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RHEINLAND-PFALZ/4646: Archäologische Funde auf dem Gelände des Deutschhauses (Landtag Rheinland-Pfalz)


Landtag Rheinland-Pfalz - Pressemitteilung vom 13. Dezember 2017

Qualitativ hochwertiger Eckquader mit reichen Verzierungen geborgen

Fund wird noch wissenschaftlich untersucht


Bei den archäologischen Grabungsarbeiten der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) auf dem Gelände des Deutschhauses, dem Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesarchäologie derzeit dabei, die Reste der römischen Stadtmauer freizulegen. Aktuell sind etwa ein Dutzend Steinquader im Erdreich zu erkennen. "Wie zur Römerzeit üblich", erklärt die Leiterin der GDKE-Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz, Dr. Marion Witteyer, "wurden für die Stadtmauer gerne die aufgegebenen Reste nicht mehr genutzter bzw. eigens für den Stadtmauerbau abgerissener älterer Bauwerke verwendet". So findet man im Stadtmauerwerk einerseits unscheinbare Steinquader, aber hin und wieder auch verzierte Spolien oder Teile davon.


Gut erhaltener römischer Eckquader entdeckt

Beim groben Freilegen der Steine wurde nun ein reliefverzierter Eckquader in einer qualitativ hochwertigen Ausführung entdeckt. Der etwa eine Tonne schwere Stein wurde von den Mitarbeitern der Landesarchäologie unter tatkräftiger Unterstützung der Firma Züblin geborgen, um ihn wissenschaftlich untersuchen zu können. "Er ist ganz offensichtlich römisch", so Dr. Witteyer, "nach erstem Anschein vermutlich 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr., man erkennt sehr gut erhaltene Voluten, ein lesbisches Kyma (eine mit herzähnlichen Blättern versehene Zierleiste), ein gefäßähnliches Objekt und eine schlangenartige Verzierung." Insgesamt präsentiert sich der rund 2000 Jahre alte Stein in einem sehr gut erhaltenen und aussagekräftigen Zustand.

Der reliefverzierte Quader stammt - wie die Erfahrung der Archäologen zeigt - am Wahrscheinlichsten von einem römischen Großbau, der wohl in der Nähe des jetzigen Fundorts war, da die Römer Steine dieser Größe und Gewichtsklasse vorzugsweise über kurze Distanzen transportiert haben: "Wir können heute nur spekulieren, ob er etwa vom Statthalterpalast, einem anderen Großbau oder von einem Grabbau stammt", so Witteyer.


Sanierung im Zeitplan

Landtagspräsident Hendrik Hering sagte, dass die Baustelle sich immer mehr zu einer wahren Fundgrube für die Archäologen entwickelt habe. So habe man im Sommer beispielsweise eine seltene Goldmünze aus dem 7. Jahrhundert, zwei Dutzend steinerne Kanonenkugeln, Mauerfragmente mittelalterlicher Keller, einen historischen Abwasserkanal und eine Mauerkrone aus römischen Steinquadern gefunden. Die Funde veränderten jedoch den Zeitplan nicht und das frisch sanierte Landtagsgebäude soll laut Hendrik Hering im Jahr 2020 bezogen werden.

Auch für den Generaldirektor der GDKE, Thomas Metz, zeige sich einmal mehr, "was für ein wunderbares kulturelles Erbe in unserem Erdreich schlummert, auch wenn wir nicht alles bergen und der Öffentlichkeit zugänglich machen können, freuen wir uns ganz besonders über solch herausragende Fundstücke, die uns wie ein Fenster in die Vergangenheit unschätzbare Einblicke gewähren."

Nach eingehender wissenschaftlicher Untersuchung soll das "hochqualitative Objekt" im kommenden Jahr im Landesmuseum Mainz ausgestellt und damit der interessierten Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die restlichen, tonnenschweren Quader der römischen Stadtmauer werden in den nächsten Wochen so weit möglich freigelegt, erfasst, fotografiert, dokumentiert und verbleiben aber im Erdreich. An der Stelle, wo der reliefverzierte Eckquader entnommen wurde, wird ein Stellvertreterstein von gleichen Ausmaßen platziert und mit einem Fundzettel aus Metall versehen. "Wir wollen damit späteren Generationen, die hier eventuell einmal Ausgrabungen vornehmen werden, die notwendigen Informationen über den Verbleib des fehlenden Steins geben", erklärt Witteyer.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Dezember 2017
Landtag Rheinland-Pfalz
Herausgeber: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2017

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