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RHEINLAND-PFALZ/2621: Pflegeberufe haben guten Ruf (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 4/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 6. Februar 2012

Pflegeberufe haben guten Ruf


Auf Antrag der SPD diskutierte der Landtag die Auswirkungen der geplanten EU-Regelung, die die Bildungsvoraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung im Krankenpflege- und Hebammenbereich festlegten.

Die Anforderungen an die Pflegekräfte seien enorm, sagte Kathrin Anklam-Trapp (SPD), schon weil sie sieben Tage der Woche einsatzbereit sein, sich aber auch viel Wissen erarbeiten müssten. Der Pflegeberuf in Deutschland habe einen guten Ruf, bringt bei einer Vollzeit-Pflegekraft aber nur ein Gehalt von rund 1600 Euro ein. Die Landesregierung versuche, die Anzahl der Ausbildungswilligen zu erhöhen und befinde sich dazu in Gesprächen mit den Krankenhausleitungen. Gebraucht würden dabei auch Quereinsteiger. Aufgrund der demographischen Gesamtlage bezweifle sie das Ziel der EU-Vorgabe, durch die höheren Bildungsanforderungen auch zu einem Gehaltsanstieg zu kommen, sagte Anklam-Trapp.

Auf EU-Ebene würden gerade Äpfel mit Birnen verwechselt, vermutet Dr. Peter Enders (CDU). Er habe als Arzt großen Respekt vor der Arbeit der Krankenschwestern und -pfleger, die einen harten Job machten. Der Abbau hierarchischer Strukturen in den Einrichtungen komme auch den Patienten zugute. Der Nachwuchsmangel würde durch die Forderung einer zwölfjährigen Schulausbildung verschärft. "Wo sollen die Kandidaten überhaupt noch herkommen?", fragt sich Enders. Die Qualität der Ausbildung in Deutschland zeige, dass eher die persönlichen Eigenschaften zählten. Die Bedingungen des Berufes müssten sich trotz der demographischen Entwicklungen verbessern. "Dazu gehört, dass die Gesellschaft anerkennt, dass dieser Beruf absolut unterbezahlt ist", empfahl Enders eine Diskussion, "was uns die Pflege wert ist".

Es gehe bei der Diskussion darum, welche Abschlüsse künftig in der EU anerkannt werden könnten, erläuterte Fred Konrad (Bündnis 90/Die Grünen). Die die Vorgabe kritisierenden Staaten Deutschland, Österreich und Luxemburg seien zwar die Mitte der EU, aber nicht die ganze EU. Daher stehe die Forderung, dass es Nachqualifizierungen geben müsse, damit die hiesigen Abschlüsse im Ausland anerkannt werden könnten. Es gebe in Deutschland keinen nennenswerten Qualitätsmangel durch den derzeitigen Ausbildungsrahmen. Die Pflegeverbände seien zwar für die Neuordnung, wüssten aber auch, dass das duale System in Deutschland eine gute Qualität garantiere und nicht von heute auf morgen geändert werden könne. In jedem Fall müsse ein Weg gefunden werden, um die Anerkennung der deutschen Ausbildung auch unter der neuen EU-Richtlinie zu sichern.

Die Durchlässigkeit des Ausbildungssystems sei ein großer Vorteil in Deutschland, sagte Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD). Das Gros der Ausbildung werde daher weiterhin in Fachschulen stattfinden. Dennoch habe die Politik immer die Aufgabe, über Änderungen nachzudenken, das geschehe auch. "Wir werden stärker in die generalistische Ausbildung der Pflegeberufe gehen", erläuterte Dreyer. Auch über die Weiterentwicklung der akademischen Ausbildung sei nachzudenken, "wir werden die Akademiker neben den Nichtakademikern auch immer brauchen". Dreyer empfahl eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit dem Thema. "Wir haben sehr viele Menschen in der Pflege, die nach zehn Jahren im Beruf die Fachausbildung machen und dann sehr gute Fachkräfte werden", betonte sie.


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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 4/2012, Seite 4
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2012