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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2040: Kieler Frieden 1814 - Festakt zum Jubiläum (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

SCHLESWIG-HOLSTEIN IN EUROPA
Kieler Frieden 1814:
Festakt erinnert an Norwegens Schritt Richtung Eigenständigkeit



Vor 200 Jahren wurde Schleswig-Holstein zum Kriegsschauplatz - und Kiel zum Ausgangspunkt einer neuen Friedensordnung für Skandinavien. Der Kieler Frieden von 1814 ebnete den Weg in die norwegische Unabhängigkeit. Zum runden Jubiläum kamen viele hochrangige Gäste aus Oslo an die Förde.


Im damals beschaulichen Universitätsstädtchen Kiel wurde am 14. Januar 1814 europäische Geschichte geschrieben, mit Nachwirkungen bis in die heutige Zeit. Der Kieler Frieden beendete die dänische Herrschaft über Norwegen - ein großer Schritt für das Land in Richtung Eigenständigkeit. Zum runden Jubiläum reiste eine hochrangige norwegische Delegation per Fähre aus Oslo nach Kiel, wo Landtag, Landesregierung und Stadtverwaltung ein Feierprogramm aufgelegt hatten. Höhepunkt: ein Festakt im Kieler Schloss.

Die Umstände, unter denen der Kieler Frieden zustande kam, waren alles andere als friedlich. Denn die gerade einmal 7.000 Einwohner zählende Fördestadt wurde im Winter 1813/14 zum Heerlager. Rund 8.000 schwedische Soldaten und russische Kosaken mit ebenso vielen Pferden hatten Kiel besetzt und mussten von der Bevölkerung versorgt werden. Das gestaltete sich schwierig, zumal die dänischen Truppen zuvor bei ihrem Abzug die Stadtkasse mitgenommen hatten. Schnee und arktische Temperaturen machten den Menschen zusätzlich zu schaffen - verhinderten aber, dass sich der unter den Verwundeten grassierende Typhus zur Epidemie ausweitete.

Vom "Jammer und Unglück des Krieges" ist dann auch im Text des Kieler Friedens die Rede, an deren Stelle das "Glück des Friedens" treten sollte. "Das war mehr als ein bloße Floskel", wie Landtagspräsident Klaus Schlie bei der deutsch-norwegischen Feierstunde im Kieler Schloss betonte: "Für den Norden Europas brachen friedliche Zeiten an."

In der Tat haben Dänemark, Schweden und Norwegen seit Abschluss des Kieler Friedens keinen Krieg mehr untereinander geführt. Das war jedoch ein historisches Zufallsprodukt. Denn die schwedischen Truppen waren vor allem ins dänisch regierte Schleswig-Holstein vorgedrungen, um die Vorherrschaft Kopenhagens zu brechen. Die Schweden waren im Oktober 1813 bei der Leipziger Völkerschlacht am Sieg gegen Napoleon beteiligt und wandten sich nun gegen Dänemark, das den französischen Kaiser unterstützt hatte. Letzte Gefechte wurden bei Bornhöved und bei Sehestedt ausgetragen, bevor das Heer kurz vor Weihnachten in Kiel einzog. Der Befehlshaber, Schwedens späterer König Jean-Baptiste Bernadotte, errichtete im Buchwaldschen Hof in der Dänischen Straße sein Quartier. Dort unterzeichneten Diplomaten aus Dänemark sowie den Siegermächten Schweden und Großbritannien den Friedensvertrag. Die Dänen verloren dabei ihre über vier Jahrhunderte andauernde Vorherrschaft über Norwegen und damit ihre Großmachtstellung in Nordeuropa.

Doch auch die Norweger waren zunächst alles andere als begeistert, wurde am Kieler Verhandlungstisch doch über ihre Köpfe hinweg entschieden. "In Norwegen fand es niemand gut", so Vize-Außenminister Bård Glad Pedersen beim Festakt im Schloss, "dass sein Vaterland wie eine Provinz einfach vom einen zum anderen weitergegeben wurde". Die Folge: In Oslo brach eine Revolte gegen die neuen schwedischen Herren los, und die Norweger gaben sich am 17. Mai 1814 eine eigene Verfassung - "ein radikal-liberales Grundgesetz, das in weiten Teilen heute noch gilt", wie der norwegische Botschafter Sven Erik Svedmann beim Festakt betonte. Im August 1814 setzten die Norweger ihre Verfassung dann gegen die neuen Landesherren durch. Auch wenn sich das Land der Fjorde erst 1905 endgültig von Stockholm lossagte, gilt der Friedensschluss von 1814 als Ursprung der norwegischen Eigenständigkeit. Und: Dass der Weg in die norwegische Unabhängigkeit in Kiel geebnet wurde, wisse in ihrem Land heute jedes Schulkind, wie die norwegischen Gäste unterstrichen.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 im März 2014, S. 5
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2014