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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2063: Samiah El Samadoni ist Schleswig-Holsteins neue Bürgerbeauftragte (Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juli 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Samiah El Samadoni ist Schleswig-Holsteins neue Bürgerbeauftragte



"Es geht um soziale Gerechtigkeit"

Wachwechsel im Amt der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten: Im Mai hat Samiah El Samadoni den Posten von Birgit Wille übernommen, die nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal antrat. El Samadoni ist Juristin, hat in ihrer Geburtsstadt Kiel und in Kairo die Schule besucht und war als Rechtsanwältin, im schleswig-holsteinischen Innenministerium und beim Landkreistag tätig. Bei der geheimen Wahl im Landtag erhielt die 43-Jährige breiten Zuspruch: 52 von 69 Abgeordneten votierten für sie. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. El Samadoni ist verheiratet und hat ein Kind.

Die Bürgerbeauftragte vertritt die Interessen von Hilfesuchenden gegenüber den Behörden und gibt der Politik Hinweise, wo im Sozialrecht der Schuh drückt. Über ihre Pläne für das neue Amt sprach Samiah El Samadoni mit der Landtagszeitschrift:


LSH: Frau El Samadoni, was reizt Sie an der Aufgabe der Bürgerbeauftragten?

El Samadoni: Ganz einfach gesagt: Es geht um soziale Gerechtigkeit. Für mich persönlich ist die Gerechtigkeit auch der Grund gewesen, Jura zu studieren. Ich freue mich darauf, für diejenigen einzutreten, für die der Weg zum Anwalt nicht so einfach ist, die nur das Existenzminimum haben. Bei Auseinandersetzungen und Problemen will ich zwar in erster Linie die Bürgerinnen und Bürger beraten. Aber ich setze auch auf eine gute Kommunikation mit den Behörden, damit ich letztendlich die Interessen der Hilfesuchenden so effektiv vertreten kann, dass am Ende die Gerechtigkeit siegt.


LSH: Was sind Ihrer Meinung nach die derzeit dringlichsten sozialen Probleme im Land?

El Samadoni: Ein Problem ist sicherlich der demographische Wandel. Hier werden die Fragestellungen zu den Hilfeleistungen zur Pflege sicherlich anwachsen, besonders, wenn die nächste Stufe der Pflegereform umgesetzt wird. Zunehmend beschäftigen werden uns mit Sicherheit auch die weiterhin steigenden Energiepreise. Für alle Menschen, die sich in der Grundsicherung am Existenzminimum befinden, sind zum Beispiel Heizkosten-Nachzahlungen ein ernstes Problem. Weiterhin glaube ich, dass uns auch die zunehmende Digitalisierung stark beschäftigen wird. Hier muss man sehr genau darauf achten, nicht zusätzliche Hürden aufzubauen. Es gibt einfach einen Teil der Bevölkerung, der ist nicht so bewandert in der Technologie.


LSH: Was schlagen Sie vor?

El Samadoni: Es muss immer möglich bleiben, ein Formular in Papierform zu bekommen und nicht nur zum Herunterladen im Internet. Und es muss immer möglich sein, direkt mit einer Behörde zu kommunizieren und nicht nur mit einem Call-Center.


LSH: Sie sprachen es bereits an: Immer mehr Menschen fürchten um ihre Rente, fürchten dass sie bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit die Kosten nicht tragen können. Was sagen Sie ihnen?

El Samadoni: Ihre Ängste sind nicht ganz unbegründet. Wenn ich eine umfassende Lösung hätte, dass wir alle optimale Pflege und Versorgung im Alter bekommen und auch dafür, das alles finanzieren zu können, dann würde ich an ganz anderer Stelle sitzen. Klar ist, wir müssen uns vor dem Hintergrund des demographischen Wandels bereits jetzt auf den Weg machen, um Lösungen zu finden. An der Grenze zwischen der Verantwortung der Gesellschaft und der Verantwortung des Einzelnen muss sicherlich noch nachjustiert werden.


Die ausführliche Fassung des Interviews finden Sie unter:
www.sh-landtag.de

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juli 2014, S. 10
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
Referat für Öffentlichkeitsarbeit, L143,
Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel
Tobias Rischer (verantwortlich)
Telefon: 0431/988 1120
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2014