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AUSSEN/1199: Frank-Walter Steinmeier zum Tode von Basil Mathiopoulos


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 29. März 2013

Frank-Walter Steinmeier zum Tode von Basil Mathiopoulos

Anlässlich der Beisetzung des griechischen Journalisten und Willy-Brandt-Freundes Basil Mathiopoulos erklärt der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter Steinmeier:



Basil Mathiopoulos ist tot. Europa trauert. Überall, in seiner Heimat Griechenland, hier bei uns in Deutschland, wo er über viele Jahre Zuflucht gefunden hatte, nicht zuletzt in meiner Partei, der er eng verbunden war, erinnern sich die Menschen an einen der entschlossensten Verteidiger der griechischen Demokratie im 20. Jahrhundert. Für sein mutiges und entschlossenes Eintreten gegen die griechischen Obristen, die sich 1967 an die Macht geputscht hatten, wurde er von vielen Menschen hoch geachtet und verehrt. Wie viele seiner Mitgefährten war er in seinem Kampf für Freiheit und Demokratie von Verfolgung und Verhaftung bedroht. Nur dem Einsatz des damaligen bundesdeutschen Außenministers Willy Brandt war es zu verdanken, dass er im Putschjahr 1967 vor der Internierung durch die Junta gerettet wurde. Willy Brandt, mit dem Basil schon eine lange und enge Freundschaft verband und die deutschen Sozialdemokraten haben Basil Mathiopoulos fortan in seinem Kampf gegen die Willkürherrschaft der Militärs nach Kräften unterstützt.

Aus dem deutschen Exil schrieb Basil als freier Journalist für eine Reihe deutscher Zeitungen. Und er war die bis heute unvergessene demokratische Stimme aus dem Kölner Studio der "Deutschen Welle" in Griechenland - dem einflussreichsten ausländischen Medium während der Obristen-Zeit.

In der Trauer um unseren Freund erinnern wir uns, wie jung Freiheit und Demokratie nicht nur in den Staaten Mittel- und Osteuropas noch immer sind. Basil Mathiopoulos und seine Mitstreiter überall in Europa haben mit ihrem Einsatz zur Überwindung der griechischen Militärdiktatur bewiesen, was europäische Solidarität bewirken kann. Und wir tun gut daran, uns dessen zu erinnern - gerade in diesen Tagen der Krise, die zeigen wie verletzlich Einheit und Freiheit in Europa sein können und wie sehr wir Sorge tragen müssen, dass die Europäische Union bei der Lösung der Krise nicht schweren, vielleicht irreparablen Schaden nimmt.

In einem seiner letzten Texte hat Basil Mathiopoulos von einem gemeinsamen Spaziergang mit Willy Brandt 1981 auf Zypern geschrieben. In einem kleinen Dorf seien die beiden mit einer alten Bäuerin ins Gespräch gekommen, von ihr sodann eingeladen und bewirtet worden. Willy Brandt war der bekannte Politiker, Staatsmann und Friedensnobelpreisträger. Und doch betrat er das Haus der Bäuerin als einfacher Bürger.

Diese kleine Episode verrät viel über den Geist, mit dem in jenen Tagen europäische Angelegenheiten behandelt wurden - ein Geist, der sich wohltuend von der peinlichen Überheblichkeit und Streber-Rhetorik abhebt, die wir gerade ertragen müssen. Es ist dieser menschliche Zugang, der heute bisweilen fehlt und der ganz sicher helfen würde, in unserem von der Krise zerrissenen Kontinent mehr Verständnis, für die Menschen in den verschiedenen Ländern Europas aufzubringen.

Basil Mathiopoulos wird am Samstag in Athen beigesetzt. Wir Sozialdemokraten werden sein Andenken in Ehren bewahren.

Copyright 2013 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 423 vom 29. März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2013