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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1928: Lehrerausbildung - Streit um neue Struktur, um Gewinner und Verlierer (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 01 - Januar 2013

Lehrerausbildung: Streit um neue Struktur, um Gewinner und Verlierer
Speckt Uni Flensburg ab? / Werden Gymnasien geschwächt?



Wissenschaftsministerin Waltraud Wende (parteilos) will die Lehrerausbildung auf neue Beine stellen. Sie will alle Lehrer für das 5. bis 13. Schuljahr, ob für das Gymnasium oder für Gemeinschaftsschulen, in einem gemeinsamen Studiengang ausbilden lassen, und das in Kiel und in Flensburg. Weiterhin hob sie in einem von der FDP beantragten Bericht hervor, eine Lösung zu verfolgen, die keinen der beiden Hochschulstandorte "als Verlierer" dastehen lasse. Vielmehr gehe es um die Frage, welche Art der Ausbildung wo sinnvoll sei. Mit Blick auf die Qualitätsanforderungen sei es notwendig, sich die Standorte und deren Struktur genau anzusehen, sagte Wende, die vor ihrem Wechsel in die Regierung Präsidentin der Uni Flensburg war.


Bei der Opposition stieß die von Wende geplante Zusammenlegung der Ausbildung für Gymnasial- und Gemeinschaftsschullehrer auf heftige Kritik. Das Modell des Sekundarstufenlehrers, mit dem die Pädagogen befähigt werden sollen, alle Schüler vom 5. bis zum 13. Schuljahr zu unterrichten, wäre gleichbedeutend mit einer "Schwächung der Schulform Gymnasium", so Christopher Vogt von den Liberalen. Zudem warnte er mit Blick auf die höheren Gehälter von Gymnasiallehrern vor einer Belastung für den Haushalt. Denn, so Vogt: Für die "gleiche Ausbildung" müssten die Lehrer an Gemeinschaftsschulen dann auch gleich bezahlt werden.

Die Lehrerausbildung müsse sich an den Schulen orientieren, die es im Land gibt, argumentierte Daniel Günther (CDU) in dieselbe Richtung. Er sprach sich für eine Ausbildung von Regionalschul- und Gemeinschaftsschullehrern in Flensburg und von Gymnasiallehrern in Kiel aus. Auf diese Weise würde keiner der beiden Ausbildungsstandorte in seiner Exixtenz gefährdet. Hintergrund: Da in der Grenzstadt voraussichtlich nicht alle Fächerkombinationen möglich sein werden, befürchtet Günther einen Aderlass in Flensburg und eine Abwanderung vieler Studenten nach Kiel. Einen Antrag der Union für die Beibehaltung der schulartenbezogenen Ausbildung lehnten mit der Koalition auch die Piraten ab.

Die Regierungsfraktionen untermauerten den Abkehrkurs von der schulartbezogenen Ausbildung: Die Vermittlung von Zusammenhängen, sozialer Kompetenz oder Teamfähigkeit sei zunehmend wichtiger, "statt altes Faktenwissen zu pauken", sagte Rasmus Andresen (Grüne). Und Martin Habersaat (SPD) nannte den Bericht der Ministerin einen "ersten Zwischenstand". Er warb dafür, "die bestmögliche Förderung für jeden einzelnen Schüler zu erreichen.

Es gehe nicht darum, einen Standort gegen den anderen auszuspielen, griff Jette Waldinger-Thiering (SSW) die Auseinandersetzung um die Ausbildungsstandorte auf, "sondern so auszubilden, wie es der Beruf später verlangt". "Wir wollen gute Konzepte für gute Lehrer", schloss Uli König von den Piraten an. Deshalb sei es notwendig, dass die Ministerin ihr Konzept mit belastbaren Zahlen belege.

(Drucksachen 18/371, /388)

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 01 im Januar 2013, S. 10
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2013