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WIRTSCHAFT/2289: Altmaier-Forderung - Neue Kohlekraftwerke will nicht einmal die Energiewirtschaft


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 26. Juli 2012

Altmaier-Forderung: Neue Kohlekraftwerke will nicht einmal die Energiewirtschaft



Zu den Forderungen nach dem Bau neuer Kohlekraftwerke von Bundesumweltminister Altmaier erklärt Oliver Krischer, Sprecher für Energie- und Ressourceneffizienz:

Erst die selbstentlarvende Äußerung über Energieeffizienz, jetzt die abseitige Forderung nach neuen Kohlekraftwerken. Diese Begeisterung für die Kohle teilt er mit seinem Vorgänger und dem Wirtschaftminister. Für eine erfolgreiche Energiewende muss in Deutschland viel angepackt werden, eines aber sicher nicht - der Neubau von Kohlekraftwerken. Das will nicht einmal die Energiewirtschaft selbst, die hat sich längst von der Kohle verabschiedet. Gerade eine Woche ist es her, dass in Brunsbüttel ein von Stadtwerken geplantes Kohlekraftwerk endgültig abgesagt wurde. Das Projekt war - wie eine ganze Reihe anderer abgesagter Projekte - nicht ansatzweise wirtschaftlich, trotz fast kostenloser Emissionszertifikate. Denn der Bau von Kohlekraftwerken ist dreimal so teuer wie der von Gaskraftwerken.

Neue Kohlekraftwerke sind aber nicht nur unwirtschaftlich, sie sind vor allem zu unflexibel, um die Erzeugungsschwankungen Erneuerbarer Energien ausgleichen zu können. Sie passen deshalb nicht in ein Energiesystem der Zukunft, zementieren hohe CO2-Emissionen für weitere Jahrzehnte und laufen den Klimaschutzzielen zuwider.

Herr Altmaier wird erklären müssen, wie er unter diesen Bedingungen neue Kohlekraftwerke wirtschaftlich machen will. Ohne massive Subventionen des Bundes wird das nicht möglich sein. Wir sind gespannt wie er das rechtfertigt, während an allen anderen Ecken und Enden das notwendige Geld für die Energiewende fehlt.

Statt subventionierter Kohlekraftwerke brauchen wir Kapazitätsmärkte, die Maßnahmen zur Lastverschiebung sowie den Bau von Speichern, dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und hochflexibler Gaskraftwerke ermöglichen. Doch da kommt von Herrn Altmaier genauso wenig wie von seinem Kabinettskollegen Rösler.

Am Ende könnte die Energiewende daran scheitern, dass die Bundesregierung nach dem alten Irrtum Atomkraft nun dem neuen Irrtum Kohlekraft erliegt.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 26. Juli 2012, Nr. 0668/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2012