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BAYERN/3004: Kein erkennbarer Fortschritt beim Ganztagsschulausbau (SPD)


Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 16.08.2012

Kein erkennbarer Fortschritt beim Ganztagsschulausbau

SPD-Bildungssprecher Martin Güll fordert Kultusminister Ludwig Spaenle auf, aus dem Bildungsmonitor 2012 Konsequenzen zu ziehen



Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, Martin Güll, fordert nach den ernüchternden Ergebnissen des Bildungsmonitors 2012 des Instituts der Deutschen Wirtschaft (Köln) für Bayern verstärkte Anstrengungen beim Ausbau der Ganztagsbetreuung: "Wir müssen alles tun, um möglichst viele Talente zu hochwertigen Bildungsabschlüssen zu bringen. Deshalb sollten wir das Gymnasium pädagogisch neu ausrichten und über verstärkte Ganztagsangebote eine verbesserte Förderstruktur in die Schulen bringen", fordert Güll.

Laut Bildungsmonitor ist Bayern einsames Schlusslicht, was den Ausbau des Ganztagsangebots anbetrifft. "Kultusminister Spaenle ist zwar Weltmeister in der Ankündigung, aber einsames Schlusslicht, was den tatsächlichen Ausbau der Ganztagsangebote vor allem in der Grundschule anbetrifft. Jetzt sind Taten gefragt und keine Worte mehr", fordert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion angesichts des mit 33,8 Punkten extrem großen Abstands zu den führenden Bundesländern Sachsen (97,6 Punkte), Thüringen (89,8) und Berlin (88,1) im Handlungsfeld Förderinfrastruktur. "Bayern bewegt sich bestenfalls in Trippelschritten nach vorne. Wir brauchen aber vor allem in den Grundschulen einen schnelleren Ausbau, um den Familien verlässliche und pädagogisch qualifizierte Ganztagsschulplätze anbieten zu können. Bayern hatte im Jahr 2010, dem Jahr der Datenerhebung, mit 6,3 Prozent die drittniedrigste Quote von Ganztagsschülern im Grundschulbereich (Bundesdurchschnitt: 22,8 Prozent).

"Die Spitzenplätze in wenigen Handlungsfeldern dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass in Bayern im Vergleich zu den letzten Jahren kein wirklicher Fortschritt im Bildungsbereich erzielt werden konnte. "Bayern verharrt beim Bildungsmonitor 2012 mit 74,2 Punkten auf Platz vier. Bedenklich ist der große Abstand zu den drei Spitzenplätzen. Fast 13 Punkte trennen uns zum Spitzenreiter Sachsen (86,8). Das sind wie im Sport Welten zu den Medaillenplätzen. Noch bedenklicher sind die geringen Abstände zu den Mittelplätzen in Deutschland. Bayern trennen nur vier Punkte vom Platz 12 Brandenburg (70,2)", stellt der SPD-Bildungsexperte fest. "Das sollte der CSU und Kultusminister Spaenle schlaflose Nächte bereiten."

Kaum besser sind die Werte im Handlungsfeld Betreuungsbedingungen. "Bayern hat die drittschlechteste Schüler-Lehrer-Relation in der Grundschule. Dies ist verheerend, wenn man bedenkt, dass die Grundlagen schulischer Bildung gerade im Primarbereich gelegt werden", kritisiert Güll. Es sei deshalb kein Wunder, dass sich viele Petitionen an den Landtag mit der mangelnden Lehrerausstattung in der Grundschule beschäftigen.

Wie notwendig eine ausführliche Diskussion um das verkürzte Gymnasium ist, zeige, so Güll, die Bestandsaufnahme im Bereich Akademisierung und der naturwissenschaftlichen Fächer. Laut Länderauswertung erwarben in Bayern 24,4 Prozent eines Altersjahrgangs im Jahr 2010 ihre Studienberechtigung an allgemeinbildenden Schulen - an den beruflichen Schulen waren es 17,1 Prozent. Damit liege Bayern sowohl bei den allgemeinbildenden als auch bei den beruflichen Schulen unter dem Bundesdurchschnitt (31,0 bzw. 19,5 Prozent).

Zugleich gab es in Bayern im Jahr 2010 gemessen an der akademischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter relativ wenige Absolventen von Hochschulen (Akademikerersatzquote Bayern 4,1 Prozent; Schnitt: 4,5 Prozent). Dies führt auch dazu, dass vor allem der Ingenieurbedarf der bayerischen Wirtschaft nicht ausreichend durch die Ausbildungsleistung bayerischer Hochschulen gedeckt werden kann. Auf 100 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieure kamen in Bayern im Jahr 2010 lediglich fünf Ingenieurabsolventen - der zweitniedrigste Wert in Deutschland (Bundesdurchschnitt: sieben).

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Quelle:
Pressestelle der BayernSPD-Landtagsfraktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2012