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UMWELT/1682: Katrin Göring-Eckardt und Robert Habeck stellen den "Aktionsplan Meeresschutz" vor


Pressedienst von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 5. Mai 2017

Katrin Göring-Eckardt und Robert Habeck stellen den "Aktionsplan Meeresschutz" vor


Katrin Göring-Eckardt, Spitzenkandidatin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, und Robert Habeck, stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig Holstein, haben den "Aktionsplan Meeresschutz" nach einem Besuch und einer Müllsammelaktion von Katrin Göring-Eckardt auf der Nordseeinsel Föhr vorgestellt.


Katrin Göring-Eckardt: "Der Meeresschutz ist die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit. Er muss endlich ganz oben auf die Agenda! Wie schlimm es um die Gesundheit unserer Meere, der blauen Lungen unseres Planeten steht, zeigen nicht nur die Bilder vom absterbenden Great Barrier Reef in Australien. Auch unsere Küsten und Nord- und Ostsee verdrecken immer mehr durch Plastikmüll und Mikroplastik. Sie werden durch die exzessive Düngung der industriellen Landwirtschaft so geschunden, dass in manchen Teilen der Ostsee kaum mehr Sauerstoff für tierisches Leben übrig bleibt. Schluss damit! Wir brauchen endlich eine nachhaltige Landwirtschaft, ein Ende des überflüssigen Mikroplastiks in Kosmetika, Erholungszonen für Fischbestände und saubere Antriebe für die Schifffahrt. Nur so geht echter Arten- und Naturschutz und nur so haben Fischerei, die maritime Wirtschaft und der Tourismus auch über das Morgen hinaus eine Chance."

Robert Habeck: "Der Schutz unserer Meere muss einen höheren Stellenwert haben. Im Norden haben wir schon viel erreicht - gemeinsam mit der Fischerei, vom Muschelfrieden für das Wattenmeer bis hin zum verbesserten Schutz der Schweinswale. Aber wir sind erst am Anfang. Es ist Zeit, dass auch in der Bundesregierung endlich ökologische Verantwortung einzieht - dafür braucht es uns Grüne."

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Aktionsplan Meeresschutz

Gesunde Weltmeere sind für uns überlebenswichtig. Sie beeinflussen unser Klima, sind Sauerstoff- und Nahrungslieferant und wahre Schatzkammern für den Artenreichtum. Jeden zweiten Atemzug verdanken wir dem Meer. Doch unsere Meere drohen zu kollabieren: Sie werden mit Pestiziden und Plastik verschmutzt. Wenn wir so weiter machen, gibt es bis 2050 mehr Plastikmüll als Fische im Meer. Landwirtschaftliche Überdüngung landet über Flüsse in Ost-und Nordsee und entzieht durch übermäßigen Algenwuchs wichtigen Sauerstoff. Bei Australien sterben Korallen durch die menschgemachte Erderhitzung. Muscheln werden die Schalen weggeätzt. Und allein im Pazifik treibt ein Müllstrudel in der Größe von Mitteleuropa. Seevögel, Meeressäuger und Fische halten die Kunststoffteilchen für Nahrung und verenden dadurch elendig. Der Schutz des Meeres ist die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit.

All das ist hinreichend bekannt und führt doch nicht zu angemessenen Konsequenzen, weder national noch international. Bislang stehen gerade einmal zwei Prozent der weltweiten Meeresfläche unter Schutz. Auch die Bundesregierung versagt bei ihren eigenen Schutzgebieten in Nord- und Ostsee - wie bei dem Sylter Außenriff - auf ganzer Linie. Es wird in den Schutzgebieten weiter fleißig gefischt, der Meeresboden mehrmals jährlich mit Grundschleppnetzen regelrecht umgepflügt, Tonnen von Sand werden abgebaggert und nach Auffassung der Bundesregierung soll das alles auch weiter so bleiben.

Die Bundesregierung muss auf bessere internationale Abkommen hinwirken und gleichzeitig tun, was auch jetzt schon sofort möglich ist. Wir fordern:

- Stopp der Überfischung - Ruhezonen für die Natur:
Wir wollen die bestandsbedrohende Überfischung der Gewässer europa- und weltweit beenden und schädliche Fischereimethoden untersagen. Alle EU-Fangquoten müssen endlich dem Prinzip der nachhaltigen Bewirtschaftung angepasst werden. Die Natur braucht auch auf dem Meer nutzungsfreie Ruhezonen. Die Schutzgebiete in Nord- und Ostsee müssen endlich auch tatsächlich geschützt werden.

- Meere ohne Müll:
Wir fordern, die weitere Vermüllung der Meere mit Plastik umgehend zu stoppen. Wir brauchen ein globales Abkommen mit dem Ziel der Verringerung von Plastikmüll in den Meeren, mit klaren Strafmechanismen bei Verstößen durch Meeresanrainer und die Schifffahrt. Ein zentraler Bestandteil der Abkommen muss die Weitergabe von europäischem Wissen zum Aufbau von funktionierenden Entsorgungs- und Recyclingsystemen sein. Es müssen jetzt Sofortmaßnahmen wie das Verbot von Mikroplastik in Kosmetika umgesetzt werden.

- Die Meere sind eines der letzten Gebiete, in denen weitgehende Rechtsfreiheit herrscht. Zu ihrem Schutz brauchen wir dringend einen neuen Rechtsrahmen, der über die Strukturen der Vereinten Nationen gewährleistet wird. Dieser muss auch die Grundlage für großflächige Schutzgebiete auf Hoher See liefern. Wir fordern die Bundesregierung auf, den auf UN-Ebene angestoßenen Prozess endlich ambitioniert voranzutreiben.

- Überdüngung der Meere stoppen:
Die industrielle Tierhaltung ist Hauptursache für zu viel Gülle im Meer. Gärreste und Mineraldünger kommen noch dazu. Diese landen über die Flüsse direkt im Meer. Klar muss sein: Es darf nur so viel Dünger ausgebracht werden, wie die Pflanzen auch wirklich aufnehmen können. Dafür braucht es Grenzwerte, die sich am Bedarf der Pflanzen orientieren - und nicht daran, wie viel Gülle schon da ist und verteilt werden muss.

- Kein Abbaggern im Unbekannten:
Wir fordern ein Moratorium für den Tiefseebergbau. Auch Deutschland will Bergbau in internationalen Gewässern bis zum Pazifik betreiben. Bevor es in internationalen Meeresgebieten zum Abbau kommt, müssen zuerst die Umweltfolgen erforscht werden. Auch für das Leben in den Meeren gilt das Vorsorgeprinzip.

- Die Schifffahrt nutzt unter allen Transportmitteln den dreckigsten fossilen Treibstoff. Wir fordern die Umstellung auf weniger schädliche Kraftstoffe und innerhalb der nächsten zwanzig Jahre auf erneuerbare Energien in der europäischen Schifffahrt. Bei Lage im Hafen muss Strom vom Land in Europa zum Standard werden.

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Quelle:
Pressedienst vom 5. Mai 2017
Bündnis 90/Die Grünen Bundesvorstand
Sigrid Wolff, Pressesprecherin
Platz vor dem Neuen Tor 1, 10115 Berlin
E-Mail: presse@gruene.de
Tel: 030/28 442-131, -134, Fax: 030/28 442-234
Internet: www.gruene.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2017

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