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SOZIALES/1698: Sexueller Missbrauch muss im Fokus der Öffentlichkeit bleiben


Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion - 30. Januar 2015

Sexueller Missbrauch muss im Fokus der Öffentlichkeit bleiben

Einsetzung einer Aufarbeitungskommission ist richtiger Schritt



Am heutigen Freitag debattiert der Deutsche Bundestag die Einrichtung einer Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch. Dazu erklären der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg, und die zuständige Berichterstatterin Christina Schwarzer:

Marcus Weinberg: "Die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission ist ein bedeutender nächster Schritt in einer Reihe wichtiger Maßnahmen, die in den letzten Jahren zur Bekämpfung des sexuellen Kindesmissbrauchs realisiert wurden.

Im März 2010 wurde durch die Bundesregierung der Runde Tisch 'Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich? eingesetzt. Für den Beginn der Aufarbeitung von Kindesmissbrauch war die Arbeit des Runden Tisches ein sehr wichtiger Beitrag. Die Aufarbeitungskommission soll nun sicherstellen, dass den Opfern, die berichten wollen, zugehört wird - einerseits, um damit Achtung für das ihnen angetane Leid zum Ausdruck zu bringen, und andererseits, um mehr Erkenntnisse über die Strukturen und Bedingungen für sexuellen Kindesmissbrauch zu gewinnen. Sexueller Kindesmissbrauch führt häufiger zu starken posttraumatischen Belastungsstörungen als die meisten anderen Formen von Gewalt.

Erst durch die vielen Berichte von Betroffenen, die den Mut hatten, sich ihren traumatischen Erinnerungen zu stellen, sind Politik und Gesellschaft für das Problem sexueller Kindesmissbrauch sensibilisiert worden. Ihnen ist es zu verdanken, dass dieses Thema nicht länger tabuisiert wird. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich dem gestellt. Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode das Bundeskinderschutzgesetz, das Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs, das ergänzende Hilfesystem für Betroffene sowie umfangreiche Forschungsprogramme auf den Weg gebracht. Das Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie wurde auf Initiative der Union verschärft und im November 2014 im Deutschen Bundestag verabschiedet.

Es ist auch politisch wichtig, sich mit den schrecklichen Geschehnissen auseinanderzusetzen, damit sie nicht vergessen werden und sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Eine Gesellschaft, die nicht alles dafür tut, um sexuellen Kindesmissbrauch zu bekämpfen, muss sich schämen."


Christina Schwarzer: "Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist eines der schlimmsten Verbrechen, die Menschen begehen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft das Thema nicht totschweigen. Die Opfer haben durch ihren Mut, ihr Leiden auszusprechen, vielen anderen Opfern und den betroffenen Einrichtungen sehr geholfen und einen immens wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Debatte geleistet. Die Aufdeckung von Taten und der Beginn einer Aufarbeitung wurden so erst möglich. Die Union spricht den Opfern dafür ihre Anerkennung aus. Wir wollen, dass dieser Mut und diese Entschlossenheit nicht umsonst waren. Die gesellschaftliche Debatte darf nicht abebben oder gar verstummen. Daher unterstützen wir die Einrichtung einer Aufarbeitungskommission."


Hintergrund:

Im Januar 2010 sandte der Rektor einer Bildungseinrichtung in Berlin einen Brief an ehemalige Schülerinnen und Schüler, die vornehmlich in den 70er und 80er Jahren Opfer von sexuellem Missbrauch geworden waren. Er entschuldigte sich für die jahrelangen, systematischen Übergriffe sowie dafür, dass zahlreiche weitere Personen, die eigentlich eine Schutzpflicht gegenüber den Opfern gehabt hätten, schlicht weggeschaut haben. Wenige Tage später wurde das Schreiben der Öffentlichkeit bekannt und löste eine breite gesellschaftliche und politische Debatte aus, in deren Zusammenhang weitere Vorwürfe sexueller Übergriffe laut wurden, beispielsweise auch in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR. Immer mehr Opfer meldeten sich und das Thema wurde in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2015


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