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BADEN-WÜRTTEMBERG/1108: Festakt 70 Jahre Grundgesetz im Landtag (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 53/2019

Festakt 70 Jahre Grundgesetz im Landtag

Prof. Sandra Richter: Grundgesetz als "weltliche Neufassung der Zehn Gebote" ernst nehmen


Stuttgart - Der Landtag von Baden-Württemberg feierte den 70. Geburtstag des Grundgesetzes mit seiner Würdigung als Kulturgut. Zu Veranstaltung im Rahmen der Reihe "WERTSACHEN - Was uns zusammenhält." kamen mehr als 700 Gäste ins Parlament. Das "Grundgesetz als Text" erlaube aufgrund seiner asketischen, einfachen Form die Auslegung seiner Normen und eine Anpassung an den politischen Zeitgeist, so die Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Prof. Dr. Sandra Richter in ihrem Festvortrag. Sie warnte gleichzeitig davor, das Grundgesetz immer weiter mit konkreten Vorgaben aufzuladen. "Wir müssen das Grundgesetz tatsächlich als weltliche Neufassung der zehn Gebote für die bundesrepublikanische Gesellschaft ernst nehmen", so Prof. Richter.

Trotz sprachlicher Schlichtheit wirke der Grundgesetz-Text, zumal in seinen Grundrechtsartikeln, pathetisch, führte Prof. Sandra Richter aus. Den "Sound des Grundgesetzes" gebe Artikel 1 ("Würde des Menschen") vor. Die Begeisterung für das Grundgesetz führte sie auf eine "geglückte Einheit von Form und Norm" zurück, auf dessen Flexibilität, aber auch auf einen intensiven Diskurs auch und gerade in der deutschsprachigen Literatur. Richter präsentierte erstmals vor den rund 700 Gästen im Landtag von Baden-Württemberg eine umfangreiche literarische Spurensuche - von Max Frischs "Stiller" über Theo Lutz ("Man muss das Grundgesetz ändern!") bis zu Günter Grass ("Ein Schnäppchen namens DDR").

Die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung markiert für Prof. Richter innerhalb der Autoren eine "intellektuelle Experimentierphase" - der Widerstreit, ob Artikel 146 GG missachtet werde oder ein "Beitritt" nach Artikel 23 ausreiche. "Wir leben, wie Jürgen Habermas ahnte, mit der Hypothek, mit den damals neuen Bürgern der Bundesrepublik nicht ausreichend über unsere nun gemeinsamen Normen und Werte gesprochen zu haben." Die Konsequenz laut Professor Richter: "Wir müssen uns immer wieder neu über unseren Wertekanon verständigen und uns darauf einschwören, wenn wir ihn ernst nehmen wollen."

Landtagspräsidentin Muhterem Aras zeigte sich in ihrem Grußwort ebenfalls angetan davon, dass das Grundgesetz in der Bevölkerung derzeit hoch im Kurs steht. "Den Blick auf das Grundgesetz zu richten kommt einer Selbstvergewisserung gleich - gerade in Zeiten großer Veränderung und Unruhe wie wir sie momentan erleben." Es sei der "Kompass für eine freie und friedliche Zukunft".

Die musikalische Hommage zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes bot die Sängerin Susanne Heydenreich mit Hildegard-Knef-Liedern ("Für mich soll's rote Rosen regnen"), eine satirische Betrachtung des Grundgesetzes nahm der Kabarettist Matthias Deutschmann vor. Im Foyer des Landtags konnten sich die Gäste mit ihrem "Lieblings-Grundrechtsartikel" in bundesrepublikanisch-historischer Kulisse ablichten lassen. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde ebenfalls eine Dokumentation der bisherigen Veranstaltungen aus der Landtags-Gesprächsreihe "WERTSACHEN - Was uns zusammenhält."

Hinweis: Ein Exemplar des Dokumentationsbandes "WERTSACHEN - Was uns zusammenhält." kann gern bestellt werden unter.
landtagspressestelle@landtag-bw.de

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Quelle:
Pressemitteilungen 54/2019 - 23.05.2019
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
Referat Öffentlichkeitsarbeit, Haus des Landtags,
Konrad-Adenauer-Straße 3, 70173 Stuttgart
Telefon: 0711/2063-0
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2019

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