Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V. - 27.08.2019
Grundlagenforschung wertschätzen, ausbauen und kommunizieren - Biologenverband legt Positionspapier vor
(Berlin, 27.08.2019) Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) legt ein Positionspapier zur biowissenschaftlichen Grundlagenforschung vor. Nach Ansicht des Biologenverbandes bedarf es eines besseren Verständnisses für den speziellen Charakter von Grundlagenforschung. Kurze Zyklen von Drittmittelprojekten widersprechen dem Charakter der Grundlagenforschung ebenso wie kurzfristige förderpolitische Trends. Grundlagenforschung braucht mehr Wertschätzung, eine wirksame und längerfristige Finanzierung und die strukturelle Absicherung der dort Beschäftigten. Auch die begleitende Wissenschaftskommunikation muss nach Ansicht des VBIO ausgebaut werden.
Biowissenschaftliche Grundlagenforschung und die von ihr bereitgestellten Erkenntnisse bilden das Fundament wissensbasierter Lösungen für drängende globale Herausforderungen unter anderem in Medizin, Landwirtschaft, Umweltschutz und nicht zuletzt auch für die Bewältigung des Klimawandels. Jede anwendungsorientierte Forschung baut auf Grundlagenforschung auf. Dabei ist die Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die Anwendung allerdings weder zeitlich noch inhaltlich vorhersagbar.
Projekte der biowissenschaftlichen Grundlagenforschung dürfen daher nach Ansicht des VBIO weder offen noch verdeckt daran gemessen werden, ob ihre Erkenntnisse sich schnell und direkt in konkreten Anwendungen niederschlagen. Dennoch wird von vielen in der Grundlagenforschung tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend ein deutlicher Bezug zu möglichen Anwendungen gefordert. "Die langfristige finanzielle Absicherung hochkarätiger Grundlagenforschung in Deutschland stellt sich im Vergleich zu anderen Ländern noch vergleichsweise positiv dar", so Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Präsident des VBIO. "Die Erfahrungen mit verschiedenen Forschungsförderern bzw. Förderprogrammen sind unterschiedlich - aber viele unserer Mitglieder nehmen zunehmend eine deutliche Prioritätsverschiebung hin zu anwendungsorientierter Forschung wahr".
Die gestiegene Bedeutung der Anwendungsrelevanz führt dazu, dass Grundlagenforschung oft vorgeben muss, unrealistischen Ansprüchen gerecht zu werden. Außerhalb des Wissenschaftssystems führt diese Entwicklung zu überzogenen Erwartungen potentieller Anwenderinnen und Anwender (z. B. Patientinnen und Patienten) und der Öffentlichkeit. Kann die Wissenschaft die angekündigte Anwendung nicht oder nicht im vollen Umfang, liefern, kann dies das Vertrauen in die Wissenschaft untergraben. Es bedarf nach Ansicht des VBIO eines grundlegenden Verständnisses für den speziellen Charakter von Grundlagenforschung auf allen Handlungsebenen. Entscheidungsgremien und Forschungsförderer sind gleichermaßen aufgefordert, die Bedeutung und den spezifischen Charakter der Grundlagenforschung anzuerkennen, wertzuschätzen und diese Wertschätzung an die Öffentlichkeit heranzutragen.
Für die Grundlagenforschung selbst, ebenso wie für die Wissenschaftskommunikation zur Grundlagenforschung müssen zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Diese Position des Dachverbandes VBIO wird explizit unterstützt von
folgenden Mitgliedsgesellschaften:
Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG), Deutsche Physiologische
Gesellschaft (DPG), Deutsche Zoologische Gesellschaft (DZG), Ethologische
Gesellschaft (EthoGes), Fachgemeinschaft Biotechnologie der DECHEMA,
Fachsektion Didaktik der Biologie (FDdB) im VBIO, Gesellschaft für Genetik
(GfG), Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie (GfPB), Gesellschaft für
Pflanzenzüchtung (GPZ), Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-SOLAS),
German Association for Synthetic Biology (GASB), Vereinigung für
Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) Wissenschaftlerkreis Grüne
Gentechnik (WGG)
Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie,
Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind - egal ob in
Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder
Forschung.
Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der
Biowissenschaften von der molekularen, zellulären oder der am Organismus
orientierten Sicht bis hin zur Biomedizin.
Weitere Informationen unter:
https://www.vbio.de/rahmenbedingungen/grundlagenforschung
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1163
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V., 27.08.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2019
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