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INNEN/2511: Spitzensportförderung - Strukturdebatte endlich beginnen, realistische Maßstäbe anwenden


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 15. August 2012

Spitzensportförderung: Strukturdebatte endlich beginnen, realistische Maßstäbe anwenden



Zur Diskussion um die Spitzensportförderung in Deutschland nach den Olympischen Spielen in London erklären Viola von Cramon, Sprecherin für Sportpolitik, und Katja Dörner, Berichterstatterin für den Sportetat im Haushaltsausschuss:

Die Olympischen Spiele in London haben gezeigt: Um den deutschen Sport steht es zum jetzigen Zeitpunkt nicht schlecht. Damit das so bleibt, ist aber ein strukturelles Umdenken erforderlich. In vielen Disziplinen fehlt der Nachwuchs, Trainer wandern ab und das bisherige System der Sportförderung anhand der Zielvereinbarungen greift zu kurz. Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainer sowie Verbandsobere wünschen sich eine Flexibilisierung der Förderung. Diese Debatte sollte gemeinsam mit den Beteiligten möglichst umgehend geführt werden, damit Nachhaltigkeit und Transparenz endlich auch in der Sportförderung Einzug halten.

Jetzt wird klar, warum das Bundesinnenministerium seit Jahren den Sportpolitikern die Zielvereinbarungen vorenthalten hat. Die stetig hohe Spitzensportförderung in Deutschland war auf völlig unrealistischen Medaillenzielen aufgebaut. Wir werden kritisch nachhaken, ob hier nicht gezielt falsche Angaben gemacht wurden.

Errungene Goldmedaillen dürfen nicht mehr alleiniges Förderkriterium sein. Dieser Maßstab ist veraltet und letztlich wertlos. Die Konkurrenz zwischen Staaten in Gold bei Olympischen Spielen zu messen und im Zweifel den Medaillenspiegel aufzuhübschen, ist überkommenes Denken aus dem Kalten Krieg und sagt wenig über die gesellschaftliche Wirkung des Sports aus.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erkennt scheinbar mit Mühe die Zeichen der Zeit, indem er sich mit dem Thema der Zielvereinbarungen zumindest auseinandersetzt. Die vom DOSB vorgeschlagene Umbenennung in "Fördervereinbarungen" stellt nicht die Lösung des Problems dar. Denn so entsteht der Eindruck, dass der organisierte Sport künftig über die Höhe der Sportförderung aus Steuergeldern bestimmt. Das kann nicht sein, denn der Haushaltsgesetzgeber ist nicht das ausführende Organ von Sportfunktionären.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. August 2012, Nr. 0705/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2012