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BADEN-WÜRTTEMBERG/1146: Bildungsausschuss beschäftigt sich mit sogenannten Sekten und Psychogruppen (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 98/2019

Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe:

Bildungsausschuss beschäftigt sich mit sogenannten Sekten und Psychogruppen


Stuttgart. "Die Zahl der Einzelpersonen und Organisationen mit religiös-weltanschaulichen Angeboten, von denen Gefahren auf die persönliche Freiheit, auf die Gesundheit oder auf die freiheitlich demokratische Grundordnung ausgehen können, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen." Dies erklärte Brigitte Lösch (Grüne), die Vorsitzende des Ausschusses für Kultus, Jugend und Sport, mit Blick auf den zehnten Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen. In seiner Sitzung am Donnerstag, 24. Oktober 2019, beschäftigte sich der Ausschuss mit dem Auftreten und der Verbreitung religiöser und weltanschaulicher Angebote mit Gefährdungspotential in Baden-Württemberg.

Vor mittlerweile mehr als 26 Jahren hat die Interministerielle Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen in Baden-Württemberg ihre Arbeit aufgenommen. Der jetzt im Ausschuss behandelte Bericht umfasst den Zeitraum von Januar 2013 bis Oktober 2018. Lösch zufolge würde heutzutage jedoch eher von gefährlichen religiös-weltanschaulichen Angeboten statt von Sekten gesprochen. Dieser Begriff beschreibe treffender, dass es sich um rechtlich verfasste Gruppen mit konkreten Inhalten handle, die wesentlich schnelllebige Strukturen, Formen und Inhalte hätten. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass solche Akteure verstärkt die Möglichkeiten des Internets und der sozialen Netzwerke nutzen würden, um sich zu vernetzen und für sich zu werben. "Daher ist es wichtig, auch in Zukunft vor allem mit Jugendlichen verstärkt an Medienkritik und Medienreflexion zu arbeiten", so Lösch. Jedoch seien Jugendliche nicht mehr die vordergründige Zielgruppe, stattdessen würden religiös-weltanschauliche Akteure alle Altersgruppen ansprechen.

Die Ausschussvorsitzende berichtete, dass sich derzeit diese Akteure zunehmend radikalisierten. Im religiös-fundamentalen Bereich erlange dabei der Glaube einen Absolutheitsanspruch. Weltanschauliche Akteure bedienten sich dagegen der Ideologie politisch problematischer Gruppen, wie beispielweise Verschwörungstheorien sowie antidemokratischen oder antisemitischen Ansichten. Beide Fälle seien gekennzeichnet von einem deutlichen Schwarz-Weiß-Denken.

"Die Menschen sind sensibilisiert für die gefährlichen Wirkungen solcher Sekten und Psychogruppen, wie etwa die Entfremdung von der Familie, das Abbrechen jeglicher Beziehungen oder das Aufgeben einer bürgerlichen Existenz", erklärte Lösch. Allerdings versuchten religiös-weltanschauliche Akteure zunehmend, ihre Strukturen durch wechselnde Namen und mit unverfänglichen Angeboten zu verschleiern. So unterhielten beispielsweise die Scientologen mehrere Organisationen, die ihnen nahestehen würden, jedoch nicht auf den ersten Blick als zu Scientology gehörig erkennbar seien. Insbesondere Scientology habe in jüngster Zeit zum Beispiel Kinder in den Fokus genommen, deren Eltern sich eine Steigerung der Schulleistung, eine positive Persönlichkeitsentwicklung und somit bessere Karrierechancen für die Zukunft versprechen. "Es ist daher notwendig, Eltern und Lehrkräften Kriterien an die Hand zu geben, wie sie seriöse Angebote von unseriösen unterscheiden können", betonte Lösch. Solche Kriterien könnten zum Beispiel die Überprüfbarkeit der Wissenschaftlichkeit, Fragen der beruflichen Qualifikation oder die Kritikfähigkeit der Anbieter sein. Es sei vorgesehen, die Vermittlung entsprechender Kompetenzen in der Lehrerbildung weiter zu intensivieren.

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Quelle:
Pressemitteilungen 98/2019 - 24. Oktober 2019
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2019

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