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AUSSEN/2216: Die Bundesregierung muss sich an die Seite der Demokratinnen und Demokraten in der Türkei stellen


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 24. Januar 2020

Die Bundesregierung muss sich an die Seite der Demokratinnen und Demokraten in der Türkei stellen


Zum Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in der Türkei erklären Claudia Roth und Cem Özdemir:

Der türkische Einmarsch in Nordsyrien: völkerrechtswidrig. Die Absetzung gewählter Bürgermeister: demokratiefeindlich. Die Inhaftierung unzähliger Journalistinnen und Journalisten, namhafter Mitglieder der Opposition, von Anwältinnen und Wissenschaftlern: rechtsstaatszersetzend. Vor diesem Hintergrund ist es richtig, das direkte Gespräch zu suchen - vorausgesetzt, die Bundeskanzlerin findet diesmal deutliche Worte gegenüber einem Präsidenten Erdo?an, der alles andere als Ermunterung versteht, weiterzumachen wie bisher.

Der Normalisierungskurs der Bundesregierung gegenüber der Türkei ist gescheitert, schon seit Jahren. Mit ihrer Politik des Abwartens und Beschwichtigens handelt die große Koalition zukunftsblind und hat die türkische Regierung in ihrem autokratischen Kurs letztlich sogar bekräftigt. Wir rufen Bundeskanzlerin Merkel dazu auf, den erheblichen Handlungsspielraum der Bundesregierung insbesondere auf wirtschaftlicher Ebene zu nutzen und ein Ende der systematischen Verletzung von Menschenrechten in der Türkei einzufordern.

Taner Kilic, Ehrenvorsitzender von Amnesty International in der Türkei, ist ebenso in Haft wie Selahattin Demirtas von der oppositionellen HDP - beide aus rein politisch motivierten Gründen. Selbst die hochrichterliche Anordnung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Osman Kavala unverzüglich freizulassen, lief ins Leere. Derartige Zustände sind schlichtweg nicht hinnehmbar und erfordern einen grundlegenden Wandel der bundesdeutschen Türkei-Politik.

Wie kaum ein anderer steht der Fall Kavala für das Unrechtsregime, das Präsident Erdo?an errichtet hat. Bundeskanzlerin Merkel muss unmissverständlich und mit Nachdruck dafür eintreten, dass Ankara das Straßburger Urteil umsetzt und all jene Gefangenen freikommen, die allein deshalb verhaftet wurden, nicht der Meinung des Präsidenten zu sein.

Wir stehen fest an der Seite der Demokratinnen und Demokraten in der Türkei. Von der Bundesregierung erwarten wir dasselbe.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. Januar 2020
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2020

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