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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2224: Von Wölfen und Schafen (Der Landtag)


Der Landtag - Nr. 03 / September 2018
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Von Wölfen und Schafen


Wie geht's weiter mit dem Wolf? Die AfD will "Problemwölfe", die Schafe, Kälber und Fohlen reißen, zur Jagd freigeben und eine "Obergrenze des Bestandes" festlegen. Demgegenüber setzen Jamaika, SPD und SSW weiter auf den bisherigen Mix aus Beobachtung, Aufklärung der Bevölkerung, Schutzzäunen sowie finanzieller Entschädigung, falls das Raubtier zubeißt. Abschüsse sollen nur im Ausnahmefall möglich sein. Allerdings gab es Anfang September auch innerhalb der Koalition unterschiedliche Meinungen.


Es gehe nicht darum, den Wolf, der nach 100 Jahren wieder im Lande heimisch sei, erneut auszurotten, betonte Volker Schnurrbusch (AfD). Ziel sei es, "nur problematische Tiere durch Schutzjagden zu entnehmen". "Der Wolf ist streng geschützt, und das ist auch gut so", erwiderte Marlies Fritzen (Grüne). Sie warf der AfD "populistische Angstmacherei" vor. Eine Aufnahme ins Jagdrecht lehnte sie ab: "Das hilft im Moment gar nichts."

"Die FDP befürwortet eine Aufnahme ins Jagdrecht", sagte dagegen der Freidemokrat Oliver Kumbartzky. "Die Tierhalter wollen ihre Tiere in Sicherheit wissen", und auch das "Sicherheitsgefühl der Menschen" sei zu beachten. Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) schloss die Aufnahme ins Jagdrecht nicht aus, allerdings sei es bis dahin "noch ein weiter Weg". Auch das geltende Recht biete die Möglichkeit, "die Entnahme eines Wolfs vorzunehmen". Zunächst gehe es aber darum, das "Wolfsmanagement" ständig an die aktuelle Lage anzupassen. Albrecht traf sich unmittelbar nach der Debatte mit Schafhaltern von der Halbinsel Eiderstedt, für Oktober plant er ein Treffen mit ehrenamtlichen Wolfsbeobachtern. Der Umwelt- und Agrarausschuss will sich Anfang Dezember mit den Beteiligten austauschen.


Der Wolf ist nicht das einzige Problem, das die Schäfer im Lande umtreibt. Das geht aus einem Bericht der Landesregierung hervor, der ebenfalls im September Thema im Parlament war.

Etwa 1.100 Schäfer gibt es derzeit im Lande. Lediglich 100 davon sind hauptberuflich tätig, der Rest betreibt die Schäferei im Nebenerwerb oder als Hobby. Die Schafhirten leiden unter hohen Pachtgebühren, niedrigen Marktpreisen und der gesunkenen EU-Agrarförderung. Schäfer werden seit 2007 nicht mehr entsprechend ihrer Produktion an Wolle, Milch und Fleisch bezuschusst. Sie haben nur noch Anspruch auf eine Flächenprämie von 300 Euro je Hektar, wie andere Landwirte auch. Vor diesem Hintergrund machte sich Kirsten Eickhof-Weber (SPD) für eine spezielle "Schafprämie" stark: "Weg von der Flächenprämie, hin zu einer eindeutigen Umweltorientierung, die auch die tierhaltenden Betriebe und das Tierwohl berücksichtigt." Der Christdemokrat Heiner Rickers sah das anders: "Für die CDU wäre das eine Abkehr von der Orientierung der Agrarpolitik am Marktgeschehen."

202.000 Schafe gibt es im Lande, mehr als 70 Prozent leben an der Westküste. Dort erfüllen sie einen wichtigen "Nebenjob": Sie halten die Grasnarbe kurz und treten die Deiche fest. "Schafe sind Küstenschutz auf vier Beinen", stellte Flemming Meyer (SSW) klar.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 03 / September 2018, S. 20
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
Schleswig-Holsteinischer Landtag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2018

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