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WIRTSCHAFT/2359: Aigners Regionalfenster stoppt Etikettenschwindel nicht


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 24. Januar 2013

Aigners Regionalfenster stoppt Etikettenschwindel nicht



Zur Eröffnung der Testphase des Regionalfensters durch Ministerin Aigner, erklärt Cornelia Behm, Sprecherin für ländliche Entwicklung:

Es mag ja für Frau Aigner ein Gewinn sein, dass jetzt auch sie ein Siegel eingeführt hat, ein Gewinn für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist es nicht. Was nutzt es, wenn der Kunde bei einzelnen Lebensmitteln mit einem Blick auf das auf die Verpackung aufgedruckte sogenannte Regionalfenster erkennen kann, dass die Hauptzutat zu 100 Prozent aus der entsprechenden Region stammt und wo das Produkt verarbeitet wurde, während im selben Regal Produkte mit anderen Siegeln ebenfalls versprechen, regionaler Herkunft zu sein? Das Regionalfenster sagt zwar sicher nichts Falsches über das so gekennzeichnete Produkt, aber es ist eben keine zuverlässige und transparente Kennzeichnung für regionale Produkte in Deutschland, wie sie die Ministerin verspricht.

Verbraucherinnen und Verbraucher wollen regional erzeugte Produkte, weil sie ihnen mehr Vertrauen schenken, denn sie können, wenn sie wollen, dem Erzeuger auf die Finger schauen. Und viele wollen ganz bewusst die regionale Wirtschaft unterstützen. Was nutzt da das freiwillige Regionalfenster, wenn es nach wie vor den seit langem beklagten Etikettenschwindel geben darf. Wir werden weiter die "regionale" Brandenburger Milch aus Köln, den "regionalen" Kaffee aus Hamburg und andere unter dem Label von Regionalmarken laufende Produkte haben, deren Hauptzutaten aus aller Welt, aber eben nicht aus der Region kommen. Und mit diesen müssen ehrliche Regionalmarkenprodukte konkurrieren. Diese Wettbewerbsverzerrung hat Frau Aigner nicht abgestellt. Sie unterstützt eher die Branchenriesen, die sich locker den finanziellen Aufwand eines Regionalfensters leisten können, und sie unterstützt die Etikettenschwindler, die das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur missbrauchen, sondern auch das Vertrauen in Regionalprodukte verspielen.

Regionalmarken sind nur dann vertrauenswürdig, wenn sie einem überprüfbaren Standard entsprechen. Diesen im Einvernehmen mit allen Beteiligten zu erarbeiten und eine entsprechende klare und verbraucherfreundliche Kennzeichnung entwickeln zu lassen, wäre ein richtiger Schritt gewesen. Das Regionalfenster ist es nicht.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. Januar 2013, Nr. 0054/13
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2013