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INNEN/4118: Zum 150. Todestag von Ferdinand Lassalle - Ein romantischer Revolutionär


DIE LINKE - Presseerklärung vom 29. August 2014

Ein romantischer Revolutionär



Die Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Katja Kipping und Bernd Riexinger, erklären zum 150. Todestag von Ferdinand Lassalle:

Ferdinand Lassalle, geboren am 11. April 1825 im damaligen Breslau, gestorben am 31. August 1864 in Carouge nahe Genf, war ein ebenso charismatischer wie umstrittener Führer der deutschen Arbeiterbewegung in der frühen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Friedrich Engels stellte nach seinem Tod fest: "Lassalle mag sonst gewesen sein, persönlich, literarisch, wissenschaftlich, wer er war, aber politisch war er sicher einer der bedeutendsten Kerle in Deutschland. Welcher Jubel wird unter den Fabrikanten und unter den Fortschrittsschweinehunden herrschen; Lassalle war doch der einzige Kerl in Deutschland selbst, vor dem sie Angst hatten." Und Karl Marx, dessen Verhältnis zu Lassalle keineswegs frei von Differenzen war, konstatierte: "Nach fünfzehnjährigem Schlummer rief Lassalle - und dies bleibt sein unsterbliches Verdienst - die Arbeiterbewegung wieder wach in Deutschland."

Anders als Karl Marx und Friedrich Engels, die auf Grund ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse den Klassenkampf als Weg zu einer Gesellschaft ohne Klassen und ohne Staat sahen, setzte Ferdinand Lassalle auf das Wirken eines starken Staates. In diesem Sinne verhandelte er auch mit dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. "Der Arbeiterstand", so forderte er, "muß sich als selbständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körpern Deutschlands - dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann."

Die erste "selbständige politische Partei", wie Lassalle sie forderte, war der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), der am 23. Mai 1863 in Leipzig gegründet wurde. Lassalle hatte auf Wunsch des Zentralkomitees zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses einen Programmentwurf verfasst. Die Delegierten des Leipziger Gründungskongresses wählten ihn zum Präsidenten der neuen Partei und statteten ihn angesichts seines hohen Talents als Agitator und Organisator mit großen Vollmachten aus.

Seine Idee eines genossenschaftlichen und preußisch-nationalstaatlichen Sozialismus stand jedoch in offenem Widerspruch zu den von Marx und Engels vertretenen revolutionären Positionen in der Arbeiterbewegung, was noch zu Lebzeiten von Lassalle zu Spannungen und Zerwürfnissen innerhalb des ADAV und wenige Jahre nach seinem Tod sogar zu einer Spaltung der noch jungen deutschen Sozialdemokratie führte.

Es bleibt die Erkenntnis: Es war Ferdinand Lassalle, der vor mehr als 150 Jahren zeigte, dass der Kampf für allgemein-demokratische Rechte notwendige Voraussetzung jedweder sozialistischer Umgestaltung ist. In diesem Sinne steht auch die Partei DIE LINKE in der Tradition Ferdinand Lassalles.

Berlin, 29. August 2014

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Quelle:
Partei DIE LINKE - Pressemitteilung vom 29. August 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2014