m² (77 l/m²) und rund 180 Sonnenstunden (201 Stunden).

Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen erreichte landesweit 17,4 °C (16,7 °C) und etwa 180 Sonnenstunden (191 Stunden). Mit rund 145 l/m² fiel diesmal das Doppelte des Monatssolls (73 l/m²). Vor allem Tief "Alfred" brachte sintflutartigen Regen vom 24. bis zum 26. im Süden des Bundeslandes. Mehrere Stationen meldeten in 48 Stunden über 150 l/m², die Eckertalsperre im Harz in 72 Stunden sogar 302 l/m². An zahlreichen Messstellen entstanden neue Niederschlagsrekorde für den Juli. Große Fluten wälzten sich in der Folge einige Tage lang durch Städte und Dörfer. Auch der zum Weltkulturerbe zählende Marktplatz von Goslar stand unter Wasser. Bremen war mit gut 90 l/m² diesmal das trockenste Bundesland, obwohl natürlich auch dort das Soll (75 l/m²) überschritten wurde. Die Temperatur lag bei 17,5 °C (16,9 °C), der Sonnenschein bei rund 190 Stunden (192 Stunden). Ein Gewittersturm hinterließ am Abend des 7. in den Landkreisen Oldenburg, Cloppenburg und Vechta eine Schneise der Verwüstung. Dicke Bäume stapelten sich regelrecht übereinander und der Mais lag umgeknickt und platt auf den Feldern.

Mecklenburg-Vorpommern: In dem mit 16,9 °C (16,8 °C) zweitkühlsten Bundesland fielen gut 115 l/m² (66 l/m²) und die Sonne schien etwa 190 Stunden (223 Stunden).

Brandenburg und Berlin: Brandenburg kam auf 18,5 °C (17,9 °C), mehr als 120 l/m² (54 l/m²) und fast 205 Sonnenstunden (223 Stunden). In Berlin schien die Sonne bei 18,8 °C (18,3 °C) knapp 210 Sunden (224 Stunden). Schwere Gewitter sorgten am 22. vor allem in den nördlichen Bezirken für Überflutungen. Wie bereits der Juni, so war auch der Juli in Berlin außergewöhnlich niederschlagsreich. Die DWD-Experten registrierten mit etwa 155 l/m² rund 290 Prozent des Solls (53 l/m²), d. h. fast das Dreifache. Zusammen mit den Starkniederschlägen im Monat Juni war der Sommer 2017 in Berlin schon jetzt etwa so nass wie im Rekordsommer 2011.

Sachsen-Anhalt: Hier lag die Temperatur bei 18,2 °C (17,6 °C), der Sonnenschein bei rund 185 Stunden (207 Stunden) und der Niederschlag bei nahezu 115 l/m² (52 l/m²). In Wernigerode, nordöstlich des Harzes, regnete es vom 24. bis zum 26. fast ohne Pause. Am Monatsende meldete die Station mit beinahe 215 l/m² mehr als das Vierfache (425 Prozent) ihres Solls.

Sachsen: Für Sachsen registrierten die DWD-Meteorologen 18,6 °C (17,2 °C), etwa 100 l/m² (69 l/m²) und rund 200 Sonnenstunden (210 Stunden). Die bundesweit kühlsten Nächte des Monats meldete erneut Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 3,6 °C am 13. und 3,5 °C am 14. Beide Male trat sogar geringer Bodenfrost auf.

Thüringen: Thüringen kam diesmal auf 18,1 °C (16,4 °C) und war mit kaum 180 Stunden (205 Stunden) das sonnenärmste Bundesland. Mit fast 165 l/m², etwa 260 Prozent des Solls (63 l/m²), war es das nasseste Bundesland. Dazu trug vor allem der intensive Dauerregen vom 24. bis 26. bei. Allein am 24. fielen in Artern, östlich vom Kyffhäuser 102,4 l/m². Zahlreiche Stationen meldeten neue Niederschlagsrekorde für den Juli.

Nordrhein-Westfalen: Das Bundesland erreichte 18,2 °C (17,0 °C), beinahe 130 l/m² (82 l/m²) und knapp 185 Stunden (187 Stunden). Am Nachmittag und Abend des 19. tobten gebietsweise heftige Gewitter: Wolkenbruchartiger Regen, der in Köln-Stammheim 95 l/m² brachte, setzte ganze Straßenzüge unter Wasser. In Dortmund wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Hessen: In Hessen lag der Juli bei 18,3 °C (16,9 °C) und knapp 195 Sonnenstunden (204 Stunden). Mit fast 155 l/m² fiel mehr als das Doppelte des Solls (73 l/m²). Bei Blitzeinschlägen am 23. gerieten Dachstühle in Bad Soden im Taunus sowie in Bad Sooden-Allendorf, östlich von Kassel, in Brand.

Rheinland-Pfalz: Im Juli 2017 gehörte Rheinland-Pfalz mit 18,8 °C (17,1 °C) zu den wärmeren Bundesländern. Dabei fielen etwa 115 l/m² (72 l/m²) und die Sonne schien rund 210 Stunden (210 Stunden). Ein Gewittersturm deckte am Nachmittag des 6. in Montabaur im Westerwald das Dach eines Kinos teilweise ab.

Saarland: Hier fielen im Juli etwa 125 l/m² (72 l/m²) und die Sonne schien abgerundet 210 Stunden (226 Stunden). Das Saarland war diesmal mit 18,9 °C (17,5 °C) das wärmste Bundesland. Die bundesweit wärmste Station war im Juli, neben Sachsenheim bei Stuttgart, Saarbrücken-Burbach, die Temperatur kletterte am 6. auf 35,6 °C.

Baden-Württemberg: Mit 18,6 °C (17,1 °C) und aufgerundet 215 Stunden (229 Stunden) war es diesmal das zweitsonnigste Bundesland. Sachsenheim, bei Stuttgart, war neben Saarbrücken-Burbach im Juli die bundesweit wärmste Messstelle mit 35,6 °C am 19. des Monats. Baden-Württemberg verzeichnete landesweit etwa 135 l/m² (91 l/m²). Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen trafen am Abend des 8. besonders Friedrichshafen am Bodensee. Im Stadtteil Unterraderach fielen dabei 123,4 l/m². Hagel mit Körnern bis zu 5 cm beschädigte am Abend des 21. in Rottweil Autos und Rollläden. Starkregen und Hagel führte in Heidenheim zum Abbruch einen Zweitligaspiels.

Bayern: Bayern kam im Juli auf 18,2 °C (16,7 °C), rund 130 l/m² (101 l/m²), und war mit etwa 215 Stunden (221 Stunden) besonders sonnenscheinreich. Am Abend des 18. prasselten zwischen Kempten und Füssen bis zu 5 cm dicke Hagelkörner auf die Gemeinde Eisenberg, wo Dächer und Autos demoliert wurden. Anschließend lag die Hagelschicht dort stellenweise einen halben Meter hoch.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 2017

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Quelle:
Pressemitteilung vom 31.07.2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2017

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