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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1909: "Echte Zahlen" zum Unterrichtsausfall (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 09 - Dezember 2012

"Echte Zahlen" zum Unterrichtsausfall
Neues Datenbanksystem kommt / Streit um Vertretungsfonds



Die Landesregierung kommt Forderungen der Landtagsfraktionen nach und will das "Online Datenbank-Informationssystem Schulen" (ODIS) überarbeiten. Das System, das die Fehlstunden dokumentiert, soll künftig mit den schulischen IT-Strukturen kompatibel und weniger bürokratisch sein - und damit "einen Mehrwert für eigene Strategien der Lehranstalten gegen Unterrichtsausfall" bieten, so Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos). Streit gab es dagegen beim Thema Vertretungsfonds: CDU und FDP fordern, den zwölf Millionen Euro schweren Geldtopf weiter aufzustocken. Rot-Grün-Blau lehnt dies ab.


Die derzeit existierenden Zahlen zum Unterrichtsausfall bilden nicht den realen Sachstand ab. Darin waren sich Redner aller Fraktionen und die Ministerin einig. Denn: Die Schulen hätten viele Formen gefunden, ausfallende Schulstunden zu kompensieren, ohne dass sich dies in der Statistik niederschlägt - beispielsweise, wenn ein Lehrer zwei Klassen parallel betreut. Mehrfach wurde angemerkt, dass in dem letzten Bericht zur Unterrichtssituation ein Ausfall von rund 3,0 Prozent an Gymnasien vermerkt ist, der Landesrechnungshof dagegen auf zehn Prozent kommt, weil er andere Parameter heranzieht.

Zusammenfassend sagte Anke Erdmann (Grüne): "Wir wollen künftig einen anderen Bericht, der den Schulen nicht suggeriert, die Politik hätte eine kollektive Wahrnehmungsstörung." Sven Krumbeck (Piraten) forderte künftig auch zu hinterfragen, warum Lehrer krank werden und welche Krankheit sie haben, "damit wir mit einem modernen Gesundheitsmanagement kontern können".

Grundsätzlich monierte die Opposition allerdings, dass die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung zur Bekämpfung des Unterrichtsausfalls nicht ausreichen würden: So habe die Ministerin im Sommer zwar ein diesbezügliches Konzept sowie weitere Schritte angekündigt, jedoch sei "nichts von dem bisher auch nur angefangen worden". Anita Klahn (FDP) warf der Nord-Ampel zudem vor, sie streiche den Vertretungsfonds "aus politischen Gründen zusammen, um das Geld in Differenzierungsstunden der Gemeinschaftsschulen fließen zu lassen". Das sei "Retro-Politik".

Jette Waldinger-Thiering vom SSW bezeichnete den Vertretungsfonds dagegen als "allerletztes Hilfsmittel, wenn Lehrkräfte längerfristig nicht da sind". "Wir setzen auf personelle Verbesserung und nicht auf Vertretung", sagte Ministerin Wende.

Die Anträge wurden zur Beratung an den Bildungsausschuss überwiesen.

(Drucksachen 18/278, /305)

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 09 im Dezember 2012, S. 8
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2013